Bochum. Beim VfL Bochum rechnet man damit, dass maximal zwei Spieler den Klub bis Dienstagabend noch verlassen könnten. Zugänge gibt es nicht mehr.

An diesem Dienstag, 18 Uhr, schließt das Transferfenster in den meisten europäischen Ligen. Und wenn nicht doch noch ein überraschendes Angebot auftauchen sollte in dieser ja mitunter ziemlich überraschenden Branche, dann könnten den Bundesligisten VfL Bochum nach Informationen dieser Redaktion nur noch zwei Spieler verlassen.

Zum einen Baris Ekincier. Der 22-Jährige absolvierte beim SV Waldhof Mannheim ein Probetraining, als sich seine Teamkollegen im Trainingslager in Südtirol auf die Saison vorbereiteten. Angeblich denkt der Drittligist noch einmal über eine Verpflichtung des Außenstürmers nach, der zuletzt hinten aushelfen musste bei seinen wenigen Einsatzminuten in den Testspielen beim VfL.

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Bei Baris Ekincier kommt keine Leihe in Frage

In Frage käme nur ein fixer Transfer und keine Leihe, da Ekinciers Vertrag im Sommer 2022 ausläuft. Eine Verlängerung des Kontraktes mit anschließender Leihe kommt nicht in Frage, heißt es aus gut informierten Kreisen.

Zum anderen geht es um Tarsis Bonga. Für den Außenstürmer, der wie Ekincier in der Vorbereitung auch hinten getestet wurde, gibt es mehrere Interessenten aus der 3. Liga. Bongas Vertag beim VfL läuft noch bis zum Sommer 2023, hier wäre auch eine Leihe denkbar. Fraglich ist, ob der Spieler die zwei Ligen-Schritte zurück mitgehen will, die sich sicherlich auch finanziell bemerkbar machen würden.

Tarsis Bonga hat sich beim VfL Bochum nicht durchgesetzt

Bonga kam vor der vergangenen Saison vom Drittligisten Chemnitzer FC zum Zweitligisten und stieg dann mit dem VfL in die Bundesliga auf. In der 2. Liga kam Bonga, der über drei Monate verletzt ausgefallen war (Patelllasehnenreizung), auf nur 200 Spielminuten in elf Einsätzen, davon zwei von Beginn an. In der Bundesliga hat er praktisch keine Chance mehr, zum Zug zu kommen. Dass Bonga jetzt wechselt, gilt beim VfL derzeit aber als eher unwahrscheinlich.

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Sollte kein Transfer mehr klappen, sollte in der Winterpause der eine oder andere Spieler ohne Perspektive wechseln, so die Kalkulation des VfL. Das gilt weiterhin auch für Tom Weilandt, bei dem es keine Signale gibt, dass der sportlich chancenlose Mittelfeldspieler und Flügelstürmer (Vertrag bis 2022) in diesem Sommer den VfL verlässt.

Komplexes Regelwerk in Italiens 2. Liga verhindert Wechsel von Raman Chibsah

Auch Raman Chibsah (Vertrag bis 2022) bleibt in Bochum. Für den 28-Jährigen gab es Anfragen von etlichen Klubs aus der eruopaweit betrachtet zweiten Fußball-Klasse, aus der Türkei oder Kroatien etwa. Der robuste Mittelfeldmann aus Ghana, der die Erwartungen in der vergangenen Saison bei weitem nicht erfüllen konnte, hat aber eine lange Wechselgeschichte hinter sich und in der Türkei schlechte Erfahrungen gemacht. Wohler indes fühlte er sich bei seinen Stationen in Italiens Serie A und Serie B.

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Aus der 2. Liga Italiens gab es etliche Interessenten. Das Problem: In der 2. Liga Italiens gibt es komplizierte Regeln, die den Einsatz von Nicht-EU-Ausländern nur unter bestimmten Bedingungen zulassen, etwa als Leihspieler eines italienischen Erstligisten. Sonst wäre Chibsah wohl schon gewechselt.

Neuzugänge kosten keine Ablösesumme – Etat hat sich verdoppelt

Sollte sich nichts mehr tun, setzt der VfL Bochum die Saison mit 32 Profis fort, wobei Torwart Tjark Ernst noch in der U19-Bundesliga Spielpraxis sammeln kann. Fünf Abgängen stehen zehn Zugänge gegenüber. In punkto Ablösesummen/Leihgebühren ist es in etwa ein Nullsummenspiel, es gab kaum Ausgaben, kaum Einnahmen. Zum Vergleich: Der FC Augsburg überwies allein für Niklas Dorsch rund 7 Millionen Euro an KAA Gent. Beim Gehalt ist der Preis für den VfL als Bundesligist allerdings deutlich gestiegen, der Etat fürs Profiteam hat sich auf 23 bis 24 Millionen Euro in etwa verdoppelt im Vergleich zum Vorjahr.

