Szekesfehervar. Deutschland steht im Finale der U21-Europameisterschaft. Matchwinner ist der Leverkusener Florian Wirtz mit zwei frühen Toren.
Rekordmann Florian Wirtz hat die deutsche U21-Nationalmannschaft mit einem Blitz-Doppelpack ins EM-Finale geführt. Der 18-Jährige legte beim 2:1 (2:0) gegen den Rivalen Niederlande mit zwei Toren in den ersten acht Minuten den Grundstein zum verdienten Sieg. Damit steht das Team von Erfolgstrainer Stefan Kuntz zum dritten Mal in Folge im Endspiel und kämpft am Sonntag gegen Portugal um den dritten Titel nach 2009 und 2017.
Der Leverkusener Wirtz erzielte im ungarischen Szekesfehervar schon nach 29 Sekunden das schnellste Tor der U21-EM-Geschichte. Kurz darauf (8.) legte der mit Abstand jüngste Spieler im DFB-Aufgebot sogar nach. Das zu Beginn wie entfesselt aufspielenden Kuntz-Team hätte das dritte Tor nachlegen können und musste stattdessen nach dem 1:2 durch Perr Schuurs (67.) noch einmal zittern.
Im Finale treffen die DFB-Junioren auf Portugal
Für das Endspiel geht es für Kuntz und Co. nun ins slowenische Ljubljana. Mit Gegner Portugal, der überraschend Titelverteidiger Spanien aus dem Rennen warf, hat Deutschland seit dem deftigen 0:5 im Halbfinale 2015 noch eine Rechnung offen.
Der dritte Finaleinzug unter Kuntz ist der mit Abstand überraschendste. Ohne viele Einzelkünstler setzte der DFB-Coach von Beginn an auf den Teamgeist - und wurde belohnt. Drei Endspiele in Folge hatte bislang nur Italien unter Trainer Cesare Maldini zwischen 1992 und 1996 erreicht.
„Wir haben hier einen Job zu machen“, sagte Kuntz vor Anstoß entschlossen. Sein Team tat wie befohlen und erwischte einen Traumstart: Lukas Nmecha flankte mit dem Außenrist auf den kurzen Pfosten, wo Wirtz den Fuß hinhielt und sein erstes Tor im U21-Trikot erzielte. Während der Gruppenphase im März, als sich beide Teams 1:1 getrennt hatten, war Wirtz noch bei der A-Nationalmannschaft im Einsatz gewesen.
Berisha scheitert dreimal am Aluminium
Wenig später legte der jüngste Spieler in der Geschichte der deutschen U21 nach: Wirtz setzte sich am rechten Strafraumrand durch, ließ einen Gegenspieler stehen und vollendete ins lange Eck. Am Spielfeldrand konnte Kuntz sein Glück kaum fassen und schüttelte ungläubig den Kopf. Mergim Berisha von RB Salzburg hätte um ein Haar das 3:0 erzielt, sein Freistoß klatschte aber an die Latte (20.).
Weil Torhüter Finn Dahmen (Mainz 05) gegen den Leipziger Justin Kluivert eine Glanzparade auspackte (22.), reagierte das Oranje-Team zunehmend verzweifelt. Die hoch gelobte Offensive des Europameisters von 2006 und 2007 sah gegen die aufmerksame Defensive um Rückkehrer Niklas Dorsch (KAA Gent) keinen Stich.
Nach der Pause drängten die Niederlande mit Vehemenz auf den Anschluss. Auf der Gegenseite traf Pechvogel Berisha innerhalb weniger Sekunden erneut zweimal den Pfosten (60.). Wenig später verkürzte Schuurs mit einem Flachschuss und sorgte für eine spannende Schlussphase. Myron Boadu schoss sogar den vermeintichen Ausgleich (85.) stand aber klar im Abseits.
Coach Kuntz ist jetzt schon stolz auf den Teamspirit
„Ich glaube, die Mannschaft hat kein Limit“, sagte Verteidiger Nico Schotterbeck, und Kuntz lobte: „Dieser Teamspirit, dieser Teamgeist, das ist schon überragend.“ Auch der „ausgeglichene Kader“ sei ein Vorteil der aktuellen U21-Generation. „Die Mannschaften, die vom Marktwert her höher eingeschätzt waren, sind alle zu Hause“, sagte Kuntz. „Ich glaube, dass die Jungs jetzt schon gezeigt haben, dass sehr viel Talent in ihnen drinsteckt.“
Auch für Kuntz, der nach dem angekündigten Abschied von Joachim Löw lange als neuer Bundestrainer gehandelt worden war, ist das dritte Endspiel bei seinem dritten Turnier ein außergewöhnlicher Erfolg. „Der Job passt, mein Trainerteam passt, mein Staff passt“, sagte er. „Scheinbar bin ich im richtigen Moment am richtigen Platz.“
Schlotterbeck: "Die Mannschaft hat kein Limit"
"Für mich geht es darum, das Turnier zu gewinnen. Wer am Ende die Tore schießt, ist mir eigentlich egal“, sagte Florian Wirtz. Verteidiger David Raum ergänzte: „Wir hatten einen super Matchplan. „Ich glaube, die Mannschaft hat kein Limit“, sagte Verteidiger Nico Schotterbeck.
Das EM-Finale 2019 hatte die deutsche Auswahl mit 1:2 gegen Spanien verloren. Statt einer Revanche kommt es nun zum Duell mit Portugal, das mit zwölf Toren die bislang beste Offensive des Turniers stellt und im Halbfinale 1:0 gegen Spanien gewann. Doch auch diese Aufgabe geht die junge Mannschaft selbstbewusst an. Raum versprach: „Jetzt heißt es gegen Portugal im Finale nochmal alles reinwerfen.“ (sid/dpa)