Eiskalter Goretzka jubelt still über sein Schalke-Traumtor in Leverkusen
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Leverkusen. Leon Goretzka brachte den FC Schalke 04 im Spitzenspiel bei Bayer Leverkusen mit einem Traumtor in Führung. Der 19-Jährige stand erst zum zweiten Mal in dieser Saison in der Startelf. “Wir haben selbst nicht daran gedacht, dass es bei ihm länger dauert“, gestand Manager Horst Heldt.
Ein paar Sekunden Zeit blieben Leon Goretzka noch. Soeben hatte er Nationalspieler Lars Bender in der Spielhälfte von Bayer Leverkusen den Ball abgejagt - und dann Philipp Wollscheid ins Leere grätschen lassen. Nur noch Torwart Bernd Leno stand im Weg. "Ich hatte leider recht viel Zeit zu überlegen", erzählte der Mittelfeldspieler des FC Schalke 04 nach dem Spiel und fügte dann hinzu: "Ich habe aber gesehen, dass der Torwart recht stürmisch rausgekommen ist. Da war der Lupfer die beste Lösung." Und was für ein Lupfer! Goretzka traf zum 1:0 für Schalke und leitete den 2:1-Sieg im Bundesliga-Spitzenspiel ein.
Schalke-Manager Horst Heldt lobt Goretzka
Erst zum zweiten Mal stand der vor der Saison für über drei Millionen Euro vom Zweitligisten VfL Bochum gekommene Goretzka in dieser Saison in der Startelf - und dann auch noch auf der ungeliebten Position auf der linken Seite. "Woanders spiele ich lieber. Aber ich war überglücklich, überhaupt von Anfang an auf dem Platz stehen zu dürfen", sagte Goretzka. Im Juli war er als von seinem Ex-Trainer Peter Neururer angepriesenes "Jahrhunderttalent" aus der Nachbarstadt gekommen, doch seit Monaten warten die Schalker auf den Durchbruch. "Sicherlich", gesteht Manager Horst Heldt nun, "hätten wir im Nachhinein das Bewusstsein haben müssen, dass die Eingewöhnungszeit nicht immer so einfach ist. Wir haben selbst nicht daran gedacht, dass es bei ihm länger dauert. Aber Leon ist noch jung, er macht gerade das Abi, ist bei einem anderen, viel größeren Verein. Das ist nicht einfach."
Goretzkas Leistung in Leverkusen ist aber - wie Heldt glaubt - nur der Anfang. "Leon kann noch mehr. Er hat eine gute Körperstatur, eine gute Technik, ist schnell, intelligent, hat eine gute Auffassung vom Spiel. Ich kenne keinen Schwachpunkt", erklärte Heldt und ergänzte: "Schon vor ein paar Wochen habe ich gesagt, dass ich davon überzeugt bin, dass er einer derjenigen Spieler sein wird, der sich nicht nur in Deutschland einen Namen macht." Es war nach dem 2:1 gegen Wolfsburg vor zwei Wochen, als Heldt sogar davon sprach, "dass Leon bald zu den Top-Spielern in Europa gehört." Mächtig viel Druck für einen 19-Jährigen, der gerade einmal zwölf Bundesliga- und 32 Zweitligaspiele bestritten hat.
Der Umjubelte selbst bleibt erst einmal locker und hofft auf weitere Einsätze. "Das Tor heute", sagt er, "war schon ein Argument, dass ich wieder von Anfang an spiele." Trotzdem dürfte er am Freitag gegen Mainz (21. Februar, 20.30 Uhr, live in unserem Ticker) zunächst einmal wieder auf der Bank sitzen. Denn Julian Draxler drängt zurück ins Team. Doch auch der hätte das Tor nicht abgezockter erzielen können. "Das war erstklassig abgeschlossen", lobte Heldt. Trainer Jens Keller sagte: "Beeindruckend, wie eiskalt Leon das Tor gemacht hat. Aber ich hätte ihm den Kopf abgerissen, wenn er den nicht gemacht hätte. Denn Max Meyer stand in der Mitte frei."
Wem galt der stille Jubel?
Nachdem der Ball die Linie überschritten hatte, lief Goretzka zur Eckfahne und legte den Zeigefinger auf die Lippen. Ein stiller Jubel. Wem galt die Geste? Den Fans von Bayer Leverkusen? Den Kritikern? Vielleicht Ex-Trainer Peter Neururer, der den Wechsel nach Schalke als Fehler bezeichnet hatte? "Es war ein Jubel für mich. Dabei möchte ich es belassen. Jeder kann das so interpretieren wie er das möchte", sagte Goretzka, trank einen Schluck aus einem Pappbecher, schmunzelte und verschwand in Richtung Mannschaftsbus. Die Rückfahrt ins Ruhrgebiet wird er genossen haben.
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