Sinsheim/Gelsenkirchen. . Als Konsequenz aus dem verschenkten Sieg beim 3:3 bei der TSG Hoffenheim hat der FC Schalke 04 Jermaine Jones für das Spiel am Dienstag in Basel suspendiert – und der meldet sich danach krank. Ob und wann Jones, der sich so gerne als Anführer gibt, in die Mannschaft zurückkehrt, ist völlig offen.
Jermaine Jones hätte vielleicht schon damit rechnen können, dass es für ihn ein unangenehmer Sonntag werden würde. Bereits am Samstag nach dem 3:3 in Hoffenheim war der 31 Jahre alte Mittelfeldspieler nicht sonderlich gut gelitten; zumindest fielen immer wieder Aussagen, die man als Kritik an Jones auslegen konnte. „Sehr spannend“ nannte Trainer Jens Keller mit beißendem Unterton die individuellen Fehler, die seiner Mannschaft unterlaufen waren.
Und Manager Horst Heldt pickte sich den größten Schnitzer heraus, als Jones in der 84. Minute ein kleines Kunststückchen an der Mittellinie versuchte und damit den Hoffenheimern um ein Haar sogar noch den Siegtreffer geschenkt hätte. „Es steht in keinem Lehrbuch und ist auf Schalke auch nicht Bestandteil des Trainingsprogramms, als letzter Mann mit der Sohle den Ball zurückzuziehen“, stichelte Heldt. Jones wusste also, dass sich seine Lage beim Bundesligisten zugespitzt hatte. Der Manager hatte „Konsequenzen“ angekündigt.
Und dafür brauchte es nur einen Tag: Am Sonntag wurde Jones für das Champions-League-Spiel am Dienstag beim FC Basel (dann ist Julian Draxler wieder dabei) suspendiert. Horst Heldt bestätigte: „Das Trainerteam hat entschieden, Jermaine eine Denkpause zu geben.“
Der Vertrag läuft zum Saisonende aus
Jens Keller hielt am Sonntag zunächst eine lange Ansprache an die Spieler. Danach schickte er die Fußballer nach draußen, und im Anschluss an die Übungseinheit teilte er Jones in einem Gespräch unter vier Augen mit, in Basel auf ihn zu verzichten. Dass der Mittelfeldspieler sich direkt danach krank meldete, wurde intern als typisches Jones-Verhalten gewertet („eine coole Sau“). Der 31-Jährige gilt als ausgeprägter Egoist, er wolle sich nun einer Meniskus-Operation bei Professor Boenisch in Augsburg unterziehen.
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„Unabhängig von der Vereins-Entscheidung wäre eine Operation aufgrund der anhaltenden Schmerzen unumgänglich gewesen“, erklärte Jones. Diese Darstellung freilich mochte von Vereinsseite am Sonntag niemand so bestätigen. Nun ist eine Rückkehr in die Mannschaft völlig offen. Als Dauer für die Operations-Pause werden sechs Wochen angegeben. Der Vertrag von Jones, der pro Jahr vier Millionen Euro verdienen soll, läuft zum Ende der Saison aus.
Vor zwei, drei Wochen rückte Keller von Jones ab
Jones hat sich auf Schalke immer als Anführer gesehen, auch Trainer Keller hatte Gefallen an dem Straßenfußballer. Doch in dieser Saison ließ der Profi seinen Sprüchen keine Taten mehr folgen; schon im Playoff-Rückspiel zur Champions League in Saloniki gefährdete er mit einer Gelb-Roten Karte den Erfolg des Vereins. Vor zwei, drei Wochen, so heißt es, sei dann auch Keller von dem rustikalen Kämpfer abgerückt: In drei Spielen (Leverkusen, Mainz, Bukarest) kassierte Schalke kein Gegentor – Jones saß dabei entweder auf der Bank, oder er war gesperrt.
Mit ihm in der Start-Elf gab es nun gegen Bayern (0:4) und in Hoffenheim (3:3) wieder sieben Gegentore in zwei Spielen. Und durch Fehler wie in Hoffenheim, als Jones den Freistoß vor dem 3:3 durch Abraham verursachte und Firmino kurz vor Schluss einen Lattentreffer ermöglichte, auch immer weniger Argumente für den Anführer, dem die Gefolgschaft fehlt.
"Das hat mit der Birne zu tun"
Ohne Jones’ Namen zu nennen, hatte Heldt in Hoffenheim angekündigt, wie er die Flut von individuellen Aussetzern, die sich durch die Schalker Saison ziehen, gemeinsam mit dem Trainer bekämpfen will: „Man tauscht sich aus, und irgendwann tauscht man aus.“ Es gehe um Schalke, sagte Heldt: „Da muss man klar bei Sinnen sein, und teilweise waren wir in der zweiten Halbzeit nicht klar bei Sinnen.“
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Auch von Keller bekamen die Spieler, unter denen offenbar Traumtänzer ausgemacht werden, einen vor den Kopf: „Das hat bei dem einen oder anderen mit der Birne zu tun.“ Und selbst die Kicker waren sich nicht mehr grün. Kevin-Prince Boateng ging auf die Kollegen los: „Ein bisschen Hacke hier, ein bisschen Hacke da – so etwas darf nicht passieren.“
Boateng war stinksauer
Der Neuzugang, gewissermaßen der neue Anführer nach Jones, sagte, er sei „stinksauer“, weil Schalke in Hoffenheim zwei Punkte liegen gelassen hatte, die bei einer 3:1-Pausenführung (Schalkes Tore durch Boateng, Matip und Höger) schon zur Hälfte eingetütet zu sein schienen. Schalke zeigte eine Halbzeit, was in dieser Truppe steckt (oder stecken kann) – auch Max Meyer spielte wieder groß auf. Den 18-Jährigen hielt Horst Heldt den anderen als Spiegel vor und sagte, solche Leistungen müsse er doch auch von den Älteren erwarten dürfen.
Jones musste gewarnt sein, dass es für ihn unangenehm werden würde.