Gelsenkirchen. . Die Königsblauen haben sich nach einer aufreibenden Vorsaison breiter aufgestellt, um auf Formschwankungen und Verletzungen besser reagieren zu können. Geht der Plan auf, wird die Saison gut. Der zunehmende Konkurrenzkampf birgt allerdings Gefahren im scheinbar eingeschworenen Team.

Die Vorbereitung verlief bisher reibungslos – aber was heißt das schon? Gleich zum Saisonstart wird der FC Schalke 04 strenge Qualitätsprüfungen bestehen müssen, denn noch hat er die Champions League als Vierter der vergangenen Bundesliga-Spielzeit nicht erreicht. Die Euphorie ist groß, doch dadurch wächst auch der Druck. Die beiden Qualifikationsspiele für die Königsklasse im August werden einen erheblichen Einfluss auf den weiteren Saisonverlauf haben.

Der Trainer: Die Akzeptanz bei den Spielern erwarb sich Jens Keller recht früh, nachdem er im Dezember 2012 Huub Stevens abgelöst hatte. In der Öffentlichkeit dagegen brauchte es Monate, bis sich der Wind drehte. Der angeblich überforderte und farblose frühere Jugendtrainer arbeitete beharrlich, biss sich durch und stellte die gestürzte Mannschaft wieder auf die Beine. Der Mann hat nicht nur taktische Kompetenz, sondern auch Nervenstränge wie Torpfosten. Er hat sich in dem halben Jahr weiterentwickelt, beweist auch Humor, den ihm anfangs kaum jemand zutraute, und wird seit Saisonbeginn auch noch von dem erfahrenen Ex-Bayern Peter Hermann unterstützt. Was Jens Keller jetzt noch fehlt, um alle Skeptiker zu widerlegen, ist eine Erfolgsstrecke – und zwar vom Start weg.

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Das Personal: Manager Horst Heldt konnte erstmals nach seinen Vorstellungen einkaufen und dabei eine achtstellige Summe ausgeben. Investiert wurde zum Teil in die Zukunft (Leon Goretzka, Christian Clemens), vor allem aber in die Breite des Aufgebots. Denn auch Adam Szalai, Felipe Santana und Rückkehrer Tim Hoogland verschärfen den Konkurrenzkampf. Im Sturm beispielsweise werden die Königsblauen nicht mehr allein auf die Formstärke von Klaas-Jan Huntelaar angewiesen sein, der ebenfalls torhungrige ehemalige Mainzer Adam Szalai hat sich bereits bestens eingefügt. Durch die hinzugewonnenen Alternativen fühlen sich die Etablierten angestachelt. Und sollte Michel Bastos noch gehen, wird Heldt garantiert für entsprechend Ersatz sorgen.

Die Probleme: In der vergangenen Saison erlebte Schalke extreme Leistungsschwankungen, auch weil nicht jeder Spieler alles aus sich herausholte. Konsequenzen hatte dies selten, durch Verletzungspech ergaben sich die Aufstellungen oft zwangsläufig. Die Charakterfrage soll sich in der neuen Saison nicht mehr stellen: Wer bei der verbesserten Personalsituation einen Gang zurückschaltet, der kann auch gleich den Rückwärtsgang einlegen – er wird dann nämlich aus dem Rennen sein. Dadurch aber droht Ärger: Die bisherigen Schalker Stammspieler kennen Rotation nicht. Wie es tatsächlich um die viel beschworene gute Stimmung steht, wird sich dann zeigen, wenn es auch mal einen Hochkaräter erwischt.

Der Anspruch: Schalke will und braucht mehr Konstanz als in der aufreibenden vergangenen Saison. Und Schalke muss die Champions League erreichen, um gut zu verdienen und nicht gleich am Anfang in Turbulenzen zu geraten. Den Meistertitel halten die Verantwortlichen für unrealistisch, einen Platz unter den drei Top-Teams der Liga streben sie aber an.

Die Prognose: Der FC Schalke wird sein Saisonziel erreichen und als Dritter über die Ziellinie der Bundesliga laufen, weil das Konzept stimmt. Bisher ist es gelungen, Verbindlichkeiten abzubauen, ohne die Mannschaft zu schwächen. Jetzt dürfte das Niveau sogar angehoben worden sein.