Bochum. Der VfL Bochum macht durch das 2:1 gegen Fürth einen Riesenschritt Richtung Klassenerhalt. Fans und Mannschaft feiern Maxim Leitsch.

Maxim Leitsch muss noch mächtig an seiner Performance arbeiten. Das gemeinsame Jubeln mit den Fans, das Vorbereiten der gemeinsamen Welle mit den Unterstützern auf den Rängen, fiel dem Innenverteidiger des VfL Bochum nach dem 2:1-Sieg gegen Greuther Fürth sichtlich schwer. Sein Trikot hatte er schon verschenkt, in der Hand hielt er eine Vergrößerung seiner Spezialkarte der Fußballsimulation Fifa22.

Glückliches Ende einer emotionalen Woche für Maxim Leitsch

Leitsch war von seinen Mitspielern in Richtung Fans geschoben worden. Er schien froh, als er aus dem Mittelpunkt der Feierlichkeiten heraustreten konnte. Dass er sich darin wiederfand, war abzusehen. Im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen den SC Freiburg hätte er in der letzten Minute der Verlängerung bei einem Zweikampf den Ball nur aus dem Stadion treten müssen. Das Spiel wäre dann wohl mit größter Sicherheit ins Elfmeterschießen gegangen, es hätte andere Unglücksvögel oder Glückspilze im VfL-Trikot gegeben.

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Leitsch aber traf den Ball nicht richtig, Roland Sallei nutzte den Fehler zum 2:1. Es war der Siegtreffer für die Freiburger. Der VfL Bochum schied unglücklich aus dem Pokal aus. Leitsch wurde hernach von wirklich allen getröstet. Von Trainer Thomas Reis, von Sportdirektor Sebastian Schindzielorz, von allen Mitspielern, auch von den Fans. Sie feierten ihn auch vor dem Spiel gegen Fürth. Einen Vorwurf hörte er nicht. Thomas Reis hatte für ihn den Hinweis des Trainers, der selber Bundesliga-Abwehrspieler war: „Da muss er durch, wenn er ein großer Spieler werden will.“

Leitsch erzielt sein erstes Bundesliga-Tor überhaupt

Dass Leitsch gegen Greuther Fürth zur Führung traf, muss beim Sport dann zwingend mit „ausgerechnet“ verbunden werden. Wer sonst, wenn nicht Leitsch, der Unglücksvogel vom Pokalabend unter Flutlicht, sollte gegen Fürth das Tor zum 1:0 machen? Es war sein erstes Bundesliga-Tor überhaupt (35.).

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Schwierig sah es nicht aus. Eduard Löwen hatte seinen Freistoß schon so genau geschossen, dass Fürths Torwart Andreas Linde den Ball nur mit Mühe an die Innenseite des Pfostens lenken konnte. Von da prallte er zurück in Richtung Tormitte. Leitsch musste nur noch seinen Fuß hinhalten. Der Bochumer war zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle.

VfL-Trainer Thomas Reis: "Jetzt darf er nur nicht abheben"

„Ich wollte volle Kanne mal reinlaufen“, sagte Leitsch bei einem der zahlreichen Interviews, die er nach seinem Tor und dem Sieg geben durfte. „Ich hatte eigentlich damit gar nicht gerechnet, weil der Torwart den Ball ja fast schon hatte. Dann war der Ball plötzlich vor mir, und ich habe ihn reingestochert. Das tut natürlich gut.“

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Davon ging auch Reis aus. „Es war das Wichtigste, dass er wieder Stabilität zeigt, nicht überdreht, um vielleicht etwas wiedergutzumachen, denn er musste nichts wiedergutmachen. Ich bin froh, dass er sogar ein Tor erzielt hat, das tut ihm sicher gut. Jetzt darf er nur nicht abheben, aber dafür sorgt schon die Mannschaft.“

Die darf auch in dieser Saison wieder als solche bezeichnet werden. In der Aufstiegssaison war die große mannschaftliche Geschlossenheit schon der Schlüssel zum Erfolg. Reis gibt viel vor, überlässt aber auch viel der Mannschaft. Nach dem Aufstieg und einigen personellen Veränderungen dauerte es etwas, bis sich die neue, weiterhin sehr flache Hierarchie im Team etabliert hatte. Längst aber ist das Team gefestigt genug, um nach Niederlagen, Rückständen oder unglücklichen Gegentoren nicht die Ruhe zu verlieren und weiter auf die eigenen Stärken zu vertrauen.

Bochumer haben 32 Punkte, Klassenerhalt Lohn harter Arbeit

So wie nun auch wieder gegen Fürth. Nach dem Fürther Ausgleich zum 1:1 durch ein Eigentor von Armel Bella-Kotchap (67.) brauchte das Team nur vier Minuten, um wieder in die Spur zu finden. Anthony Losilla war es, der das 2:1 und damit erneut den Siegtreffer gegen Fürth erzielte. Im Hinspiel hatte er für das 1:0 und damit für den einzigen Treffer des Spiels gesorgt. Fast noch mehr als über sein Tor freute sich Losilla diesmal über das Tor von Leitsch. Am Mittwoch war der Kapitän einer der Ersten, die Leitsch Trost gespendet hatten. „Er ist so ein guter Mensch, ein wichtiger Spieler für uns. Er hat heute wieder gezeigt, was für ein toller Fußballer er ist.“

Nach 25 Spieltagen liegt der Aufsteiger auf Platz elf, er hat 32 Punkte. Acht Punkte sind es noch bis zur 40-Punkte-Marke, die gerne auch den Zusatz „magisch“ bekommt. Magisch indes wäre der Klassenerhalt der Bochumer keineswegs. Er wäre das Resultat guter Arbeit, von Hingabe auf dem Platz von Spielern, die sich schwer damit tun, die Welle mit den Fans vorzubereiten.