Gelsenkirchen. Beim letztlich verdienten 3:1-Sieg über das lange führende Werder Bremen ließ der FC Schalke 04 vor allem in der ersten Halbzeit viele Chancen liegen. Beim Führungstor der Gäste ließ sich Roman Neustädter den Ball abluchsen. Jefferson Farfan krönte sein Comeback mit dem 3:1-Endstand.

Wenn Horst Heldt von den Fernsehkameras auf seinem Tribünenplatz eingefangen wird, sieht es in diesen Tagen immer so aus, als würde der Manager des FC Schalke 04 im Zeitraffer altern. Beim erst in der Schlussphase gesicherten 3:1-Sieg am Samstag gegen Werder Bremen dürften einige Jahresringe dazugekommen sein. „Wir haben wieder vier, fünf hundertprozentige Chancen liegen gelassen, das ärgert mich wahnsinnig“, meinte anschließend Trainer Jens Keller.

Julian Draxler und Adam Szalai waren es in erster Linie, die den Alterungsprozess ihres Managers in Halbzeit eins beschleunigten. Vor allen Dingen Draxler, dessen Formanstieg der letzten Spiele bis auf die Chancenverwertung weiter erkennbar ist, zeigte sich hinterher reumütig: „Ich persönlich und die ganze Mannschaft haben viele Chancen liegen lassen. Meine Chancen müssen im Netz landen, da gibt es keine zwei Meinungen.“ Nein, wirklich nicht: Aus acht Metern Entfernung den Ball nicht an Werder-Keeper Sebastian Mielitz vorbeizulenken wie in Minute 17, lässt sich nur mit grober Fahrlässigkeit betiteln. Und das jede Partie von Adam Szalai – bei allen Fleißkärtchen – die sich der Ungar redlich verdient, die Sehnsucht nach der Rückkehr eines Klaas-Jan Huntelaar größer werden lässt, spricht auch nicht für die Effizienz der Sturmspitze. Mal kam der Ex-Mainzer bei einer herrlichen Aogo-Hereingabe den berühmten einen Schritt zu spät, dann brachte er im mehrmaligen Nachstochern die Kugel nicht am Pfosten sowie am Torhüter-Bein vorbei ins Netz.

Ex-Schalker Lukas Schmitz in Kopfball-Duellen nur zweiter Sieger

So durfte Werder-Trainer Robin Dutt zur mit Pfiffen untermalten Halbzeitpause mindestens von einem Außenseiter-Punkt träumen, nach der schmeichelhaften Führung durch Felix Kroos, der in der 22. Minute einen Sekundenschlaf Roman Neustädters genutzt hatte, um ihm den Ball zu stiebitzen und unhaltbar für Torhüter Timo Hildebrand ins lange Eck zu vollenden. „Wir hatten viele Pressing-Aktionen und Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte“, resümierte der Gäste-Coach die ersten 45 Minuten zufrieden, bevor er das Auslassen des Geschenks zum vielleicht vorentscheidenden 2:0 nach einer Stunde bedauern musste: Als Timo Hildebrand der Maulwurfshügel bei seinem Flachpass über den Spann fast zum Verhängnis geworden wäre, doch Bremens Eljero Elia verdeutlichte die Qualität des Untergrunds, als er auf seinem einsamen Weg zum Schalke-Tor einfach wegrutschte und diese Riesenchance verbaselte.

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Was dann aus Sicht der Hausherren folgte, wurde später mit dem ehrenvollen Titel Willensleistung überschrieben. Und die glückliche Hand des Trainers, der den unglücklichen Adam Szalai nach 75 Minuten von seinen Bemühungen erlöste und Kevin-Prince Boateng in die Spitze beorderte. „Das war Wahnsinn, wie die Mannschaft zurückgekommen ist und dieses Spiel unbedingt gewinnen wollte“, staunte Jens Keller. Zweimal Kevin-Prince Boateng, der dem Ex-Schalker Lukas Schmitz bewies, wie man zum Kopfball gehen muss, drehte die Partie. Und das der für Szalai eingewechselte Jefferson Farfan in der Nachspielzeit auf prächtige Vorarbeit Draxlers den 3:1-Endstand besorgte, war eine nette Zugabe und zugleich ein hoffnungsvolles Signal für die Zukunft, dass mit der Rückkehr des Peruaners ins Team die Hinrunde noch ein versöhnliches Ende findet.

Denn die Schalker befinden sich nach sechs Punkten aus zwei Partien wieder im Fahrstuhl nach oben, wenn auch mit Ruckeln und ganz gemächlich. Kapitän Benedikt Höwedes, der vor den Medien erschien, „ohne irgendwelche Ergebnisse oder die Tabelle zu kennen“, sieht seine Truppe auf dem richtigen Weg: „Wir klettern so langsam dahin, wo wir hin möchten. Wir müssen versuchen, den vierten Platz im Auge zu behalten.“ Das wird schwer genug.