Basel. . Nach dem Erfolg in der Champions League wünscht sich der FC Schalke auch für die Bundesliga Konstanz. Der große Star in Basel war Julian Draxler: Mit seinem Treffer zum 1:0 gegen Basel hat der 20-jährige auf der ganz großen internationalen Bühne seine Fußballkunst vorgeführt. Das könnte Interesse anderer Klubs wecken.
Es war schon 0.15 Uhr, als Julian Draxler aus der Kabine im St.-Jakob-Park kam, der Mannschaftsbus des FC Schalke 04 war längst ohne ihn zum Hotel gefahren. Der Mann, der das Champions-League-Spiel beim FC Basel mit einem technisch perfekten Volleyschuss entschieden hatte, war von der Uefa zur Dopingprobe gebeten worden – und dabei lief es längst nicht so flüssig wie zuvor auf dem Platz. Aber auch diese unangenehme Verlängerung konnte dem 20-Jährigen die Laune nicht mehr verderben: Wieder einmal hatte er auf der ganz großen internationale Bühne seine Fußballkunst vorgeführt, zudem hatte sich seine Mannschaft diesen für die Tabelle und die Gemütslage enorm wichtigen Sieg redlich verdient.
Ein Zu-null-Sieg, schon der zweite in der Champions League, die maximale Ausbeute: Als die Mannschaft am frühen Mittwochnachmittag von Basel nach Düsseldorf zurückflog, durfte sie sich einfach mal wieder gut fühlen – der Tabellenführer der Gruppe E heißt tatsächlich Schalke 04. „Davon lassen wir uns aber nicht täuschen“, sagt Julian Draxler. „Wir wissen ja, dass jetzt zweimal der vermeintlich stärkste Gegner auf uns zukommt.“ Der heißt FC Chelsea und hat sich nach einer überraschenden 1:2-Auftaktpleite gegen Basel mit einem 4:0 in Bukarest zurückgemeldet.
Vertrauen ist mit dem Sieg gegen Basel noch nicht wieder hergestellt
Die Schalker haben gelernt, sich nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen, denn sie konnten bisher noch nicht die Stabilität nachweisen, die gefährliche Abstürze ausschließt. „Warum kann Schalke so gut Champions League?“, wollte ein Radioreporter von Timo Hildebrand wissen, und der Torwart antwortete: „Ich weiß es nicht. Ich wäre froh, wenn wir auch so gut Bundesliga könnten.“ Das Vertrauen ist mit diesem Sieg noch nicht wieder hergestellt, denn ähnlich vielversprechende Erfolge hatte es ja auch schon vor dem 0:4-Einbruch gegen die Bayern und dem tief enttäuschenden 3:3 in Hoffenheim gegeben. „Wir zeigen noch zu oft zwei Gesichter“, meint Hildebrand. „Wenn wir am Samstag verlieren, ist wieder alles schlecht.“
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Am Samstag kommt der FC Augsburg (15.30 Uhr live in unserem Ticker) in die Arena, danach geht es zum bisher überforderten Aufsteiger Eintracht Braunschweig, und wer in diesen Ansetzungen keine Chance erkennt, der sollte einen Augenarzt aufsuchen - oder gleich einen Psychiater. Fast flehend fordert Kapitän Benedikt Höwedes: „Wir brauchen jetzt auch in der Bundesliga unbedingt Konstanz.“ Julian Draxler kennt das Rezept, es ließe sich leicht einlösen: „Wir müssen auch in der Bundesliga in jedem Spiel so viel Engagement zeigen wie in Basel.“
Trainer Keller und Manager Heldt loben Draxler
Ob die Jermaine Jones verordnete Denkpause als Warnschuss verstanden wurde? Dieses Thema wollen alle herunterspielen, doch es fällt zumindest auf, dass sämtliche Schalker das Hoffenheim-Spiel nicht vergessen haben, sie geben sich durchaus selbstkritisch. „Wir wissen, was wir da falsch gemacht haben“, sagt Kevin-Prince Boateng. „Wenn wir hinten gut stehen, gewinnen wir die Spiele.“ Weil sich vorne oft die vielzitierte „individuelle Qualität“ durchsetzt, die diesmal Julian Draxler bei seinem bewundernswerten Treffer verkörperte. „So’n bisschen schießen kann ich ja“, meint Draxler augenzwinkernd, und sein Trainer Jens Keller schwärmt: „Er hat den Ball optimal getroffen, aber das ist bei ihm kein Zufall.“
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Draxler, der nach einer Pause wegen einer Reizung im Knie erst seit Sonntag wieder im Training war, hatte schon in Saloniki und gegen Bukarest geglänzt - gut denkbar also, dass schon bald wieder europäische Großklubs ihre Fühler nach ihm ausstrecken werden. Er wolle weiter alles für Schalke geben, verspricht der Jung-Nationalspieler und fügt lachend hinzu: „Und mit allem anderen muss sich dann der Manager herumärgern.“
Horst Heldt lobt Draxlers herausragendes Ballgefühl beim Siegtor („Es gibt genügend andere, die so einen Ball aufs Tribünendach schießen“) und hofft darauf, dass alle Spieler nun endlich kapiert haben, was sie erreichen können, wenn sie nicht zwischenzeitlich abschalten: „Es sind keine Maschinen, aber wir dürfen von ihnen verlangen, dass sie die Konzentration hochhalten.“