Bochum. Regensburg kommt ins Ruhrstadion, Spitzenreiter VfL Bochum will einen großen Schritt zum Aufstieg meistern. Womöglich mit einer Portion Geduld.
Den Spagat zwischen Spaß am Job und dem nötigen Ernst bei der Arbeit zu schaffen, darauf legt Trainer Thomas Reis grundsätzlich größtmöglichen Wert. Im Endspurt im Aufstiegskampf kommt ihm sicherlich eine besondere Bedeutung zu beim Zweitliga-Spitzenreiter VfL Bochum.
Eine gewisse Lockerheit sollen seine Spieler beibehalten, sollen nicht verkrampfen angesichts des großen Ziels vor Augen. Gleichwohl müssen sie bei den Übungen natürlich „absolut konzentriert und fokussiert“ zur Sache gehen, sagt Reis. Und nach zwei Einheiten in dieser Woche ist er mit der Einstellung, mit der Trainingsarbeit im Reinen. „Die Mentalität zeichnet uns in dieser Saison aus“, sagt er. „Auch am Sonntag könnte sie entscheidend sein. Wir wollen zeigen, dass wir den Sieg noch mehr wollen als der Gegner.“
Bei einem Sieg hat der VfL Bochum Platz drei sicher
Gewinnt der VfL Bochum, der mit 60 Punkten als Spitzenreiter in die letzten drei Spiele geht, am Muttertag im Vonovia Ruhrstadion (13.30 Uhr/Sky) gegen den SSV Jahn Regensburg, hätte er Rang drei sicher. Der direkte Aufstieg wäre zwar rechnerisch noch nicht in trockenen Tüchern, aber zum Greifen nah. 63 Punkte würden am Ende zum Beispiel reichen, wenn Kiel zwei seiner noch fünf Partien verlieren sollte oder Fürth (2./57 Punkte) nicht zwei seiner noch drei Spiele gewinnt.
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Reis will von solchen Rechenspielen gar nicht viel wissen, er sagt: „Unser Fokus liegt ganz auf dem Spiel gegen Regensburg, wir wollen die Punkte hierbehalten, dann sehen wir weiter.“ Weiter geht es dann, so oder so, in Nürnberg (16. Mai) und zum Abschluss in Bochum gegen den SV Sandhausen (23. Mai/jeweils 15.30 Uhr).
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Auch die Gäste von Trainer Mersad Selimbegovic aber haben rein gar nichts zu verschenken, sie benötigen noch den einen oder anderen Punkt, um den Klassenerhalt endgültig aus eigener Kraft abzusichern. Mit 35 Punkten hat Regensburg als Tabellenvierzehnter derzeit fünf Punkte Vorsprung auf den Sechzehnten Eintracht Braunschweig und zudem noch das Nachholspiel bei Bochum-Konkurrent Holstein Kiel am nächsten Donnerstag (13. Mai, 15.30 Uhr) in der Hinterhand.
Das zeichnet den SSV Jahn Regensburg aus
Nach zwei Niederlagen gegen Heidenheim (0:3) und Hannover (1:3) tankte der SSV Jahn zuletzt Selbstvertrauen beim unglücklichen 1:1 gegen den Hamburger SV, als der HSV erst spät zum Ausgleich kam. „Regensburg ist eine sehr unangenehm zu bespielende Mannschaft“, warnt Reis. „Sie spielen mit einer hohen Intensität, gehen nach langen Bällen konsequent auf den zweiten Ball. Da brauchen wir eine gute Positionierung“, sagt der Coach.
Zudem müsse man die Räume bei eigenem Ballbesitz nutzen, sein Team soll „schnell, zielgerichtet und konsequent nach vorne spielen. Wir wollen permanent Druck ausüben“, erklärt der Trainer. Um erfolgreich zu sein, habe man aber 90 Minuten Zeit: Reis will keine Hektik auf dem Platz sehen, kein vogelwildes Anrennen, das mitunter im Verderben endet. „Es könnte auch ein Geduldsspiel werden, auch darauf müssen wir vorbereitet sein.“
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Ein Geistesblitz entscheidet das Hinspiel für den VfL Bochum
Wie im Hinspiel, als es nach dominanter, aber torloser erster Halbzeit lange nach einem 0:0 aussah. Ehe „ZZ-Top“, Zulj und Zoller, mit einem Geistesblitz den VfL erstmals in diesem Jahr, am 15. Spieltag, auf einen direkten Aufstiegsplatz schossen, auf Rang zwei. Robert Zulj führte einen Freistoß gedankenschnell aus, schickte den startenden Simon Zoller in die Tiefe, der zum 1:0 einschoss in Minute 80. Thomas Eisfeld erzielte in der Nachspielzeit noch das 2:0 per Freistoß.
Wie in den fünf Partien gegen Regensburg zuvor, von denen Bochum kein einziges gewann, zeigte der Jahn auch Anfang Januar, was ihn auszeichnet, und zwar seit Jahren schon, wie VfL-Sportgeschäftsführer Sebastian Schindzielorz anerkennend betont: „Regensburg pflegt einen speziellen Spielstil, der auf aggressives Pressing ausgelegt ist“, sagt Schindzielorz. „Aber wir haben ein Heimspiel und haben vor der heißen Endphase eine Tabellenkonstellation, die uns Selbstvertrauen gibt. Dieses Selbstvertrauen wollen wir auf den Platz bringen.“
Regensburg muss ohne seinen Kapitän auskommen
Beim VfL fallen definitiv Danny Blum und Keeper Manuel Riemann aus, der Torwart arbeitet weiter individuell an seinem Comeback, das er noch in dieser Saison anstrebt. Bis dahin genießt Patrick Drewes das volle Vertrauen. Gesperrt ist beim VfL kein Spieler. Anders als bei Regensburg: Kapitän Benedikt Gimber, im 4-4-2 als einer der beiden Sechser normalerweise gesetzt, sah gegen den HSV seine fünfte Gelbe Karte und wird dem Jahn am Sonntag fehlen.