Bochum. Bochum hat wieder einen Bundesligisten. Durch den 3:1-Sieg gegen den SV Sandhausen steigt der VfL als Zweitliga-Meister auf.
Der Zweitligist VfL Bochum kehrt nach elf Jahren zurück in die Fußball-Bundesliga. Am Sonntag behielt der Tabellenführer die Nerven und machte mit dem 3:1 (1:0)-Sieg gegen den SV Sandhausen die Meisterschaft perfekt. Die Spieler lagen sich in den Armen, vor dem Stadion fieberten hunderte Fans mit und feierten trotz aller Bitten, Zuhause zu bleiben, die Erlösung nach Jahren des Wartens. In der kommenden Saison heißen die Gegner BVB und Bayern. Der VfL mischt wieder mit bei den großen Klubs.
Sportlich hat der VfL Bochum die Meisterschaft mehr als verdient. Ausgerechnet in der Corona-Pandemie wurde der Klub krisenfest. Während die anderen Teams strauchelten, bewahrte der VfL unter Trainer Thomas Reis die Linie, die aus dem Abstiegskampf in der Vorsaison zum Aufstieg führte. Während die Konkurrenten Fürth und Kiel beim Showdown patzten, feierte der VfL. Für Verfolger Kiel geht es nach dem 2:3 gegen Darmstadt in die Relegation, Fürth schafft durch das 3:2 gegen Düsseldorf den direkten Aufstieg. Sandhausen hält trotz der Niederlage die Klasse.
Keine Spur von Nervosität beim VfL Bochum
Von Nervosität war zunächst keine Spur, obwohl in Manuel Riemann, Cristian Gamboa, Danny Blum und Robert Tesche gleich vier Stammspieler fehlten. Schon in der zwölften Minute zappelte der Ball in Sandhausens Netz – allerdings stand Milos Pantovic beim Schuss von Gerrit Holtmann im Abseits. Bochum musste warten. Wer nicht spielte, schaute auf die anderen Plätze.
Feier zum Aufstieg in die 1. Bundesliga
In Kiel legten die Störche gegen Darmstadt vor, in Fürth stand es 0:0. Der VfL war immer noch auf Aufstiegskurs. Dann brach die 18. Minute an und Patrick Drewes, der Ersatztorwart, der Riemann im Schlussspurt vertrat, hielt die Aufstiegschance fest. Nach einer Ecke wehrte er erst einen Schuss von Erik Zenga ab und parierte den zweiten Versuch von Kevin Behrens.
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Aufatmen auf den oberen Rängen des VfL-Stadions, von denen beständig Aufmunterung rieselte. Viele Gäste hatten sich mit blau-weißen Schals eingefunden, darunter VfL-Idol Ata Lameck. Der 71-Jährige musste mit ansehen, wie Drewes gegen Daniel Keita-Ruel einen weiteren Hochkaräter entschärfte (23.). Bochum zitterte, Bochum litt. Und Riemann, der zum Zuschauen verdammte Torwart, schrie. Alle wollten sie mithelfen auf den letzten Metern. Positive Nachrichten kamen allein aus Fürth, wo der Aufstiegskonkurrent gegen Düsseldorf zurücklag.
Milos Pantovic bringt den VfL Bochum in Führung
Ein Tor, so wenig, im Fußball so entscheidend. Die Offensive um Robert Zulj und Simon Zoller hatte die Fans an den Fernsehern so oft zum Feiern gebracht, doch nun schien es zu haken. Gegen Nürnberg glückte Zulj noch das 1:1. Und diesmal?
Leitete er in der 29. Minute die Führung ein. Sein Pass erreichte wie so oft in dieser Saison Zoller. Der überragende Torjäger chippte den Ball gefühlvoll in die Mitte, wo Milos Pantovic lauerte und vollendete. Ausgerechnet Pantovic: Immer wieder in der Kritik, diesmal so wichtig. Reis hatte ihn überraschend für Tarsis Bonga aufgeboten, der in Nürnberg offensiv für den verletzten Verteidiger Cristian Gamboa agierte. Reis lag mal wieder richtig.
Die anderen Plätze, sie spielten dank der Führung keine Rolle mehr. Die Anhänger, die vor dem Stadion trotz aller Appelle harrten, wurden lauter. Ein Vorgeschmack auf das, was noch passieren würde in der Stadt, die seit elf Jahren auf die Bundesliga-Rückkehr wartet.
Manche Fans hatten ihre Balkone und Zimmer geschmückt. Die Goldenen Zeiten des Klubs, die Europapokalnächte, die Bundesliga-Spiele im Ruhrstadion sind lange her, aber niemand hat sie vergessen. Um sie wieder aufleben zu lassen, fehlte nicht mehr viel. Von Düsseldorf und Darmstadt gab es Schützenhilfe. Eine halbe Stunde vor Schluss lagen Kiel und Fürth zurück. Das sollte noch einmal wichtig werden: In der 60. Minute vollendete Sandhausens Behrens einen langen Ball aus spitzem Winkel zum 1:1. Das Nervenspiel begann von Neuem. In der 70. Minute klärte Drewes wieder bärenstark gegen Zenga. Der Favorit schwächelte erheblich. Von der Seitenlinie peitschte Reis seine Mannschaft an. Auf den Rängen und vor dem Stadion gab es die beruhigende Nachricht, dass Kiel mittlerweile 1:3 zurücklag. Und in der 78. Minute gab Kapitän Losilla den Startschuss für die Partie mit seinem Tor zum 2:1. Das i-Tüpfelchen für den VfL, für Losilla, der mit 35 Jahren zum ersten Mal in die Bundesliga aufsteigt. Und als ob das an diesem Tag nicht genug gewesen wäre, legte der herausragende Spielmacher Robert Zulj per Freistoß das 3:1 nach (86.).