Klagenfurt. In der vergangenen Saison saß Benedikt Höwedes bei Schalke in den ersten beiden Saisonspielen auf der Bank. Er kennt also die Situation gut, die wegen des hohen Konkurrenzdrucks einigen Teamkollegen droht. Trotzdem steht der Kapitän hinter dem Rotationsprinzip und fordert, die eigenen Ansprüche hinter das Wohl der Mannschaft zu stellen.
Entspannt lehnt sich Benedikt Höwedes zurück, ein Mediengespräch in diesen Tagen im Garten des Mannschaftshotels in Klagenfurt am Wörthersee ist für ihn deutlich weniger anstrengend als vor genau einem Jahr am selben Ort. Schalkes damaliger Trainer Huub Stevens hatte im Sommer 2012 für Unruhe gesorgt, weil er öffentlich die Frage aufgeworfen hatte, ob Formschwankungen bei Benedikt Höwedes vielleicht auch mit einer Belastung durch das Kapitänsamt zu erklären seien. Höwedes wehrte sich nicht öffentlich, aber er hatte dies als Affront empfunden. Und war dann froh, als er nach Tagen der Ungewissheit doch wieder zum Spielführer bestimmt wurde. Der Job war ihm wichtig.
Vor der neuen Saison war eine mögliche Weitergabe der Binde überhaupt kein Thema. Benedikt Höwedes ist von Trainer Jens Keller gleich zu Beginn des Trainingslagers in Klagenfurt geräuschlos im Amt bestätigt worden. Der 25-Jährige hat auch längst seinen Stammplatz in der Innenverteidigung zurückerobert, als Aushilfe auf den Außenseiten der Viererkette ist er allenfalls noch im absoluten Notfall vorgesehen. Kyriakos Papadopoulos fehlt als möglicher Konkurrent schon seit mehr als einem halben Jahr, und Neuzugang Felipe Santana muss erstens noch den richtigen Anschluss finden und wird sich zweitens vermutlich eher mit Joel Matip ein Rennen um einen Platz in der ersten Elf liefern müssen.
Höwedes: "Das Wort Meisterschaft würde ich nicht in den Mund nehmen"
Deshalb muss der Käpt’n auch nicht befürchten, unmittelbar von einer bevorstehenden Rotation betroffen zu sein. Und so kann er auch recht gelassen feststellen, dass sich „durch den Konkurrenzkampf, den wir ja haben wollten, schon einiges getan hat“. Schon beim 1:1 im Test gegen Besiktas Istanbul seien gute Aktionen nach vorne, gute Stafetten und auch ein variables Spiel zu sehen gewesen. „Das alles stimmt mich schon sehr positiv“, sagt Höwedes.
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So weit wie sein ebenfalls erfahrener Teamkollege Jermaine Jones, der den Titelkampf als Zielsetzung ausgegeben hat, will Höwedes aber nicht gehen: „Das Wort Meisterschaft würde ich zurzeit nicht in den Mund nehmen“, sagt er. „Man will aber natürlich immer das Maximale herausholen. Wir müssen dafür in diesem Jahr vor allem konstanter spielen“, sagt der Abwehrchef und glaubt, dass das breitere Aufgebot dabei helfen kann. „Wir konnten ja Spieler, die ihre Form verloren hatten oder verletzt waren, nicht adäquat ersetzen. Wir hoffen, dass wir mit solchen Situationen künftig besser umgehen können.“
Rotation ist für Höwedes ein Schlüssel zum Erfolg
Er hofft auch, dass mit dem verschärften Gerangel um die Plätze „alle vernünftig umgehen“ werden. „Dass jeder spielen will, ist doch klar“, sagt er. „Aber wir müssen die Mannschaft im Vordergrund sehen und das mannschaftliche Ziel immer als Hauptgedanken haben.“
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Als Benedikt Höwedes gefragt wird, ob er als Kapitän schon jetzt im Vorfeld intern darauf hinweisen müsse, lacht er. „Das ist völlig überflüssig“, betont er. „Vor allem zum jetzigen Zeitpunkt muss ich mich nicht hinstellen und den Max spielen.“ Es habe ja jeder gewusst, dass neues Personal hinzukommen würde. „Und dann muss man das eben auch schlucken und seine persönlichen Eitelkeiten hinten anstellen.“ Das hätten die Bayern schließlich in ihrer Triple-Saison auch geschafft – „bei denen hat das perfekt funktioniert“.
Die Bayern aber kennen das interne Wechselspiel schon seit Jahren. Für Schalkes Stammspieler hingegen wird es neu sein. Benedikt Höwedes lächelt. Dann sagt er: „Aber irgendwann muss man ja damit anfangen.“