Torwart Drewes ist die neue Nummer eins in Sandhausen

Für Robert Zulj (Ittihad Kalba/Vereinigte Arabische Emirate) kassierte der VfL 350.000 Ablöse, die im ursprünglich bis 2023 laufenden Vertrag per Klausel verankert war. Bei Torwart Patrick Drewes, die neue Nummer eins des Zweitligisten SV Sandhausen, und Thomas Eisfeld (noch vereinslos) waren die Verträge ausgelaufen.

Lars Holtkamp ging zum Bonner SC in die vierte Liga. Linksverteidiger Moritz Römling spielt auf Leihbasis eine Saison bei Drittligist Türkgücü München. Zuvor hatte der VfL Römlings Vertrag um ein Jahr verlängert bis 2023. Bei Türkgücü kam der 20-Jährige bisher in fünf der sieben Pflichtspiele zum Einsatz, zweimal stand er in der Startelf. Bisher geht der Spielpraxis-Plan also auf.

Bereits geringe Leihgebühren für zwei Spieler können weiter sinken

Auf der anderen Seite stehen zehn Zugänge, darunter die drei für ein Jahr ausgeliehenen Konstantinos Stafylidis (TSG Hoffenheim), Eduard Löwen (Hertha BSC) und Elvis Rexhbecaj (VfL Wolfsburg). Für Löwen und Rexhbecaj zahlt der VfL nach WAZ-Informationen eine Leihgebühr, die jeweils im sehr niedrigen sechsstelligen Bereich liegt und die sich über eine gewisse Zahl an Einsätzen noch in Richtung null reduzieren kann. Alle anderen Neuen kamen ablösefrei oder aus dem eigenen Talentwerk (siehe Überblick unten).

Wichtige Vertragsverlängerungen mit Zoller und Leitsch

Mindestens genau so wichtig waren zwei Vertragsverlängerungen, die der VfL in der vergangenen Woche verkündet hat. Simon Zoller bleibt ligaunabhängig bis 2024 in Bochum. Maxim Leitsch verlängerte den Kontrakt um ein Jahr bis 2023. Zumindest im Abstiegsfall dürfte wohl eine Ausstiegsklausel im Vertrag stehen.

In manchen Ligen hat das Transferfenster noch länger geöffnet

Nach dem Transferschluss am Dienstagabend können Vereine nur noch vertragslose Spieler binden. Abgänge sind in manche Länder noch möglich, die das Transferfenster länger geöffnet haben, sportlich aber eher zum zweitklassigen Bereich zählen. Darunter sind Russland (bis 7. September) sowie die Türkei und Tschechien (bis 8. September).

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Die Topligen Spanien, Italien, England, Frankreich und Portugal schließen das Sommertransferfenster wie die Bundesliga am 31. August. Die Wintertransferperiode beginnt am 1. Januar 2022.

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Der Kader des VfL Bochum für die Saison 2021/22 (Stand 30. August, 15 Uhr):

Tor: Manuel Riemann (Vertrag bis 2023), Michael Esser (2023), Paul Grave, Tjark Ernst (auch noch U19)

Abwehr: Danilo Soares (2024), Armel Bella-Kotchap (2024), Maxim Leitsch (2023), Cristian Gamboa (2023), Erhan Masovic (2023), Saulo Decarli (2022), Vasileios Lampropoulos (2022), Herbert Bockhorn (2022), Konstantinos Stafylidis (2022 auf Leihbasis von TSG Hoffenheim)

Mittelfeld zentral: Patrick Osterhage (2024); Eduard Löwen (2022 auf Leihbasis/von Hertha BSC), Elvis Rexhbecaj (2022 auf Leihbasis/VfL Wolfsburg), Raman Chibsah (2022), Anthony Losilla (2022), Robert Tesche (2022)

Angriff mit offensiven Flügeln: Simon Zoller (2024), Takuma Asano (2024), Luis Hartwig (2024), Christian Antwi-Adjei (2024), Sebastian Polter (2023), Silvere Ganvoula (2023), Tarsis Bonga (2023), Gerrit Holtmann (2023), Milos Pantovic (2022), Baris Ekincier (2022), Tom Weilandt (2022), Soma Novothny (2022), Danny Blum (2022)

Abgänge: Moritz Römling (2023, bis Sommer 2022 ausgeliehen an Türkgücü München), Thomas Eisfeld (Vertragsende), Robert Zulj (Al-Ittihad Kalba SC/Dubai/350.000 Euro), Patrick Drewes (SV Sandhausen), Lars Holtkamp (Bonner SC).

Zugänge: alle ablösefrei: Christopher Antwi-Adjei (SC Paderborn/2024), Luis Hartwig (eigene Jugend/2024), Patrick Osterhage (Borussia Dortmund II/2024), Takuma Asano (vereinslos, zuvor Partizan Belgrad/2024), Michael Esser (Hannover 96/2023), Sebastian Polter (Fortuna Sittard/2023), Tjark Ernst (auch noch U19). Auf Leihbasis: Eduard Löwen (Hertha BSC/2022), Elvis Rexhbecaj (VfL Wolfsburg/2022), Konstantinos Stafylidis (TSG Hoffenheim/2022)