Köln. Beim 1.FC Köln verliert der VfL verdient mit 1:2. Einige Bochumer wussten dennoch zu gefallen. Unsere Einzelkritik.

Der VfL Bochum hat nach dem Auftakt in Wolfsburg auch sein zweites Auswärtsspiel in dieser Saison verloren. Dem Druck des 1. FC Köln hatte der Aufsteiger beim verdienten 1:2 (0:0) zu wenig entgegenzusetzen. Armel Bella-Kotchap und Torwart Manuel Riemann verhinderten eine höhere Niederlage. Die Noten zum Spiel.

Manuel Riemann: Der 32-Jährige blieb im Sturmwirbel des FC zu Beginn ruhig, wie man es sich von einer souveränen Nummer eins nur wünschen kann. Hielt die Bälle fest, die er festhalten konnte, beherrschte den Strafraum so gut er konnte. Riemann ist längst in der Bundesliga angekommen – auch auswärts. Note: 2

Vasilios Lampropoulos (l) und Torwart Manuel Riemann nach dem Gegentor für den VfL Bochum.
Vasilios Lampropoulos (l) und Torwart Manuel Riemann nach dem Gegentor für den VfL Bochum. © dpa

Herbert Bockhorn: Der Rechtsverteidiger rückte für Cristian Gamboa nach dessen Arm-OP ins Team. In seinem ersten Bundesliga-Auswärtsspiel hatte er wie alle Kollegen zunächst große Probleme, seine rechte Seite mit Lampropoulos daneben sowie Zoller und Pantovic/Rexhbecaj im Wechsel davor dicht zu halten. Konnte sein Tempo nach vorne so nur selten einbringen, sein direkt getretener Freistoß landete auf den Rängen (27.). Ließ auch in Durchgang zwei zu viele Flanken zu. Leitete mit einem eklatanten Fehlpass im Mittelfeld das 0:1 ein. Direkt danach kam Stürmer Ganvoula für ihn. Note: 4,5

Vasileios Lampropoulos: Wenn der 31-Jährige wirklich der von vielen so getaufte „griechische Kühlschrank“ ist, dann taute er in der ersten halben Stunde mächtig auf. Die Kölner brachten ihn ins Schwitzen. Verstolperte den Ball auch gegen den immer wieder attackierenden Andersson, hatte Probleme bei der Abstimmung mit seinem rechten Verteidigerkollegen Herbert Bockhorn. Nach dem Wechsel erst stabiler, dann wieder wacklig und nicht schnell genug. Note: 3,5

Armel Bella-Kotchap: Der U21-Europameister, der im Sommer noch keinen Einsatz hatte, wurde am Freitag für die ersten Länderspiele des neu formierten deutschen U21-Nationalteams nominiert. Der 19-Jährige spielte erstmals auswärts in der Bundesliga und erst zum zweiten Mal vor so vielen Fans nach seinem Glanzstück im Pokal gegen die Bayern im Oktober 2019. Und Bella-Kotchap lieferte als Turm im Zentrum. Er schmiss sich in die Zweikämpfe, sein Einsatz gegen Ljubicic sorgte mit etwas Glück dafür, dass dem vermeintlichen Torschützen der Ball vor dem dann aberkannten 1:0 noch an die Hand sprang. Bella-Kotchap blockte vor der Linie den Ball, köpfte ihn heraus, lieferte sich packende Duelle mit dem schwer zu packenden Anthony Modeste, wobei er den Pass vor dessen zweiten Pfostenschuss auch nicht energisch verhinderte. Klärte mit perfektem Tackling n höchster Not gegen Duda (79.), verlor vor dem 0:1 dann aber auch den eingewechselten Schaub aus den Augen, war vor der Flanke zum 0:2 zu weit weg von Ostrak. Unterm Strich aber gut für den VfL, dass der Rohdiamant keine Ausstiegsklausel in seinem bis 2024 datierten Vertrag hat. Note: 2

Im Kopfballduell gegen Kölns Sebastian Andersson unterlegen: Die VfL-Profis Danilo Soares (links) und Armel Bella-Kotchap.
Im Kopfballduell gegen Kölns Sebastian Andersson unterlegen: Die VfL-Profis Danilo Soares (links) und Armel Bella-Kotchap. © firo

Danilo Soares: Der Brasilianer weiß, wie man in Köln gewinnt. Der Linksverteidiger war neben Anthony Losilla und Manuel Riemann als einer von drei Bochumer Startelf-Spielern beim letzten Auswärtssieg des VfL in Köln im Dezember 2018 dabei (3:2). Doch der 29-Jährige fand diesmal überhaupt nicht ins Spiel, über seine Seite liefen zu Beginn viele Angriffe. Auch, weil Gerrit Holtmann und zunächst Elvis Rehxbecaj nicht wirklich mitverteidigten gegen den immer wieder vorstoßenden Außenverteidiger Benno Schmitz. Soares kam vor dem dann aberkannten Treffer gegen Andersson zu spät, setzte nach vorne kaum Akzente. Dann aber steigerte sich der Brasilianer mit all seiner Routine und sorgte mit dafür, dass der VfL im zweiten Durchgang anfangs deutlich stabiler war. Geriet dann wieder mit ins Schwimmen. Note: 4

