Gelsenkirchen. . Pascal Thomee sieht jedes Heimspiel des FC Schalke 04 - obwohl er in der Schweiz wohnt. Bedeutet: Jeden Spieltag 620 Kilometer hin und 620 Kilometer zurück. Viel Zeit und viel Geld investiert Thomee für seinen Verein. Der Grund: “Das ist meine Erholung, das macht Spaß.“

Pascal Thomee hat eine klare Meinung zum FC Schalke 04. „Entweder du liebst diesen Verein oder du hasst diesen Verein.“ Bei Pascal ist das eine klare Kiste: Seine Liebe ist so groß, dass der 37-Jährige zu jedem Heimspiel aus der Schweiz anreist. Schlappe 620 Kilometer hin und wieder zurück. Bei den Auswärtsspielen ist Pascal natürlich auch immer dabei.

Aufgewachsen ist der Schalke-Fan in Cloppenburg. In Niedersachsen hält er schon als kleiner Junge die blau-weiße Fahne hoch. Mit 15 Jahren setzt er sich in den Zug Richtung Gelsenkirchen Hauptbahnhof, kein Heimspiel im Parkstadion will er verpassen. „Mein Onkel wohnte in Herne, da ging das meistens“, erklärt Pascal.

Vor acht Jahren bekommt er ein lukratives Jobangebot aus der Schweiz — als Projektleiter im Innenausbau. „Küchen, Bäder und so was alles“, erklärt er. Beim Vorstellungsgespräch weist Pascal gleich darauf hin, dass er für Schalke viele, viele freie Tage brauchen wird. „Der Chef hat genickt. Er hat doch nicht gedacht, dass einer so bekloppt ist und für jedes Spiel nach Deutschland fährt“, sagt Pascal und lacht. Seitdem setzt der Boss seine Unterschrift regelmäßig zähneknirschend unter den Urlaubsantrag. „Wort ist eben Wort. Dafür kloppe ich aber auch viele Überstunden“, sagt Pascal.

"Die Leute meinten, das sei ein Fake"

Als ein Schweizer Fersehsender einen Bericht über Pascal und ein paar andere einheimische Schalke-Fans ausstrahlt, gibt es Beschwerden beim Sender: „Die Leute meinten, das sei ein Fake. Die dachte, dass das doch doch keiner ernsthaft macht.“ Doch.

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Zu den Heimspielen reist Pascal meistens mit dem Flugzeug an. Die Airports Basel oder Zürich sind von seinem Wohnort Dulliken in einer Halbzeitlänge zu erreichen. „Doof, dass die DFL die Spiele so spät terminiert, da ist es schwierig mit Billigfliegern“, sagt er. Immer mit an Bord: seine Ehefrau Nicole. Geheiratet wurde vor vier Jahren in der Kapelle der Veltins-Arena: „Nicole hat auch den Schalke-Virus. Anders würde das nicht gehen.“

Manchmal reisen beide auch mit dem Auto an, oder sie fahren nach Stuttgart, um dort in den frühen Morgenstunden in den Fanbus zu steigen, der zu jedem Spiel fährt. Wann immer es geht, bleiben die Thomees noch ein, zwei Tage in Gelsenkirchen.„Die Partys nach den Heimspielen sind ja legendär“, sagt Pascal. Übernachtet wird dann meistens bei Freunden.

Für Thomee ist Schalke Erholung

Natürlich gebe es auch Tage, besser gesagt Nächte, in denen der Wecker klingelt und Pascal zumindest kurz daran denkt, einfach weiter zu schlafen. „Übers Herz gebracht habe ich das aber noch nie. Spätestens wenn ich im Auto sitze, weiß ich, dass das die richtige Entscheidung ist. Wenn Schalke ruft, bin ich schon da. Das ist meine Erholung, das macht Spaß.“ Ein ziemlich teurer Spaß übrigens. Pascal schätzt: „Pro Spieltag sind das mit Fahrt, Karte, Übernachtung, Bratwurst und Bierchen so 300 bis 350 Euro pro Nase.“

Seit 2008 sind Pascal und seine Frau Mitglied im Schalke-Fanclub „654 Kilometer Schalke 04 – die Fans aus der Schweiz“, dem einzigen Schalker Fanclub aus der Schweiz. 45 Mitglieder sind derzeit gelistet. „Mario Gavranovic oder Tranquillo Barnetta. So ein paar Landsleute sind ja auch schon bei Schalke aufgetaucht“, sagt Pascal. Dennoch hält sich die Popularität in der Schweiz arg in Grenzen. „Da wirst du als Schalker gar nicht wahrgenommen“, erklärt Pascal. „80 Prozent der Fußballfans halten zu den Schwarz-Gelben. Der Chapuisat hat viel verbrannte Erde hinterlassen.“ Der eine liebt den Verein eben, der andere hasst ihn.