Bochum. Der 19-jährige Innenverteidiger wurde von seinem Trainer Thomas Reis öffentlich kritisiert. Wie Profi des VfL Bochumer damit umgeht.
Wer Armel Bella-Kotchap reden hört, kann erstmal nicht glauben, dass dort ein Fußball-Profi steht. Wobei: Aus einer anderen Perspektive haben seine Sätze viel von dem, was modernen Spitzenspielern nachgesagt wird. Auf die Frage, ob er mit seinem Bundesliga-Debüt gegen Mainz 05 zufrieden sei, antwortet der 19-Jährige in glattgeschliffenen Floskeln. „Ich bin glücklich darüber, dass wir die drei Punkte hierbehalten haben“, sagte der Innenverteidiger des VfL Bochum am Dienstag nach dem Training. „Wir wussten, da wird ein schwieriger Gegner auf uns zukommt. Aber dennoch haben wir die Aufgabe gut gemeistert.“
Das Interesse an dem, was der hochtalentierte Innenverteidiger sagt, wird in der Elite-Liga unweigerlich steigen. Das an seinen Fähigkeiten allerdings auch. Und zumindest darum brauchte sich Bella-Kotchap nach dem fulminanten Start in die Bundesliga keine Gedanken zu machen. Der 19-Jährige glänzte nach der öffentlichen Kritik von Trainer Thomas Reis wie in der Aufstiegssaison, wuchtete seinen Körper in die Zweikämpfe, blieb äußerlich cool, als wäre er schon Jahre dabei. 17 klärende Aktionen sammelte Bella-Kotchap während der 90 Minuten vor 12.600 Zuschauern, gewann 79 Prozent seiner Zweikämpfe. Das ist eine Ansage.
Armel Bella-Kotchap: Schon früh in der Gerüchteküche
Die Fähigkeiten des U21-Nationalspielers, der beim EM-Titelgewinn im Sommer nachnominiert wurde, sind hinlänglich bekannt. In der vergangenen Saison bildete er mit dem nur vier Jahre älteren Maxim Leitsch einen Abwehrblock, der den Sockel des Aufstiegs legte. Seine robuste Statur, seine vermeintliche Abgeklärtheit auf dem Platz verschafften ihm schon früh Eintritt in die Gerüchteküche des europäischen Transfermarktes. Sein Vertrag in Bochum läuft noch bis Sommer 2024. Beim VfL wissen sie, was sie haben: Einen Rohdiamanten, der noch geschliffen werden muss.
Die Rolle des Diamantenschleifers füllt Thomas Reis aus. Der 47-Jährige hat vor seinem eigenen Durchbruch als Trainer viel Erfahrung mit Jugendteams gesammelt, in Bochum und in Wolfsburg. Offensichtlich weiß der abseits des Platzes ruhig auftretende Reis, wie er mit einem Talent der Kategorie Bella-Kotchap umgehen muss. Als es der junge Verteidiger mit dem Training nicht so ernst nahm, ließ er ihn auf der Bank schmoren. Erst nach dem 0:2 gegen Fürth, dem Wendepunkt der Aufstiegssaison, rückte Bella-Kotchap in die Startformation – und in den Fokus. Dieses Szenario wiederholte sich vor der ersten Bundesliga-Saison des VfL Bochum seit elf Jahren. Reis kritisierte Bella-Kotchap öffentlich für seine Leistungen, was auch deshalb bemerkenswert ist, weil Bella-Kotchap eben noch ein sehr junger Spieler ist. Er wolle ihn damit besser machen und helfen, begründete er seinen Schritt im ZDF-Sportstudio.
Mit Kritik kann er umgehen
Die Entwicklung des Armel Bella-Kotchap beschäftigt Reis, das ist ihm anzumerken. Am Dienstag nach dem Training schwärmte er von der „sensationellen“ Leistung Bella-Kotchaps gegen Mainz. Gleichzeitig haderte er mit Einzelaktionen des 19-Jährigen, etwa in der Szene mit dem Mainzer Niklas Tauer kurz vor der Pause. Bella-Kotchap versuchte ihn von der Seite zu stören, was nicht klappte. Manuel Riemann musste den Fehler mit einer Fußabwehr ausbügeln. Der Lapsus mit unberechenbaren Folgen, er gehört zu Bella-Kotchap wie sein weißer Verband am Handgelenkt, den er nur „als Ritual“ trägt.
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Mit der Kritik seines Trainers kann der Sohn des ehemaligen kamerunischen Nationalspielers Cyrille Florent Bella gut leben und spielen. „Ich weiß, woran ich arbeiten muss, wo mein Potenzial liegt“, sagt Armel Bella-Kotchap am Dienstag nach dem Training. „Ich weiß, dass ich im Training noch viel nachzuholen habe und versuche das Gelernte auf den Platz zu bringen.“
Am Samstag beim 1. FC Köln gefordert
Seinen Stammplatz hat Bella-Kotchap nach dem Auftritt gegen Mainz nicht sicher. Aber sehr wahrscheinlich wird er auch am Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim 1. FC Köln in der Startelf stehen. Maxim Leitsch arbeitet an seinem Comeback, für ihn dürfte wieder Vasilios Lampropoulos spielen. „Ob man mit Leitsch oder Vasi spielt – man sollte seine Leistung bringen“, sagt Bella-Kotchap. Fürs Reden wird er ja auch nicht bestaunt.