Essen/Szekesfehervar. Die deutsche U21 spielt bei der EM gegen die Niederlande um den Finaleinzug. Trainer Kuntz setzt auf den einstigen BVB-Spieler Amos Pieper.

Am Ende waren sie alle gleich: ausgelaugt und euphorisiert zugleich. Stehend K.o., von Krämpfen geplagt und doch in Feierlaune. „Ich kann nicht mehr geradeaus reden“, sagte Ex-BVB-Spieler Amos Pieper nach einigen Versprechern bei Reporterfragen, als am Montagabend der Viertelfinal-Krimi gegen Dänemark beendet war, das Elfmeterschießen ein gutes Ende gefunden hatte und klar war: Deutschlands U21 steht im EM-Halbfinale.

Es bahnt sich ein historischer Schritt an. Denn am Donnerstag im Halbfinale gegen die Niederlande (21 Uhr/ProSieben) im ungarischen Szekesfehervar könnte das Team von Trainer Stefan Kuntz die dritte Endspielteilnahme in Folge buchen. Das hat bislang nur Italien zwischen 1992 und 1996 geschafft. Das deutsche Team gewann die EM 2017 und verlor das Finale 2019 gegen Spanien. Nun ist die Mission klar, da hatte selbst Amos Pieper wieder die richtige Wortreihenfolge gefunden. „Wir wollen ins Finale, und dann ist alles möglich.“

Von der BVB-Reserve in die Bundesliga

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Für Amos Pieper scheint derzeit ohnehin sehr viel möglich zu sein. Der gebürtige Lüdinghausener wurde in der Jugendabteilung von Borussia Dortmund ausgebildet. Er spielte in der Regionalligareserve, als im Januar 2019 der Wechsel zum Zweitligisten Arminia Bielefeld offiziell wurde. Der Rest ist eine steile Aufstiegsgeschichte: Stammspieler, Aufstieg in die Bundesliga als Zweitligameister, erster Torerfolg beim 3:3 gegen Bayern München, der kaum zu erwartende Klassenerhalt und nun die bisher erfolgreiche EM-Endrunde im U21-Trikot. „Wir sind kompakt. Wir sind stabil. Wir sind dreckig. Wir ärgern die Gegner“, hatte der 23-Jährige im Liga-Endspurt über das Wesen der Arminia gesagt. Beschreibungen, die auch auf Pieper zutreffen, und die im EM-Viertelfinale mit der U21 sogar noch um ein Attribut ergänzt werden konnten: nervenstark.

Denn es war Pieper, der zum Elfmeterschießen angetreten war, als die Dänen 4:3 in Führung lagen. Er zeigte keine Nerven, schob den Ball eiskalt in der rechten Ecke ein. Der folgende dänische Elfmeter verfehlte sein Ziel und Paul Jaeckel schoss Deutschland ins Halbfinale. Schon 2017 hatte Pieper einen entscheidenden Treffer im Elfmeterschießen erzielt. Damals als A-Jugendlicher im Finale gegen Bayern München. Der Tor zum 8:7 war jenes, das Borussia Dortmund zum Meister machte. Am Montag war der Treffer für Pieper auch eine Art Wiedergutmachung, hatte er sich beim zwischenzeitlichen 1:0 durch Dänemarks Wahid Faghir doch spektakulär ausspielen lassen.

Gut abgestimmt mit Unions Schlotterbeck

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Nichtsdestotrotz wird Amos Pieper auch heute das Innenverteidiger-Duo mit Nico Schlotterbeck (Union Berlin) bilden. „Es hat bisher sehr gut funktioniert mit uns beiden. Auf der Innenverteidiger-Position ist es extrem wichtig, sich auf den Mitspieler verlassen zu können. Wenn man selbst mal ein Duell verliert, ist der Nebenmann da, um das Ganze zu reparieren“, sagt Pieper. Eine weitere Gemeinsamkeit haben Pieper und Schlotterbeck auch: Sie wollen unbedingt ins Finale. Schlotterbeck: „Wenn wir unser Spiel wie in der Gruppenphase durchziehen, werden wir das Ding rocken.“

Möglicher Endspielgegner Finale am Sonntag im slowenischen Ljubljana wäre übrigens wieder Spanien, das am Donnerstag um 18 Uhr sein Halbfinale gegen Portugal bestreitet. Doch damit es zum dritten Finale in gewohnter Konstellation kommt, müssen die Spanier ihre Form bestätigen – und Pieper und seine Teamkollegen dann nachziehen.