Köln. Der VfL Bochum wird in der ersten Halbzeit von Köln regelrecht erdrückt. Thomas Reis beklagt nach der 1:2-Niederlage zu viele vermeidbare Fehler.

Als sich das Stadion geleert hatte, all’ der Tumult, die Pfiffe, die Aufregung mit den 25.000 Fans hinausgespült waren, da spannte sich ein Regenbogen am Himmel. Beinahe sah es so aus, als verliefe er über dem Kölner Stadion, aber das wäre dann zu viel Kitsch gewesen an diesem Fast-Wie-in-Alten-Zeiten-Samstag in der Fußball-Bundesliga.

Stimmung beim VfL Bochum nach 1:2 gedämpft

25.000 Zuschauerinnen und Zuschauer hatten zuvor die Kölner Spielstätte in eine Fußball-Party verwandel, der FC dankte es dem eigenen Anhang mit einem 2:1 (0:0)-Sieg über den Aufsteiger VfL Bochum. Das Team von Trainer Steffen Baumgart war dem Goldtopf am Ende des Regenbogens somit ein Stück nähergekommen, wohingegen der VfL mit weniger malerischen Erinnerungen die Heimreise nach Bochum antrat. Nach zwei Niederlagen aus den ersten drei Spielen steht der Revierklub im Mittelfeld der Liga, was für einen Aufsteiger mehr gut als schlecht ist.

Beim VfL ist die Euphorie aus dem fulminanten Heimsieg gegen Mainz nicht verflogen, die Stimmung nach der verdienten Pleite war aber gedämpft. Simon Zoller konnte zwar nach Abpfiff schon wieder lachen, als ihn sich sein früherer Mitspieler Jonas Hector zwischen zwei Interviews vorknöpfte. Hector, der von Zoller in Hälfte zwei gefoult wurde, ging kurz auf ihn los, dann umarmten sich beide. „Wir werden bestimmt noch ein kleines Bier trinken und quatschen“, sagte Zoller auf die Freundschaft angesprochen.

VfL Bochum: Simon Zoller zerknirscht

Stimmungstechnisch dürften sie bei dem Bierchen aber doch etwas auseinandergelegen haben. Während Hectors Team dank zweier Joker-Tore von Louis Schaub (82.) und Tim Lemperle (90.+1) den Aufwind des Bayern-Spiels bestätigte, ging es für Zoller und seine Mannschaft erst mal auf den Boden der Realität. Sein Ehrentreffer an alter Wirkungsstätte konnte nur noch das Ergebnis korrigieren (90.+4). „Wir hatten uns mehr erhofft und sind enttäuscht heute“, sagte der 30-Jährige zerknirscht.

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Zollers Trainer ging nach dem Spiel schon in die Details der Enttäuschung. Er freute sich zwar, dass sein Team nicht aufgesteckt habe, sagte Thomas Reis. Weder nach der erdrückenden ersten halben Stunde mit dem Pfostentreffer von Anthony Modeste (4.) und dem nach einem Handspiel aberkannten Tor von Dejan Lubicic (15.). Noch von der durch Modestes zweiten Pfostenschuss in der 72. Minute eingeleiteten Schlussoffensive. Was Reis aber zu denken gab, waren die Fehler, die der wiedergenesene FC eiskalt auszunutzen wusste. Der eklatanteste: der von Herbert Bockhorn, der Cristian Gamboa als Rechtsverteidiger ersetzte. Bockhorn verlor den Ball im Mittelfeld in einer ungefährlichen Situation. Der Gegenzug folgte prompt und damit auch das 0:1 durch Schaub. „Da sieht man, was Köln, was die Erste Liga unterscheidet“, sagte Reis.

Auch Torwart Manuel Riemann attestierte seinem Team fehlende Kaltschnäuzigkeit: „Wir machen dumme Fehler und verschenken die Punkte.“ Er sah aber wie sein Trainer auch ein Problem in der Umstellung auf die höchste Spielklasse: „Wir haben uns in der ersten Halbzeit von der Kulisse und der Wucht beeindrucken lassen.“

Nächstes Heimspiel gegen Krisenklub Hertha BSC

Wie erstarrt wirkte der VfL angesichts des Tempos und Pressings, das Kölns neuer Trainer Steffen Baumgart in den ersten 30 Minuten spielen lassen konnte. Gepaart mit der Atmosphäre von den Rängen, auf denen nur 1250 mitgereiste Bochumer dagegenhalten konnten, war das eine toxische Mischung. „Im Moment brauchen wir auswärts zu lange, um ins Spiel zu kommen“, fand Reis auch mit Blick auf die erste Saisonniederlage gegen den VfL Wolfsburg (0:1). In der Länderspielpause will er die Mentalität seiner Mannschaft stärken, um für weitere Aufgaben in der Ferne gewappnet zu sein. Zunächst aber geht es am 12. September vor eigenen Fans gegen die kriselnden Berliner von Hertha BSC weiter.

Verstärkungen für den Kader sind bis zum Transferschluss der großen Ligen am 31. August nicht geplant, sagte Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz schon vor dem Spiel. Die Neuen fangen teilweise ohnehin erst an. Eduard Löwen, nach seiner Olympia-Reise lange aus dem Tritt, gab am Samstag sein Debüt. Und Flügelspieler Christopher Antwi-Adjei, für den erfolglosen Gerrit Holtmann eingewechselt, bereitete das Tor von Zoller vor. Beide Spieler bringen Bundesliga-Erfahrung mit. Etwas, das dem Aufsteiger nach elf Jahren Zweite Liga noch fehlt.