Anthony Losilla: Jedes Spiel genießen wollte und will der 35-Jährige in seiner ersten Bundesliga-Saison. Diesmal hatte er in der ersten halben Stunde keine Sekunde Zeit zum Genießen gegen die druckvollen, aggressiven, zweikampfstarken Kölner. Auch Losilla konnte das Zentrum nicht ordnen, kam oft einen Schritt zu spät. Setzte in der Schlussphase der ersten Halbzeit dann aber erste Akzente im Umschaltspiel. Im zweiten Durchgang weiter einsatzfreudig und solide. Man darf gespannt sein, wie Trainer Thomas Reis sein Mittelfeld formiert gegen Hertha. Dann ist Eduard Löwen wohl wieder richtig fit, und Robert Tesche ist nicht mehr gesperrt. Note: 3,5

Elvis Rehxbecaj: Der Ex-Kölner, der anderthalb gute Jahre für den FC verbracht hat, lernte die Atmosphäre im Rhein-Energie-Stadion nur am Anfang seiner Effzeh-Zeit kennen, dann kam Corona. Er enttäuschte, war schwach im Zweikampf, seine Ecken und Freistöße gerieten zu kurz. Der 23-Jährige konnte kaum Akzente setzen. Note: 4

Harte Duelle zwischen Köln und Bochum. Hier Florian Kainz und Elvis Rexbecaj.
Harte Duelle zwischen Köln und Bochum. Hier Florian Kainz und Elvis Rexbecaj. © firo

Milos Pantovic: An seinem Einsatz gibt es nichts zu bemängeln, hatte dem Kölner Druck aber anfangs auch wenig entgegenzusetzen. Sorgte mit scharfer Hereingabe fast für ein Eigentor von Czichos, es war Bochums beste Chance im ersten Durchgang (37.). Machte nach 77 Minuten Platz für das VfL-Pflichtspieldebüt von Eduard Löwen. Note: 4

Simon Zoller: Am Freitag verlängerte er seinen Vertrag um zwei weitere Jahre bis zum Sommer 2024. Bei seinem Ex-Kub und In seiner Wahlheimat Köln traf er auf seinen Kumpel Jonas Hector – und gefühlt neun weitere Kölner. Musste oft, zu oft, im und am eigenen Strafraum aushelfen. Nach einer halben Stunde aber zeigte Zoller offensive Qualitäten. Initiierte Konter, mal gut, mal weniger gut. Schlug die präzise Flanke auf Sebastian Polters Kopf in Minute 51. Holte sich nach einem Foul an Hector die Gelbe Karte ab, erzielte in der Nachspielzeit nach starker Vorarbeit von Antwi-Adjei sein erstes Saisontor. Note: 2,5

Köln Rafael Czichos und Bochums Simon Zoller im Kampf um den Ball.
Köln Rafael Czichos und Bochums Simon Zoller im Kampf um den Ball. © dpa

Gerrit Holtmann: Sein Zaubersolo ins Glück gegen Mainz hat bundesweit für Furore gesorgt. Wahlweise war es ein Messi- oder ein Maradona-Tor. In Köln war eher der Mbappe oder auch Bolt im Körper des 26-Jährigen gefragt: Holtmann sollte beim Umschaltspiel sein irres Tempo auf der linken Seite gewinnbringend einsetzen. Das gelang in der ersten halben Stunde gar nicht, vernachlässigte vor allem die Defensivarbeit gegen Schmitz. Trainer Reis erklärte ihm nach der Pause vor dem Gang zur Kabine so einiges. In der zweiten Halbzeit lief es defensiv erst besser. Verlor dann wieder ein Duell gegen Schmitz und hatte Glück, dass Hectors folgender Schuss knapp vorbei strich. Musste dann weichen für Christopher Antwi-Adjei (70.). Note: 4,5

Sebastian Polter: Ein Zielstürmer, der lange darauf warten musste, als solcher eingesetzt zu werden. Half robust mit, war auch defensiv stets präsent. Setzte dann entscheidende erste Akzente im Spiel nach vorne. Köpfte den Ball nach Zollers Flanke knapp übers Tor (51.). Wurde mitunter von gleich drei Kölner Defensivspezialisten umringt. Ein Faktor im VfL-Spiel, auch ohne Treffer. Note: 3

Christopher Antwi-Adjei, Eduard Löwen und Silvere Ganvoula wurden eingewechselt. Keine Note.