Gelsenkirchen. In Hoffenheim ist der FC Schalke 04 bei mehreren vergeblichen Anläufen noch ohne Auswärtssieg. Julian Draxler muss weiter wegen einer Sehnenreizung im Knie passen. Kevin-Prince Boateng ist wieder fit, auch Stürmer Adam Szalai kann spielen.
Das Trainerleben hält für Jens Keller immer noch Überraschungen parat. Dass die kommende Aufgabe am Samstag in der Rhein-Neckar-Arena der TSG Hoffenheim (15.30 Uhr, live in unserem Ticker) zu einem brisanten Trainerduell hochstilisiert wird und selbst Titelseiten mancher Fußball-Fachblätter ziert, entlockt dem Schalke-Coach das berühmt-süffisante Schmunzeln. „Ehrlich, das dies ein Thema wird, hat mich sehr verwundert, zwischen uns gibt es eigentlich keine Berührungspunkte.“ Stimmt, als Markus Gisdol noch zum Profikader der Königsblauen zählte, war Jens Keller Nachwuchstrainer in der Knappenschmiede.
Schalke erfüllte im Pokal beim Drittligisten Darmstadt die Pflicht
Dass der heutige Chefcoach dafür verantwortlich zu machen wäre, dass er anstelle von Gisdol den Posten von Trainer Huub Stevens beerbte, sei ihm nun wirklich nicht vorzuwerfen. Ein reines Thema für die Medien. Jens Keller hat in diesen Tagen auch wirklich andere Sorgen. Das Geschehen in der Spitzengruppe der Bundesliga nimmt allmählich Fahrt auf, und die Schalker dürfen sich nicht schon vorzeitig abhängen lassen.
Nach der Demontage im letzten Heimspiel wurde unter der Woche im Pokal beim Drittligisten Darmstadt 98 allenfalls die Pflicht erfüllt, die Rehabilitierung kann nur im Ligaalltag erfolgen. Ausgerechnet in Hoffenheim. Der südwestliche Zipfel der Republik ist in der Schalker Bilanz noch unerobertes Gebiet. Drei Unentschieden stehen zwei Niederlagen in der Fremde gegenüber. Die letzten Erinnerungen sind besonders schlimm: Am zehnten Spieltag der Vorsaison kassierten die unsortierten Schalker in der letzten Minute durch den gerade eingewechselten Sven Schipplock den Knock-out bei der 2:3-Pleite.
Graue Statistik, die Jens Keller ungerührt lässt: „Es interessiert mich nicht, was in der Vergangenheit war, nachdem wir uns den einen oder anderen Ausrutscher geleistet haben, dürfen wir uns einfach nichts mehr erlauben.“ Der Trainer weiß, dass im Misserfolgsfall ein besonders ungemütlicher Herbst ins Haus stehen kann. Ein Umstand, mit dem er allerdings in den vergangenen Wochen schon konfrontiert worden ist. „Hätten wir zuletzt nicht in Mainz gewonnen, wäre es gegen Bayern der Fall gewesen. Der Druck ist hier doch immer da“, relativiert er fast schon stoisch die Gemengelage der vergangenen Wochen.
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Natürlich hätte er beim Unternehmen Kraichgau gerne auf die Dienste eines Julian Draxler zurückgegriffen, doch der Jung-Nationalspieler muss wie schon zuletzt im Pokal auch beim Hoppschen Lieblingsklub passen. Nichts Dramatisches, wiegelt Keller ab, aber deswegen nicht minder bedauerlich: „Es sind bei größeren Belastungen immer wieder Sehnenreizungen im Knie, die bei Julian Schmerzen verursachen.“ So war auch am Freitag nicht an Training zu denken.
Ähnlichen Belastungen ist Neuzugang Kevin-Prince Boateng ausgesetzt, dem Deutsch-Ghanaer schwillt unter Belastung immer mal wieder das Knie an, für Hoffenheim gibt der Hoffnungsträger der letzten Spiele aber Entwarnung. Auch Ádám Szalai hat seinen grippalen Infekt so weit auskuriert, dass seinem Einsatz im Sturm nichts im Wege steht, obwohl der Trainer den Kräfteverschleiß beim ehemaligen Mainzer wohl registriert hat.
Sead Kolasinac meldet sich im Schalke-Kader zurück
Dafür meldet sich nach längerer Abstinenz Sead Kolanisac im Kader zurück, nach seinem Muskelbündelriss ist er rechtzeitig wieder fit, zumal auch Christian Fuchs als Backup auf dem linken Außenverteidigerposten passen muss.
Dass Hoffenheim nach dem Fast-Abstieg so eine schnelle Kehrtwende hingelegt hat, mag Keller nicht zu verblüffen: „Ehrlich gesagt, hab ich mich eher gewundert, warum sie letztes Jahr mit diesem Kader so weit unten gestanden haben.“