Bochum. Nach dem 0:7 geht es für den VfL Bochum gegen Stuttgart. Mit bis zu vier Wechseln ist zu rechnen. Eine Einordnung der Startelf-Alternativen.
Nach dem 0:7 in München zieht Trainer Thomas Reis die Zügel an. Im Training, in der Ansprache. Letztlich muss er elf Spieler ins Rennen schicken, denen er einen Heimsieg gegen den VfB Stuttgart am Sonntag (15.30 Uhr) zutraut.
Mit der Einheit am Dienstagvormittag war Reis zufrieden. In kleineren Gruppen ging es um das Kernthema Ordnung. Gemeinsam umschalten. Scharf und schnell spielen ohne unnötige Dribblings. Zum Beispiel. „Gegen Mainz und Hertha hatten wir eine gute Ordnung. Dann können wir unangenehm sein“, sagt Reis. In München ging die Ordnung komplett verloren.
In der Vorsaison mussten auch Zulj und Soares auf die Tribüne
Beteiligt waren alle Feldspieler. VfL-Ex-Trainer Peter Neururer warnte am Dienstag via Bild-Zeitung auch deshalb davor, dass der Trainer sich „nicht an einem arrivierten Spieler abarbeiten, ihn enteiern“ dürfe. In der meisterlichen Vorsaison enteierte Coach Reis zwei Führungskräfte nicht. Aber er setzte zu Beginn und auch am Ende Zeichen, als er zwei der wichtigsten Leistungsträger aus dem Kader strich oder auf die Bank setzte.
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Topscorer Robert Zulj durfte beim 3:2 in Würzburg am sechsten Spieltag nur zusehen und war beim 0:2 gegen Fürth gar nicht im Aufgebot. Der Rest ist Erfolgsgeschichte.
Trainer Thomas Reis hält sich alle Optionen offen
Linksverteidiger Danilo Soares durfte beim 4:3-Heimsieg gegen Hannover 96 am 29. Spieltag „aus verschiedensten Gründen“, so Reis damals, nicht einmal auf der Bank Platz nehmen. Auch beim folgenden Spiel in Heidenheim wurde Soares erst spät eingewechselt, ehe der Brasilianer auf seinen Stammplatz zurückkehrte. Der VfL stieg auf. Auch dank Zulj. Auch dank Soares. Auch dank dieser Maßnahmen?
Jetzt sagt Reis: „Wir bewahren kühlen Kopf. Ich schaue mir die Trainingswoche genau an und entscheide dann, wer sich anbietet und wer zu wem in welcher Formation am besten passt.“ Alles offen also. Dabei wird es zumindest für die Öffentlichkeit und damit für den Gegner wohl bis kurz vor dem Anpfiff bleiben.
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Klar ist: Mit den Mentalitätsspielern Simon Zoller und Cristian Gamboa sowie dem schnellen linken Innenverteidiger Maxim Leitsch fallen drei Stammkräfte definitiv aus. Das sind die Alternativen.
Innenverteidigung: Bella-Kotchap ist gesetzt, Lampropoulos „wackelt“
Innenverteidigung. Armel Bella-Kotchap ist 19 Jahre jung. Er glänzte gegen Mainz, überzeugte weitgehend auch in Köln. Allerdings war er seit Köln an zu vielen Gegentoren beteiligt. Auf seine Robustheit und sein Tempo aber wird Reis nicht verzichten.
Auf Vasileios Lampropoulos womöglich schon. Der 31-Jährige stabilisierte im Abstiegskampf die Abwehr in der 2. Liga. Für die Bundesliga fehlt ihm unter anderem die Geschwindigkeit. In Köln, gegen Hertha und erst Recht in München überzeugte er nicht.
Decarli hat keine Spielpraxis – Masovic könnte beginnen
Saulo Decarli ist seit dem 1. März 2020 (4:4 gegen Sandhausen) fast ohne Spielpraxis. In der Vorsaison spielte er nach langer Verletzung nur einmal von Beginn an und vier Mal ganz kurz. In dieser Saison machte der Schweizer gegen Hertha in den zehn Minuten nach seiner Einwechslung keinen stabilen Eindruck, ebenso nicht in den Testspielen. Ein Kandidat. Mehr wohl nicht.
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Womit Erhan Masovic ins Spiel kommt. Wirklich überzeugen konnte der 22-Jährige bei seinen erst neun, meist kurzen Einsätzen für den VfL zwar noch nicht. Bei seinen zwei Zweitliga-Spielen von Beginn an kam der Defensiv-Allrounder im defensiven Mittelfeldzentrum zum Zug, ebenso nach seiner Einwechslung gegen Mainz. Eine Reihe weiter hinten könnte seine Ruhe, die er ausstrahlen kann, helfen.
