Gelsenkirchen. . Schalke-Manager Horst Heldt gießt vor dem Revierderby gegen den BVB kein zusätzliches Öl ins Feuer. Trainer Jens Keller will beim Gegner Borussia Dortmund in der zweiten Halbzeit beim Arsenal-Spiel Schwächen erkannt haben. Bei den Königsblauen rückt wieder Adam Szalai in die Sturmspitze.
Das übliche Ballyhoo vor dem 143. Pflichtspiel-Derby (Samstag, 15.30 Uhr, live in unserem Ticker) blieb diesmal aus, was auch schon wieder bemerkenswert ist, weil es in der Vergangenheit auch schon anders herging. „Das macht keinen Sinn, auch ich habe dazugelernt, und deswegen werde ich nichts mehr sagen“, wies Schalkes Manager Horst Heldt vor dem Prestigeduell alle Befeuerungs-Hilfen, um die Atmosphäre zusätzlich anzuheizen, weit von sich. Vor der Saison hatte sich Horst Heldt mit dem östlichen Reviernachbarn noch auf Augenhöhe gewähnt, der bisherige Saisonverlauf spricht allerdings eine andere Sprache. Lasst Taten sprechen, möchte man meinen, angesichts der ziemlich klaren Konstellation in der Tabelle: BVB 22 Punkte – Schalke 14 Punkte, da verbietet sich zumindest von Hausherren-Seite die dicke Lippe.
Die Königsblauen vertrauen fernab jeder Bundesliga-Arithmetik den besonderen physikalischen Gesetzen dieses Derbys und erinnern sich nur zu gerne ans Vorjahr, wo die Schalker in beiden Partien siegreich blieben, bei ähnlicher Dortmunder Vorherrschaft in der Tabelle. Aber in der Saison davor waren die Kräfteverhältnisse ähnlich verteilt, da siegte der BVB beide Male. „Ich hoffe nicht, dass daraus ein Rhythmus abgeleitet werden kann“, befürchtet Horst Heldt, wohl kein Freund von Statistiken.
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Für die Schalker bietet das Aufeinandertreffen eine treffliche Möglichkeit, eine durchwachsene Woche mit einem Paukenschlag zu beenden und sich bei ihrem treuen Anhang einen ordentlichen Bonus zu erspielen. Von einem Derbysieg kann die Fanseele durchaus einige Wochen zehren, egal, wie die nächsten Partien laufen. Bei aller augenblicklichen Stärke des Gegners will Schalke-Trainer Jens Keller aber durchaus einen kleinen Wackler beim BVB erkannt haben: „Klar haben sie eine enorme Qualität und können anders als wir fast aus dem Vollen schöpfen. Aber in der zweiten Halbzeit in London waren sie nicht so dominant, der Sieg am Ende war doch eher glücklich.“
„Im Derby gibt es keine Außenseiterrolle“
Eher unglücklich verliefen parallel die taktischen Spielchen von Jens Keller. Nicht nur, dass der Versuch eines halbwertigen Kevin-Prince Boateng als falscher Neuner grandios gescheitert ist, es hat auch sicherlich noch am Ego eines Adam Szalai gekratzt, der sich als Sturm-Alternative für den langzeitverletzten Klaas-Jan Huntelaar eigentlich bis dahin als konkurrenzlos angesehen hatte. Ihm hier für das Derby wieder das Gefühl seiner Unverzichtbarkeit zu vermitteln, wird die Hauptaufgabe Kellers sein.
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Von einer Außenseiterrolle jedenfalls will Königsblau nichts wissen: „Die gibt es nicht in einem Derby, mal abgesehen vom Münchner Derby, da gab es immer einen in der Favoritenrolle“, weiß Ex-Löwe Horst Heldt aus eigener Erfahrung. Aber auch da gab es die Ausnahme von der Regel.
Ex-Dortmunder Santana brennt auf seinen Einsatz
Möglicherweise wird Jens Keller nach seiner Überraschung im Angriff beim Chelsea-Spiel diesmal in der Defensive für eine Überraschung sorgen. Zwar bot Joel Matip in der Champions League bis auf seine ungestüme Attacke vor dem 0:2 eine grundsolide Partie in der Innenverteidigung, aber Kollege Felipe Santana hätte natürlich den besonderen Anreiz auf der Habenseite, es seinen ehemaligen Kollegen beweisen zu wollen. „Dortmund kommt mit Blut in den Augen“, wird Santana auf dem Boulevard zitiert, beim Innenverteidiger könnte zumindest eine Träne im Augenwinkel sitzen, sollte er sich doch auf der Ersatzbank wiederfinden. Zwar sind die Verantwortlichen mit Kritik am Ex-Borussen zurückhaltend, aber ein bisschen mehr Hartnäckigkeit hatten sie sich schon gewünscht: „Ob Höwedes, Matip oder Santana – jeder muss sich der Konkurrenz stellen. Wir müssen uns in den Wettbewerben auf unsere Innenverteidiger verlassen können, da muss jeder den Kampf annehmen“, so Heldt, der Santana zumindest gegen Leverkusen und in Basel ein gutes Zeugnis ausstellte. Aber das letzte Wort habe natürlich der Trainer.