Gelsenkirchen. . An seinem 35. Geburtstag sollte sich Schalkes Legende Gerald Asamoah eigentlich mit anderen Dingen beschäftigen dürfen. Aber der Stand-by-Profi der Gelsenkirchener wurde beim Spiel der U23 gegen Essen rassistisch beleidigt und spricht im Interview über Zivilcourage und RWE-Spieler Christian Knappmann.
Sie haben mit der Schalker U23 in Lotte auf dem Platz gestanden, während die Profis in der Champions League in Basel gespielt haben. Wie wichtig war der Sieg für das Team und Trainer Jens Keller?
Asamoah: Jens Keller hat es auf Schalke wirklich nicht einfach. Dabei hat er in der vergangenen Saison doch das Ziel erreicht. Jetzt stand er nach einem durchwachsenen Start in der Kritik, aber er holt die Punkte und hat zwei Siege in der Champions League eingefahren. Ich sehe überhaupt kein Problem mit Jens Keller bei Schalke und freue mich, wenn er erfolgreich ist. Er macht einen guten Job.
Er hat Sie vor einer Woche von der U23 wieder hoch zu den Profis gezogen. Wie ist ihr Verhältnis zum Coach?
Asamoah: Ich kenne Jens noch als Gegenspieler aus der Bundesliga und wir haben ein freundschaftliches Verhältnis. Wir haben damals abgemacht, dass ich zur Verfügung stehe, wenn ich gebraucht werde und das war beim Pokalspiel in Darmstadt der Fall. Es macht einfach Spaß auf dem Platz zu stehen.
Auch in der Regionalliga, wo es hart zur Sache geht? Sie mussten nach dem Spiel in Lotte mit Verdacht auf Gehirnerschütterung ins Krankenhaus - brummt der Schädel noch?
Asamoah: Nein, es ist alles okay bei mir und gibt keine Problem.
In der Regionalliga ist auf den Rängen nicht so viel los, so dass man alle Rufe von den Fans hört. Beim Spiel gegen Essen kam es zu einem rassistischen Vorfall. RWE-Spieler Christian Knappmann hat allerdings eingegriffen.
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Asamoah: Das verdient großen Respekt und ist die Zivilcourage, von der ich immer gesprochen habe, wenn das Thema Rassismus akut wurde. Ich habe den Vorfall bei der Partie gar nicht mitbekommen, aber es gibt immer irgendwelche Idioten, die es nicht in ihren Kopf kriegen. Es ist sehr traurig und verletzt mich zutiefst, dass wir im Jahr 2013 noch über dieses Thema sprechen müssen. Diese Zivilcourage, die Christian Knappmann gezeigt hat, verlange ich eigentlich von jedem Menschen.
Knappmann sagt, er hätte diesen Idioten „am Kragen gepackt und persönlich rausgeführt“, wenn er ihn hätte identifizieren können.
Asamoah: Ich habe das erst am nächsten Tag mitbekommen, dass das wirklich ein RWE-Spieler war. Ich zolle ihm großen Respekt und freue mich, dass es solche Leute gibt, die diese Idioten geradebiegen wollen, aufstehen und sie im besten Fall aufklären. Ich wünsche mir, dass wir irgendwann nicht mehr über diese Thematik sprechen müssen. Wir sind alle gleich, ob dunkel- oder hellhäutig – das muss in die Köpfe der Menschen – vor allem in die der jungen.
Sie haben gesagt, Sie waren „nie wirklich weg“ aus Schalke - warum war es über alle die Jahre eine fruchtbare Liaison zwischen dem Klub und Gerald Asamoah?
Asamoah: Als ich 1999 nach Gelsenkirchen gewechselt bin, wusste ich noch nicht viel über Schalke. Als ich dann am ersten Tag hier war, war ich sofort ein Schalker Junge und wurde von den Fans geliebt. Ich habe sofort gemerkt, dass mich die Fans in die Familie aufgenommen haben und ich glaube, dass das auch mit meiner ehrlichen Arbeit auf dem Platz zusammenhing. Ich war immer ein Kämpfer und auf Schalke werden solche Typen, Arbeiter gebraucht. Es hat einfach vom ersten Moment an gepasst. Ich liebe diesen Verein.
Schalkes Asamoah trauert der Meisterschale hinterher
Was sind die Highlights mit Schalke, an die Sie sich gerne erinnern?
Asamoah: Die Pokalsiege mit Schalke bleiben für mich unvergessen, aber auch die knapp verpasste Meisterschaft 2001, als Bayern uns den Titel in letzter Sekunde noch aus der Hand gerissen hat.
Denken Sie da noch häufig dran?
Asamoah: Jedes Jahr, wenn die Meisterschale vergeben wird, denke ich: „Oha, ich hätte auch Meister sein können.“
Am Donnerstag feiern Sie Ihren 35. Geburtstag. Als Semi-Profi können Sie Ihren Ehrentag richtig feiern, oder?
Asamoah: Ich habe das Pech, an einem Feiertag Geburtstag zu haben und normalerweise waren wir an diesem Tag immer mit der Mannschaft unterwegs zu irgendeinem Spiel. Aber in dieser Woche habe ich schon am Dienstag gespielt und deshalb ist es etwas ruhiger. Ausgiebig wird aber nicht gefeiert. Es kommen ein paar Freunde vorbei und die Familie und dann sitzen wir zusammen und essen ein bisschen 'was.
Ganz wie ein Voll-Profi. Sehen wir Gerald Asamoah denn noch mal in der Bundesliga oder in der Champions League?
Asamoah: Dazu müsste Schalke ja Verletzungssorgen haben und das wünsche ich mir nicht. Aber wenn ich gebraucht werde, bin ich da und vielleicht bekomme ich so noch das eine oder andere Spiel. Wichtig ist aber, dass die Mannschaft Erfolg hat.
Standbein nach der aktiven Karriere?
Asamoah: Ich werde sicherlich dem Fußball erhalten bleiben. Ich möchte meinen Trainerschein machen und bin noch länger an den FC Schalke gebunden und werde auch hier viele Aufgaben haben. Ich habe zwar ein Hotel in Ghana und ein Café in Hamburg, sehe aber mein Leben im Fußball und werde sicherlich auf Schalke bleiben.