Essen. Die U21 berauscht unter Trainer Stefan Kuntz erneut. Der 58-Jährige wäre auch einer für noch größere Aufgaben. Das hat Gründe. Ein Kommentar.

Als Bundestrainer Joachim Löw im März sein Ende im Sommer ankündigte, da tröpfelte auch der Name Stefan Kuntz in die Berichterstattung über mögliche Nachfolger - allerdings eher als Notlösung. Die DFB-Spitze hatte die Augen vor allem auf andere Kandidaten geworfen. Deswegen wird nun Hansi Flick nach der Europameisterschaft neuer Trainer der wichtigsten DFB-Elf. Eine verständliche Wahl. Trotzdem bleibt die Frage, warum Kuntz bislang noch keine größere Aufgabe übernommen hat.

U21-Trainer Stefan Kuntz herzt Niklas Dorsch.
U21-Trainer Stefan Kuntz herzt Niklas Dorsch. © dpa

Denn der 58-Jährige hat es auch in diesem Jahr wieder geschafft, aus seiner U21 eine Mannschaft zu formen, die durch Geschlossenheit besticht, dabei auch taktisch überzeugt. Die Elf steht nach dem 2:1-Erfolg über die Niederlande im Finale, dort wartet Portugal. Ein großer Erfolg. Für Kuntz ist es der dritte Finaleinzug mit seiner U21 in Serie.

„Die Mannschaften, die vom Marktwert her höher eingeschätzt waren, sind alle zu Hause“, sagte er, der sich als Profi beim VfL Bochum zur Legende stürmte. „Ich glaube, dass die Jungs jetzt schon gezeigt haben, dass sehr viel Talent in ihnen drinsteckt.“

U21-Trainer Stefan Kuntz weint auf dem Rasen

Wenn man sich mit Stefan Kuntz unterhält, dann spürt man eine menschliche Wärme, mit der er seine Spieler führt. Der Trainer schämt sich nicht für seine Gefühle. Nach dem dramatischen Viertelfinal-Erfolg über Dänemark (8:7 nach Elfmeterschießen) kniete er auf dem Rasen, Tränen füllten seine Augen. „Der Druck musste einfach mal raus in diesem Moment“, sagte Kuntz. „Das Spiel stand lange auf der Kippe, ich musste an der Seitenlinie Stärke zeigen, das war aber geschauspielert. Irgendwann wollen die Gefühle dann halt raus.“

Es sind offene, ehrliche Worte, mit denen sich der U21-Trainer von vielen seiner Kollegen abhebt. Stefan Kuntz würde mit seiner Art zu vielen Bundesligisten passen. Doch bislang scheint er in der Jugendarbeit des Deutschen Fußball-Bundes aufzugehen. Für den DFB bleibt zu hoffen, dass ihn nicht doch irgendwann eine andere Aufgabe reizt.