Essen. Thomas Reis war nach dem 2:0 des VfL Bochum im aktuellen Sportstudio zu Gast. Der VfL-Trainer sprach über die Euphorie und seinen Führungsstil.

Es war ein langer Tag für Thomas Reis (47). Der Trainer des Bundesliga-Aufsteigers VfL Bochum machte sich nach dem erfolgreichen Heim-Debüt seiner Mannschaft auf den Weg in die Stadt jenes Klubs, den der VfL zuvor mit 2:0 (1:0) bezwungen hatte. Reis war am Abend auf dem Mainzer Lerchenberg im aktuellen Sportstudio zu Gast, um über den erfolgreichen Start seiner Bochumer zu sprechen.

Im ersten Bundesliga-Heimspiel seit elf Jahren begeisterte sein VfL. Vor 12.548 Zuschauern war das Reis-Team dem FSV Mainz 05 überlegen und gewann letztlich hochverdient. Schon vor dem Anpfiff sei der Funke auf seine Mannschaft übergesprungen, erklärte Reis. "Die Euphorie war in der ganzen Stadt spürbar, alles war in blau und weiß geschmückt."

Zu diesem Tag passte es, dass Gerrit Holtmann einen Treffer der Marke "Tor des Monats" erzielte. Vor dem 1:0 umkurvte der Bochumer Offensivspieler die halbe Mannschaft der Mainzer. "Diese Einzelleistung war grandios", betonte Reis, der auch ein wenig auf die Euphoriebremse trat: "Die Jungs dürfen ein bisschen feiern. Wichtig ist nur, dass man zurück in die Realität kommt."

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In der Fußball-Bundesliga wird der VfL freilich auch Rückschläge verkraften müssen. Reis erklärte im ZDF erneut, dass er sein erfolgreiches Spielsystem aus dem Aufstiegsjahr im deutschen Oberhaus häufiger nicht anwenden könne. "Wir müssen unser System anpassen und werden nicht genauso spielen können wie in der 2. Bundesliga. Dafür ist die Qualität in der Liga einfach zu hoch."

VfL Bochum: Vorbild SC Freiburg

Mit bescheidenen Mitteln muss sich der Aufsteiger in der Bundesliga behaupten. Der Etat von rund 23 Millionen würde wohl nicht einmal ausreichen, um das Jahresgehalt von Bayern-Superstar Robert Lewandowski zu stemmen. "Für uns ist fast jedes Spiel wie ein Pokalspiel", sagte Reis deshalb.

Den VfL Bochum wolle er trotz finanzieller Nachteile in der Bundesliga etablieren. Dass dies durchaus möglich sei, zeige das Beispiel SC Freiburg. "Ich bewundere diesen Verein", unterstrich Reis. "Freiburg hat sich in der Bundesliga etabliert, das war ein große Leistung."

Reis ist davon überzeugt, dass seine Mannschaft das Zeug dazu habe, den Klassenerhalt zu schaffen. "Wir müssen uns nicht kleiner machen, als wir sind. Wir haben Herz, wir haben Mut. Wenn wir so auftreten wie gegen Mainz, holen wir die nötigen Punkte."

VfL-Trainer Thomas Reis: Bella Kotchap "ein großes Talent"

Seinen Aufschwung hat der VfL Bochum natürlich auch dem Trainer zu verdanken. Reis überzeugt vor allem mit seiner Menschenführung, die er als "sehr wichtig" bezeichnet. Der Ex-Profi scheut sich nicht, seine Spieler auch öffentlich zu kritisieren. Zuletzt traf es Innenverteidiger Armel Bella Kotchap (19). Reis war mit seinen Trainingsleistungen nicht zufrieden. Dieses Vorgehen rechtfertige der VfL-Trainer im ZDF. "Ich möchte alle gleich behandeln. Bella Kotchap ist ein großes Talent. Man darf es sagen, wenn die Trainingsleistung mal nicht passt. Ich will aber nicht der große Zampano sein, ich möchte die Spieler damit besser machen und helfen. Bella Kotchap hat herausragende Fähigkeiten, manchmal geht aber der Fokus verloren, da will ich auf die Sprünge helfen", sagte Reis.

Die Worte des Trainers scheinen angekommen zu sein. Gegen Mainz 05 machte der 19-jährige Bella Kotchap ein starkes Spiel. Thomas Reis möchte sein Erfolgsrezept daher auch nicht ändern. "Wir haben eine besondere Mannschaft. Wenn einer sein Ego über die Mannschaft stellt, muss ich reagieren. Ich werde meinen Weg so weitergehen." (fs)