Außenverteidiger: Stafylidis, Soares und Bockhorn kämpfen um zwei Plätze
Außenverteidiger. Konstantinos Stafylidis und Danilo Soares besetzten diese nun zweimal in Folge. In München: ganz schwach. Soares hielt sich zu oft nicht an seine Position. In den vier Partien zuvor aber zählte der 29-Jährige zu den drei Spielern, die konstant Bundesliga-Niveau präsentierten, neben Zoller und Torwart Riemann.
Stafylidis ist ja Linksvereitiger, spielte bisher auf rechts. Begann stets giftig, ließ dann stets nach. Sollte sich der offensiv stärkere, schnellere Herbert Bockhorn im Training anbieten, hätte Bockhorn gute Karten.
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Mittelfeld-Zentrum: Mit Löwen und Kapitän Losilla ist zu rechnen
Mittelfeld-Zentrum. In München probierte es Reis mit der Aufstiegs-Formation, einem 4-2-3-1 mit Doppel-Sechs. Gegen Stuttgart dürfte er zum für diese Saison auserkorenen System mit einem Sechser und Doppel-Acht zurückkehren. Vier bis sechs Kandidaten gibt es.
Anthony Losilla ist der Kapitän. Er dürfte als Sechser die Nase vorn haben im Duell mit Robert Tesche. Als Achter könnte der laufstarke Elvis Rexhbecaj im Team bleiben.
Eduard Löwen erhielt gegen Berlin über die volle Distanz Spielpraxis und in München ab Minute 60. In beiden Partien enttäuschte er. Dennoch: Der 24-Jährige, auf dem große Hoffnungen ruhen, müsste gerade jetzt voran gehen. Er hat mehr Tempo, mehr Dynamik als Losilla oder Tesche, kann bei Standards erfolgreich sein. Kann.
Takuma Asano ist ein Kandidat für mehrere Positionen
Eine weitere Alternative wäre Takuma Asano, der aber eher über den Flügel kommt, zudem eher als Zehner oder hängende Spitze spielen kann. Der Japaner hat seine Verletzung auskuriert und ist bis Sonntag dann seit zwei Wochen wieder im Mannschaftstraining.
Er bringt Laufstärke, Tempo und eine gute Technik mit. Bisher fehlte ihm allerdings das Durchsetzungsvermögen, auch in Testspielen. Fraglich ist, ob er schon bei 100 Prozent ist, denn auch vor seinem Faserriss hatte der japanische Nationalspieler nach extrem langer Vorsaison immer wieder Probleme in der Vorbereitung.
Patrick Osterhage hat noch keine Profi-Erfahrung
Oder Thomas Reis vertraut einem Neuling. Patrick Osterhage kam vom BVB II zum VfL. Reis hält viel von seinen Anlagen. Ob er den im Profifußball noch gänzlich unerfahrenen, noch nicht so robusten 21-Jährigen in dieser Situation ins Rennen schickt, ist fraglich.
Sollte Thomas Reis auf eine Doppelsechs setzen, wäre Asano ein Kandidat für die Zehn. Elvis Rexhbecaj wäre die Alternative, die in München aber nicht zündete. Defensiv wären dann wohl am ehesten Losilla/Löwen vorstellbar.
Offensive Außenbahn: Wer greift neben Holtmann an?
Offensive Außenbahn. Links hat sich Gerrit Holtmann festgespielt. Der schnellste Bochumer glänzte in beiden Heimspielen mit starken Sololäufen, nach denen er gegen Mainz traf und gegen Hertha das 1:2 von Zoller vorbereitete. Holtmann war in München bester Bochumer Feldspieler.
Der andere Flügel ist vakant. Neben Asano ist Christopher Antwi-Adjei eine Option. Der Ex-Paderborner kann mit seinen Tempodribblings für Unruhe sorgen. Danny Blum, seit April ohne Pflichtspiel-Praxis, dürfte vorerst auf der Bank bleiben. Milos Pantovic hat sowohl als Achter als auch auf dem Flügel eher schlechte Karten.
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Im Sturmzentrum ist Sebastian Polter als Führungskraft gefordert
Sturmzentrum. Sebastian Polter ist gefordert, der Mannschaft mehr Halt zu geben, als Führungsspieler voranzugehen, auch verbal und in der Körpersprache. Silvere Ganvoula hatte zwar zwei, drei gute Ansätze in München. Er vergab seine Chancen allerdings und stand zu oft im Abseits. Soma Novothny ist laufstark, aber gegen Stuttgarts Abwehrriesen wohl nicht stark genug. Zuletzt zählte er gar nicht zum Kader.