Bremen. . Der 3:0-Sieg gegen Werder Bremen gibt Fußball-Bundesligist Schalke 04 wieder neues Selbstvertrauen. Vor dem Derby gegen Borussia Dortmund nimmt dieser Erfolg zudem ein wenig Druck von Spielern und Trainer. Auch die Personallage hat sich verbessert. Doch die positive Stimmung birgt auch eine Gefahr.
Es war schon spät, die meisten Spieler des FC Schalke 04 saßen zur Abfahrt bereit im Mannschaftsbus am Weserstadion, da stellte ihnen Robin Dutt noch eine Falle. Der Trainer des SV Werder Bremen hatte gar nicht diese Absicht, es ging ihm vielmehr darum, sein eigenes Team und sein eigenes Tun zu schützen, als er erklärte: „Wir sprechen hier von einer international starken Mannschaft, die eiskalt gekontert hat. Da stand ja keine B-Elf auf dem Platz. Jeder dieser Spieler kann auch in der Champions League spielen.“ Mit dieser „international starken Mannschaft“ meinte er doch tatsächlich die zuvor noch sieglose, vom Verletzungspech verfolgte und von überflüssigen Platzverweisen zusätzlich geschwächte Schalker Verlegenheits-Elf.
Die hatte bei den vorne nicht durchschlagskräftigen und hinten anfälligen Bremern erstmals drei Punkte eingefahren, bei diesem 3:0 wirkte Schalke am Ende sogar abgeklärt. Doch exakt diese Einschätzung birgt auch eine große Gefahr: Sollten sich die Schalker auf ihre Leistung in der zweiten Halbzeit und das Lob von Robin Dutt tatsächlich etwas einbilden, dann wäre dies vor dem Revierderby am Samstag gegen Borussia Dortmund der erste fette Fehler.
Sieg gegen Bremen nimmt Druck aus dem Kessel
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Denn es war lediglich die leicht beeinflussbare psychische Verfassung der beiden angeschlagenen Teams, die den Ausschlag dafür gab, welche Richtung dieses Spiel in Bremen nehmen würde. Hätte Werder-Stürmer Eljero Elia kurz vor der Pause nicht im Angesicht von Torwart Ralf Fährmann das große Flattern überfallen – wer weiß, ob sich die Schalker von einem weiteren Rückschlag zu einem so ungünstigen Zeitpunkt erholt hätten? Die Schalker hatten, das gab auch Trainer Jens Keller zu, „nur schwer ins Spiel gefunden“, doch als sie direkt nach der Halbzeit zweimal trafen, da waren sie plötzlich mit einer neuen inneren Stärke ausgepolstert. „Das haben wir dann ziemlich souverän zu Ende gespielt“, kommentierte Manager Horst Heldt.
Nicht nur Heldt atmete tief durch, auch dem Stehaufmann Keller war die Erleichterung anzusehen. Vor dem traditionell mit Bedeutung überfrachteten Treffen mit dem Reviernachbarn hätte eine weitere Niederlage den Kessel der Emotionen dermaßen aufgeheizt, dass leicht der Deckel hätte wegfliegen können. „Dieser Sieg war nicht nur im Hinblick auf das Derby wichtig“, meinte Keller. „Er war wichtig für das Selbstvertrauen, für die Mannschaft, für den ganzen Verein.“ Und natürlich für ihn, den Trainer, der sich nach einem Gewitterdonner wieder rechtzeitig vor dem Blitzeinschlag in Sicherheit gebracht hat.
Rückkehrer Uchida und Matip stark
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Auch am Samstag werden Keller weiterhin Hochkaräter wie Benedikt Höwedes, Julian Draxler und Jefferson Farfan fehlen. Und doch wittert Manager Heldt ein „kleines Luxusproblem“, weil sich bereits in Bremen zwei zuvor verletzte Stammkräfte eindrucksvoll zurückmeldeten. Atsuto Uchida beackerte die rechte Abwehrseite bravourös, und der eingewechselte Joel Matip stabilisierte das defensive Mittelfeld. Da auch Roman Neustädter als Innenverteidiger stark spielte, bieten sich Keller nun in der Tat mehrere Möglichkeiten.
Und plötzlich stellt sich die Frage: Wohin mit dem in Bremen gesperrten Kevin-Prince Boateng? Braucht Schalke ihn überhaupt nach seinen schwer enttäuschenden Auftritten in Mönchengladbach und gegen Frankfurt? Nun, nach dem Champions-League-Spiel in Chelsea hätte niemand diese Frage gestellt. Aber Fußball ist schnelllebig. Und deshalb muss die Frage jetzt erlaubt sein.