Leverkusen. . Mit den Erfolgen kehrt bei Schalke 04 auch die Leichtigkeit zurück: Nach dem 2:1 in Leverkusen, dem vierten Sieg im vierten Rückrunden-Spiel, erlebte man fast unbeschwerte Glücksgefühle. Es gab einen überragenden Fährmann, ein einstudiertes Tor und eine Jubel-Geste von Goretzka.

Ralf Fährmann war einfach auf die Knie gesunken. In dem Moment, als der Schalker 2:1-Sieg in Leverkusen besiegelt war, ließ sich der Tormann von seinen Gefühlen leiten: Mit erhobenen Armen ging er zu Boden und genoss einfach nur diesen Augenblick.

Die Siegerpose von Ralf Fährmann war ein gutes Beispiel dafür, wie Schalke 04 den Triumph in einem mitreißenden Top-Spiel der Fußball-Bundesliga geradezu aufsaugte. Die Freude war intensiv und voller Inbrunst. So ist es, wenn man auf einer Erfolgswelle reitet, denn es war der vierte Sieg im vierten Spiel der Rückrunde. Nun konnte man bei den Schalker Spielern, die sich in der Hinrunde zu ihren Erfolgen gequält hatten, fast unbeschwerte Glücksgefühle beobachten. „Das war ein Sieg, der wirklich glücklich macht“, sagte Manager Horst Heldt.

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Fährmann ist der festen Überzeugung, dass einen irgendwann das Glück belohnt, wenn man nur hart dafür arbeitet. Und so war es an diesem Abend: In der 91. Minute verhinderte Fährmann mit einer großartigen Parade gegen Simon Rolfes den Ausgleich; Sekunden später klatschte ein Kopfball von Ömer Toprak gegen das Lattenkreuz. Bayer-Trainer Sami Hyypiä haderte daher damit, dass im Fußball „nicht immer die bessere Mannschaft“ gewinnen würde. Doch sein Schalker Kollege Jens Keller nannte einen Grund, warum seine Mannschaft diesmal für ihren leidenschaftlichen Kampf belohnt wurde: „In diesem Spiel hatten wir das Glück, das wir in dieser Saison bei unseren vielen Verletzungen an Pech haben.“

So beeindruckend wie Manuel Neuer

Das Glück – und einen glänzenden Torwart: Seit Manuel Neuer hat zwischen den S04-Pfosten keiner mehr so beeindruckt wie in diesen Wochen Ralf Fährmann. „Mit Manuel Neuer kann man niemanden vergleichen, das ist ein Ausnahme-Torwart“, sagt Heldt zwar: „Aber es ist umso schöner, dass Ralf seine Sache so gut macht.“

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Es sind viele Komponenten, die zusammen kommen, dass aus zaudernden Schalkern nun ein Team geworden ist, das von Erfolgen getragen wird und auch Rückschläge wie ein unglückliches Eigentor von Felipe Santana (66.) zum Leverkusener 1:1-Ausgleich wegsteckt. Eine Komponente ist auch, dass die Strategie nun aufgeht: So war es beim Siegtor in der 74. Minute, als Klaas-Jan Huntelaar eine Freistoßflanke von Jefferson Farfan nur hauchzart mit dem Kopf ins Netz lenkte. Genauso hatte es Schalke beim Abschlusstraining einstudiert, weil Keller bei seiner Analyse vorab aufgefallen war, dass Leverkusen bei gegnerischen Freistößen in der Verteidigung ganz tief vor dem eigenen Tor steht. Huntelaars Siegtor war tatsächlich vorab am Reißbrett geplant.

Der erste Schalker Treffer in der 28. Minute zum 1:0 hatte indes eine eigene Geschichte: die von Leon Goretzka. Nachdem der 19-Jährige im Mittelfeld einen Fehler von Nationalspieler Lars Bender provoziert hatte, stürmte er unwiderstehlich in Richtung Tor und überlistete Torwart Bernd Leno mit einem Lupfer – ein wahrer Geniestreich von Goretzka. „Beeindruckend“, lobte Keller diese Courage: „Aber ich hätte ihm auch den Kopf abgerissen, wenn er diesen Ball nicht reingemacht hätte, weil in der Mitte Max Meyer frei stand.“

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Goretzka hatte in dieser Szene einmal seine Hemmungen über Bord geworfen, die ihn auf Schalke bisher ein wenig ausgebremst haben. Es hatte ja schon Kritik an der Entwicklung des Ausnahme-Talents gegeben; vor allem von seinem ehemaligen Trainer Peter Neururer. Nun legte Goretzka nach seinem Tor demonstrativ den Zeigefinger auf seinen Mund – eine Geste, die, so kann man es zumindest vermuten, auch Peter Neururer gegolten haben könnte. „Jeder kann das so interpretieren, wie er es möchte“, sagte Goretzka und wirkte dabei insgesamt eher reserviert. Jedenfalls nicht ganz so unbeschwert wie der Rest vom Schalker Jubel-Fest.

Vier Siege in vier Spielen: Damit hat Schalke, als Tabellensiebter in die Rückrunde gestartet, jetzt sogar wieder einen Drei-Punkte-Kontakt zum zweiten Platz, der in der Winterpause um neun Zähler entfernt lag. „Wenn ich das vorhergesagt hätte“, schmunzelt Jens Keller, „hätte mich jeder für verrückt erklärt.“

So ganz Unrecht hat er da nicht...