Bochum. Die Arbeit gegen den Ball zeichnet den VfL Bochum aus. Cristian Gamboa ist einer der Stabilisatoren - und er hofft auf drei Bierchen am Sonntag.
Der Rasen auf dem oberen Trainingsplatz des VfL Bochum hat einige Löcher dazubekommen am Dienstagvormittag. Nach zwei freien Tagen stand sozusagen das Warm-Up an für die Englische Woche mit den Bundesliga-Spielen gegen Leipzig (27. Februar) und Fürth (5. März) sowie dem Pokalspiel gegen Freiburg (2. März). 24 Feldspieler ließen sich in den Spielformen auf keine Kompromisse ein. Warm-Up? Bochum pflügt um.
Mit fast allen Mann: Lediglich Simon Zoller fehlte, und Gerrit Holtmann spielte wegen seiner Muskelverhärtung, die ihn beim 1:1 in Stuttgart schon zu schaffen machte, nur am Anfang mit. Mittwoch, vielleicht auch erst Donnerstag soll der Flügelstürmer wieder komplett dabei sein, sagte Trainer Thomas Reis.
Arbeit gegen den Ball im Training: Trainer Reis lobt „die Gier“ seiner Jungs
Zum Abschluss hatte Reis eine Spielform mit drei Teams gewählt, die das Offensivspiel in Überzahl in den Fokus rücken sollte. Läufe in die Tiefe wollte er sehen, unter anderem. Und er sah: Mannschaften, die besonders aktiv waren, wenn sie gegen den Ball arbeiteten. Nicht der Schwerpunkt der Übung. Und doch ein Zeichen, das der Trainer positiv wertete. „Das zeigt, dass die Jungs Bock und die Gier haben, weiterhin gut zu verteidigen. Wenn wir das in der Liga weiter hinbekommen, halten wir auch die Klasse.“
Die stabile Defensivarbeit, die seit dem 0:7 in München die wenigsten Gegentore aller Bundesligisten zuließ (20 in 18 Partien), ist die Basis des bisherigen Erfolgs. Und einer der Stabilisatoren ist in diesem Jahr Cristian Gamboa.
Der gefeierte Bayern-Held, dessen Traumschuss in den Winkel zum 3:1 gegen den FC Bayern nach Beinschuss und Hackenvorlage von Patrick Osterhage die Fußball-Welt entzückte. Ein Tor, das vielleicht demnächst zur Wahl steht als Tor des Monats Februar. Gamboa, klar, würde diese Auszeichnung freuen. „Bayern aber“, sagt der Rechtsverteidiger nach der Einheit umgehend und ungefragt vor dem Kurzinterview mit dieser Redaktion,, „ist kein Thema mehr“. Und dabei lächelt er nicht einmal, was jenseits des Platzes gefühlt doch eher selten vorkommt.
Für Gamboa zählt erst einmal nur das Spiel gegen Leipzig
Eine Einstellung, die schon in Stuttgart zu sehen war. „Gegen Bayern haben wir ganz viele Dinge gut gemacht. Aber wir mussten den Kopf schnell freikriegen, das war nicht einfach. Denn in Stuttgart stand Abstiegskampf an. Das haben wir geschafft und einen ganz wichtigen Punkt geholt“, sagt Gamboa. Und jetzt habe er nur eine Partie im Kopf: die gegen Leipzig am Sonntag. Das Pokalspiel in der nächsten Woche, noch soll es keine Rolle spielen.
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Gamboa, Stamm-Rechtsverteidiger in der Aufstiegssaison, hat keine erstklassige Hinrunde hinter sich. Verletzungen noch aus der Vorsaison und vom zweiten Spieltag gegen Mainz (Ellbogen-Operation) warfen ihn zurück. Konstantinos Stafylidis, der von Hoffenheim ausgeliehene Linksverteidiger, erhielt auch nach Gamboas Rückkehr Mitte Oktober meistens den Vorzug bis zur Winterpause. „Stafy hat es auch gut gemacht“, sagt Gamboa, der überhaupt den gesamten Kader, den Teamgeist hervorhebt: „Wir haben 20 Spieler, die alle gut spielen können, das zeichnet uns aus.“
Gamboa erkämpft sich zu Jahresbeginn seinen Stammplatz zurück
Dennoch: Das häufige Reservisten-Dasein war keine ganz einfache Zeit für den heißblütigen Costa Ricaner, der in der Kabine einer der Gute-Laune-Typen ist beim VfL – auf dem Platz aber keinen Spaß versteht. Und spielen will, möglichst immer.
Stafylidis konnte zum Jahres- und Rückrundenstart wegen einer Coronainfektion nicht spielen, Gamboa übernahm wieder seinen Posten gegen Wolfsburg. Und überzeugte. Nur gegen Köln kam er von der Bank, in den weiteren sieben Pflichtspielen in diesem Jahr spielte er von Beginn an. Gamboa steigerte sich, krönte seinen Einsatz mit dem Bayern-Tor, seinem ersten Bundesliga-Treffer und zweiten Tor erst für den VfL, für den er seit Sommer 2019 spielt. Gamboa überzeugte auch in Stuttgart.
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„Die Hinrunde lief für mich nicht optimal, jetzt habe ich wieder mehr Vertrauen“, sagt der 32-Jährige, der im April zum dritten Mal Vater wird. „Alles läuft gut im Moment“, sagt der stolze Ehemann von Melissa Salazar und Papa zweier Söhne.
Gamboa freut sich auf die Heimspiele vor den Fans
„Drei Bierchen für drei Punkte“ gab es nach dem Sieg gegen die Bayern, auch diese akzentuierten Gamboa-Jubelworte mit einem glückselig sprechenden Rechtsverteidiger gingen um die Welt. „In Stuttgart gab es ein Bierchen im Bus, nur eines“, sagt Gamboa am Dienstag lachend. Eines halt für einen Punkt – gegen Leipzig, so sein Wunsch, dürfen es auch gerne wieder drei sein.
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Dabei setzt Gamboa auch auf die Zuschauerinnen und Zuschauer. Wohl 10.000 dürfen dabei sein. „Zuhause sind wir stark mit unseren Fans“, sagt der 32-Jährige. „Da ist alles möglich.“ Auch im Pokal gegen Freiburg. „Booah“, sagt er auf die entsprechende Frage, „Pokal, das ist ein Highlight, das pusht uns zusätzlich.“ Doch er kommt nach dieser Antwort, die Begeisterung mehr als erahnen lässt, schnell wieder auf den Liga-Alltag runter. „Mit dem Pokal beschäftige ich mich nächste Woche. Für mich zählt jetzt nur Leipzig, zu 100 Prozent. Für uns, für den Verein ist es das Wichtigste, das wir den Klassenerhalt schaffen.“