Nürnberg. Der VfL Bochum hat sein Ziel Aufstieg noch nicht erreicht. Am Pfingstsonntag muss ein letzter Punkt gegen den Abstiegskandidaten Sandhausen her.

Stürmer Simon Zoller, Trainer Thomas Reis und weitere Bochumer schauten nach dem Schlusspfiff noch auf ein Tablet auf dem Rasen des Nürnberger Max-Morlock-Stadions. Die Partie in Paderborn, sie lief ja noch. Kurz darauf aber war Schluss und damit klar: Der Aufstieg ist noch nicht perfekt. Aber weiterhin zum Greifen nah.

Die Dramatik spitzt sich zu. Pfingstsonntag, am letzten Spieltag, kommt es zum Showdown. Der VfL Bochum hat die besten Karten. Mit einem 1:1 (0:1) in Nürnberg hat er die Tabellenspitze behauptet. Fürth hat in Paderborn mit 4:2 gewonnen, Kiel in Karlsruhe 2:3 verloren. Der VfL hat 64 Punkte, Kiel 62, Fürth 61. Bochum empfängt Sandhausen, Kiel den SV Darmstadt und Fürth Fortuna Düsseldorf. Ein eigener Punkt oder ein Nicht-Sieg einer der Konkurrenten würden definitiv reichen für die ersehnte Rückkehr der Bochumer in die Bundesliga.

VfL Bochum leistet sich zu Beginn viele Fehler

In der ersten Halbzeit kam der VfL kaum ins Spiel, leistete sich viele Fehler, fand „keine Ruhephasen“, so Trainer Thomas Reis. Er verteidigte nicht nur Standards schlecht, kam mit dem 0:1 noch glimpflich davon bis zur Pause. Aber: Er kam im zurück. Im zweiten Durchgang setzte Bochum selbst Akzente, und Robert Zulj schaffte noch den Ausgleich.

„Natürlich sind wir erstmal auch enttäuscht, weil wir heute aufsteigen wollten“, sagte Trainer Thomas Reis. In der ersten Halbzeit aber „haben wir ein bisschen den Zitterfuß gehabt, haben viele lange Bälle, nicht von hinten heraus Fußball gespielt.“ In der zweiten Halbzeit aber „haben wir das ganz ordentlich gemacht, sind zurückgekommen. Wir können im Großen und Ganzen mit dem Punkt leben, das ist in Nürnberg nicht das Schlechteste.“

Reis warf gleich den Blick voraus, auf Sandhausen. Das Finale. „Wir wollen nächste Woche über 90 Minuten das zeigen, was uns heute erst in der zweiten Halbzeit gelungen ist. Wir können mit breiter Brust ins Spiel gehen. Es wird kein Selbstläufer. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass wir unser Ziel erreichen.“

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Rund 5000 Fans hatten die Mannschaft am Samstagmittag verabschiedet, als sich der VfL-Bus auf die Tour zum Aufstieg machte. Sie zündeten Bengalos, sangen Aufstiegslieder, trommelten den Bus über die Castroper Straße zur Autobahn. Eine schier grenzenlose Euphorie, die Bochum so nicht erlebt hat einen Tag vor einem Spiel. Beeindruckend für den Trainer und die 20 Profis im Bus. „Das war grandios, es war nochmal ein Motivationsschub für uns“, meinte Reis.

Pünktlich hatte sich tags darauf im Frankenland vor der Partie ein Gewitter verzogen, die himmelblauen Trikots passten zum blauen Himmel, und die erste große Chance gehörte dem Tabellenführer: Robert Zuljs Volleyschuss zischte übers Tor. Zulj trug die Kapitänsbinde, denn die verletzten und gesperrten Manuel Riemann und Anthony Losilla nahmen auf der Tribüne Platz. Die Nürnberger aber schenkten im letzten Saisonheimspiel nichts ab: hinten anfällig, aber vorne brandgefährlich. Johannes Geis zirkelte einen Freistoß aufs kurze Eck, Torwart Patrick Drewes parierte (15.).

Und dann fiel es, das erste Tor – in Paderborn. Für Paderborn. Nach 22 Minuten rückte der Aufstieg noch näher für den VfL.

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Ins ja fast leere und entsprechend ruhige Max-Morlock-Stadion drangen immer wieder laute Töne aus Hupen und Tröten. FCN-Fans verabschiedeten so ihre Spieler, auch etliche VfL-Fans waren vor dem Stadion, mit Bier und Sky Go ausgestattet. Manuel Riemanns Rufe auf den Rasen herab von der Tribüne nahmen an Lautstärke zu, denn der Club kam immer stärker auf. Drewes meisterte mehrere Prüfungen. Robert Tesche sah nach einem Foul die Gelbe Karte, es ist seine fünfte. Tesche wird beim Endspiel gegen Sandhausen gesperrt fehlen. Dafür kehrt der in Nürnberg gesperrte Anthony Losilla zurück.

Bochum tat sich enorm schwer, es lief nicht viel zusammen. Die Defensive hatte Probleme mit dem spielstarken Club, mit Hack, Valentini, Dovedan und Co. Vor allem über die linke Abwehrseite des VfL brach Nürnberg immer wieder durch. Schwerstarbeit für Danilo Soares und seine Kollegen. Die Fehler häuften sich. Nervosität? So sah es aus.

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Folgerichtig fiel es, das erste Tor im Max-Morlock-Stadion. Für Nürnberg. Nach einer Ecke köpfte der allein gelassene Georg Margreitter aus elf Metern ins linke Eck zur verdienten Führung ein. Ein herber Dämpfer für den VfL. Und gleich noch einen gab es obendrauf. In Paderborn führte Fürth nun mit 2:1 und kassierte kurz vor der Pause wiederum das 2:2. Jetzt war der VfL wieder aufgestiegen, trotz des 0:1. Zur Pause. Welch eine Dramatik.

VfL Bochum: Treffer von Zulj reicht nicht aus

Auch nach dem Seitenwechsel blieb der FCN engagiert, Bochum aber setzte nun auch Zeichen. Zulj scheiterte nach Bongas Pass – Fürth dagegen führte wieder (47.), mit 3:2 in Paderborn.

Was hilft? Standards. Zulj köpfte eine Eisfeld-Flanke aus bester Position übers Tor (59.) und traf den Ball kurz darauf nicht richtig (60.). Auf der anderen Seite parierte Drewes einmal glänzend, einmal strich der Ball knapp übers Gehäuse (64./65.). Es war nun ein offener Schlagabtausch, Bochum meldete sich in der zweiten Halbzeit offensiv zurück, auch wenn er defensiv weiterhin wankte. VfL-Trainer Reis wechselte: Für den diesmal blassen Gerrit Holtmann kam Silvere Ganvoula (68.). Danilo Soares scheiterte noch an Torwart Christian Mathenia (74.), aber Robert Zulj nutzte endlich seine Chance. Nach Klasse-Flanke von Soares köpfte er ein zum mittlerweile verdienten Ausgleich (76.). Bochum blieb dran, drängte auf den Sieg, aber es sollte nicht mehr sein. An diesem Sonntag. Am nächsten gibt es den nächsten Matchball. Zuhause gegen Sandhausen.