Bochum. Lauter Jubel in Bochum: Nach dem 2:1 gegen Greuther Fürth hat der VfL in der Bundesliga neun Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang 16.
Der VfL Bochum hat einen Riesenschritt zum Klassenerhalt geschafft. Gegen Schlusslicht Greuther Fürth setzte sich der Aufsteiger verdient mit 2:1 (1:0) durch und hat als Tabellenelfter nun neun Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang 16. Zum Ende der „Englischen Woche“ mit zwei bitteren Niederlagen gegen Leipzig (0:1) und Freiburg im Pokal (1:2 nach Verlängerung) sorgte Kapitän Anthony Losilla für den erlösenden Siegtreffer. Maxim Leitsch hatte Bochum in Führung gebracht, Armel Bella Kotchap mit einem Eigentor für den Ausgleich gesorgt.
Nach dem 120-Minunten-Fight gegen Freiburg änderte Trainer Thomas Reis seine Startelf auf vier Positionen. Für Patrick Osterhage begann Eduard Löwen im Zentrum, für Takuma Asano sollte Christopher Antwi-Adjei, der schon gegen Leipzig pausiert und im Pokal nur in der Verlängerung gespielt hatte, auf dem Flügel für Tempo sorgen, und Linksverteidiger Danilo Soares kehrte für Konstantinos Stafylidis auf seine Stammposition zurück.
Leitsch schon beim Aufwärmen von VfL-Fans gefeiert
Zudem begann Stürmer Sebastian Polter für den angeschlagenen Jürgen Locadia (Rückenprellung). Maxim Leitsch, der Unglücksrabe im Pokal, spielte wie gewohnt mit Armel Bella Kotchap in der Innenverteidigung – und wurde von den insgesamt 19.800 Fans schon beim Aufwärmen mit Sprechchören gefeiert. Nicht zum letzten Mal an diesem sonnigen Samstagnachmittag.
Fürth überzeugte zuletzt durchaus auch auswärts, ohne allerdings zu punkten. Trainer Stefan Leitl vertraute nach dem 1:1 gegen Köln zum vierten Mal der gleichen Startelf.
Bei herrlichem Sonnenschein und bestens aufgelegten Fans begann die Partie, vor der es diesmal keine Schweigeminute für die Opfer des Krieges in der Ukraine gab, recht zäh, abtastend, fehlerhaft auf beiden Seiten. Fürth agierte im gewohnten 4-4-2 mit Raute, Bochum im gewohnten 4-1-2-3. Eine erste Torannäherung nach Ballgewinn und Pass von Antwi-Adjei vergab Polter (10.), auf der anderen Seite verteidigte Bochum mehrmals inkonsequent, letztlich traf Jeremy Dudziak den Ball nicht richtig aus kurzer Distanz – Torwart Manuel Riemann schnappte zu.
VfL fehlt zunächst ein Tick Frische
Wie im Hinspiel können Standards in solch einer Partie ohne spielerischen Glanz entscheidend sein. Löwens erste Flanke flog viel zu weit, sein zweiter Versuch war ein Torschuss, den Andreas Linde wegfaustete, der Nachschuss von Antwi-Adjei ging klar vorbei (17.).
Dem VfL fehlte nach den umkämpften Partien gegen Leipzig und Freiburg offensichtlich ein Tick Frische, der Abstand zwischen Defensive und Offensive war jedenfalls zu groß, lange Bälle fanden die Mitspieler selten. Auch Riemann patzte, als er Itter anschoss, der Ball aber ins Toraus flog (26.). Und wenn es mal schnell ging, verzögerten die Bochumer – ebenso wie Fürth – den Abschluss zu lange. Wie Holtmann in Minute 28 nach Pass von Cristian Gamboa. Defensiv hatte der VfL Fürths Offensive aber weitgehend im Griff.
Die Fans, von denen sich vor allem in der Stehplatz-Ostkurve trotz mehrmaliger Appelle des Stadionsprechers nur wenige an die gebotene Maskenpflicht hielten, feuerten ihr Team weiter lautstark an. Und wurden belohnt.
VfL Bochum nimmt (Konter-) Fahrt auf
Polter holte einen Freistoß heraus am linken Strafraum-Rand. Löwens dritter Versuch war ein exzellenter. Der 25-jährige Freistoß-Spezialist zirkelte den Ball scharf Richtung Winkel. Torwart Linde, Latte und Pfosten verhinderten den direkten Einschlag, doch der heranstürmende Maxim Leitsch drückte den Ball über die Linie. Leitsch, der traurigste Pokalverlierer, erzielte im Spiel nach seinem folgenschweren Fehlpass gegen Freiburg sein erstes Saisontor, ein ganz wichtiges Tor (35.).
Fürth musste nun mehr tun, Bochum nahm an (Konter-)Fahrt auf, Gamboa packte eine Grätsche aus und sah Gelb – es ist seine Fünfte. Im nächsten Auswärtsspiel in Frankfurt ist der Rechtsverteidiger gesperrt.
Nach der Pause stürmte Bochum auf das Tor vor der Ostkurve, hatte die Partie im Griff, gewann die entscheidenden Zweikämpfe, attackierte früher und energischer, schmiss sich rein. Und zeigte Fußball: Rexhbecaj schickte Holtmann ins eins gegen eins, der Linksaußen setzte sich durch, bediente Polter, der aber eine halbgare Flanke Richtung Antwi-Adjei bevorzugte statt abzuziehen. Leichte Beute für Linde (51.).
Losilla lässt sich vor Tribüne feiern
Fürth blieb harmlos, Bochum war dem 2:0 näher. Holtmanns Schuss nach Ballgewinn des engagierten Löwen und Pass von Polter aber geriet zu schwach – und plötzlich stand es 1:1. Nach hoher Diagonal-Flanke war niemand bei Branimir Hrgota, der volley in den Fünfmeterraum schoss. Der Körper von Armel Bella Kotchap lenkte den Ball unhaltbar ins rechte Eck. Ein Eigentor bedeutete den unverhofften Ausgleich (64.).
Reis reagierte sofort, brachte Pantovic und Asano für Holtmann und Löwen. Asano prüfte nach feinem Übersteiger gleich Linde (67.). Bochum spielte auf Sieg. Und traf. Anthony Losilla traf. Wie schon im Hinspiel, als er mit seinem bis dato einzigen Saisontreffer den Erfolg eingeköpft hatte. Der Kapitän setzte sich im Strafraum nach schwacher Kopfball-Abwehr von Viergever durch, legte sich den Ball zurecht, schoss mit links ins Netz. Und feierte den Treffer, seinen zweiten Saisontreffer, ausgiebig mit seinen Kollegen vor der Tribüne. Schon im Aufstiegs-Finale gegen Sandhausen hatte Losilla das erlösende 2:1 erzielt. Der Kapitän, er ist auch der Mann der ganz wichtigen Tore.
„Das ganze Stadion hüpft“ hallte es durchs Ruhrstadion, fast jeder gewonnene Zweikampf wurde frenetisch gefeiert. Reis wechselte erneut doppelt, Blum und Stafylidis ersetzten Antwi-Adjei und Gamboa. Der VfL blieb Herr des Geschehens, war dem 3:1 nahe, etwa bei Danilo Soares‘ Schuss. Am Ende egal: Die Fans feierten ausgelassen ihre Mannschaft, die sich den Sieg gegen die nun im Abstiegskampf wohl endgültig aussichtslosen Fürther hart erkämpft und verdient hatten. Und damit dem Ziel Klassenerhalt jetzt ganz nahe sind.