Gelsenkirchen. . Julian Draxler arbeitet an seiner Rückkehr auf ein konstant hohes Spielniveau. Vor dem brisanten Revierderby in der Fußball-Bundesliga gegen Borussia Dortmund am Samstag um 15.30 Uhr hält sich die Nummer 10 des FC Schalke 04 bedeckt. Draxler wartet auf sein erstes Liga-Tor in dieser Saison.

Sie schlagen wilde Purzelbäume, die königsblauen Fan-Herzen. Vor lauter Glück in diesen zwei besonderen Momenten. Als Julian Draxler im vergangenen März nach seinem Tor zur 1:0-Führung des FC Schalke 04 im Revierderby gegen Borussia Dortmund (2:1) im Rausch der Emotionen wieder und wieder mit der Faust auf das Vereinslogo auf seinem Trikot schlägt, und als zwei Monate später kleine LKW mit Plakaten, auf denen sein Konterfei prangt, Draxlers Vertragsverlängerung bis 2018 auch am Stadion des Erzrivalen verkünden.

Draxlers Leistungen genügten zuletzt den hohen Ansprüchen nicht mehr

Julian Draxler, dieser erst 20-jährige Junge aus Gladbeck, dieser Ur-Schalker bietet auf seinem Weg in den Olymp der Profi-Fußballer nebenbei auch dem ungeliebten, aber erfolgreichen Nachbarn die Stirn. Auf und abseits des Rasens. Angeheizt wird dieser Eindruck durch Sätze wie „Ich kann ein für allemal versprechen, dass ich nicht für Borussia Dortmund spielen werde“ oder „Sollte ich keiner Gehirnwäsche unterzogen werden, wechsele ich nie nach Dortmund“. Sätze, mit denen sich Draxler im Sog eines Interesses des BVB am Schalker kess zitieren lässt.

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Wenn am Samstag in der Arena das 143. Derby angepfiffen wird (15.30 Uhr/Sky und in unserem Ticker), können allerdings kaum aktuelle Zitate des 20-Jährigen diskutiert werden. Erst recht keine, die geeignet sind, die Antipathie beider Klubs herauszuarbeiten. Draxler schweigt. Was nichts damit zu tun hat, dass er Gefallen an den Schwarz-Gelben gefunden hätte, sondern eher damit, dass seine Leistungen zuletzt einst gehegten hohen Ansprüchen nicht mehr genügen.

Die ihm Anfang der Saison zugeteilte Rolle als alleiniger Lenker und Denker in der Schalker Offensive, der Hype um seine Person, nachdem bekannt wird, dass Draxler für eine festgeschriebene Ablösesumme von 45 Millionen Euro die Knappen verlassen könnte und der leidenschaftliche verbale Jubel aller, als der Nationalspieler weitaus höhere Angebote ablehnt. „Julian hat mir gesagt, dass er bei uns bleibt, obwohl er woanders 50 Millionen Euro verdienen kann. Das ist Schalke“, sagt damals Aufsichtsratschef Clemens Tönnies.

Immense Verantwortung und ständige Öffentlichkeit stoppen Draxlers Höhenflug

Die immense Verantwortung, die ständige Öffentlichkeit - sie stoppen Draxlers Höhenflug. Erst als die Königsblauen Kevin-Prince Boateng verpflichten und sich der Fokus verstärkt auf den erfahrenen 26-Jährigen richtet, findet Schalkes Nummer 10 wieder ein wenig zu sich. Selbst jüngste Äußerungen wie „Ich bin nicht so verwurzelt, dass ich mich nicht loseisen könnte“ nehmen die Königsblauen nicht übel. Ein Jungspund mit manchmal loser Schnauze, einer aus dem Revier, wo man ein offenes Wort und Ehrlichkeit lieber mag als scheinheilige Liebesschwüre, die sowieso unter Tränen gebrochen werden, ist Draxler eben.

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Er will jetzt neben Boateng Verantwortung übernehmen. Sei es auf dem linken Flügel oder in der zentralen Position. „Ich möchte diesen Schritt gehen – für mich und um der Mannschaft zu helfen“, sagt der junge Mann, der mit Superstar Raul befreundet ist und sich regelmäßig mit ihm austauscht. Ein Thema wird aktuell sein, wie Draxler konstant zu alter Form zurückfindet. Und wie er seinen ersten Treffer in der Liga erzielen kann. Eine öde Null prangt an entsprechender Stelle in den Statistiken dieser Saison, bei den Vorlagen ist nach neun Spielen eine magere 1 zu sehen.

Der Champions-League-Draxler

Anders sieht das in der Champions League aus. Auf europäischer Bühne erzielt Draxler bislang drei Tore und bereitet zwei vor. „Ein Derby hat den Charakter eines Pokalspiels“, sagt Jens Keller, Schalkes Trainer, vor dem Duell mit dem BVB. Vielleicht auch den eines (Europa-)Pokalspiels - und plötzlich könnte Draxler der neue alte Schalker Derby-Held sein.