Frankfurt. . Der Elfmeter-Fehlschuss von Michel Bastos war symptomatisch für die 0:1-Niederlage in Frankfurt. Nun wird es wieder ganz eng im Kampf um die Champions League. Schalke steht nur noch zwei Punkte vor dem Tabellenachten Hamburg. Ausgerechnet der HSV kommt am Sonntag in die Arena.

Julian Draxler war kurz angebunden. Warum Michel Bastos den Elfmeter in Frankfurt geschossen hatte? „Weiß ich nicht“, zischte der 19-Jährige, „müssen Sie ihn selbst fragen.“ Auch Benedikt Höwedes schien nicht ganz einverstanden, wie selbstverständlich sich Bastos den Ball geschnappt hatte: „Er hat sich anscheinend gut gefühlt und ist hingesprintet.“ Und Trainer Jens Keller fragte gar rhetorisch: „Soll ich ihn einfangen?“ Drei Meinungen zum verschossenen Elfmeter von Michel Bastos in Frankfurt. Zu der Szene, mit der alles begann bei der Schalker 0:1-Niederlage.

Man kann in der Bundesliga immer mal einen Elfmeter verschießen, aber bei Michel Bastos hatte es etwas von einem Ego-Anfall. Sofort, als Schiedsrichter Günter Perl nach dem Handspiel von Stefan Aigner auf den Punkt gezeigt hatte, schnappte sich Bastos den Ball und signalisierte mit seiner gesamten Gestik, dass er und kein anderer diesen Elfmeter ausführen würde.

Frankfurts Trainer Veh wertete Bastos' Fehlschuss als "Initialzündung"

Dabei ist der Brasilianer auf Schalke nicht die Nummer eins vom Punkt: In Abwesenheit der verletzten Stamm-Schützen Klaas-Jan Huntelaar und Jefferson Farfan hatte Trainer Jens Keller zuvor ein Trio als mögliche Elfmeter-Schützen nominiert. Bastos, Raffael und Ciprian Marica sollten die Sache im Falle eines Falles unter sich ausmachen. In der Vorwoche hatte Raffael kurz vor Schluss nervenstark zum 2:2-Ausgleich gegen Leverkusen verwandelt – doch diesmal wurde der Brasilianer von seinem Landsmann Bastos gar nicht erst gefragt. Der von Olympique Lyon ausgeliehene Linksfuß nahm sich den Ball und scheiterte mit seinem schwachen Schuss an Frankfurts Torwart-Oldie Oka Nikolov. Dabei wäre die Schalker Führung zu diesem Zeitpunkt in der 24. Minute hochverdient gewesen. Auch Frankfurts Trainer Armin Veh wertete den Elfmeter später als „Initialzündung“ für sein Team: „Danach waren wir im Spiel.“

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Natürlich kann man die Niederlage nicht allein an Bastos festmachen, aber entscheidend war der Fehlschuss schon, weil Schalke ja nicht mit 0:1 verloren hätte, wenn Bastos verwandelt hätte. Und ganz sicher war die Szene symptomatisch für das Gesamtwerk an Pleiten, Pech und Pannen, das Schalke aus Frankfurt mit nach Hause gebracht hatte: Die Elfmeter-Panne führte zur bitteren Pleite, die Schalke im Kampf um die Champions-League-Qualifikation wieder zurück wirft. Und für die dritte Komponente, das Pech, sorgte obendrein Schiedsrichter Günter Perl.

Schalke wurde in zwei Szenen benachteiligt

Denn in zwei Szenen wurde Schalke benachteiligt. Szene Nummer eins fällt in die Rubrik „Kann passieren“: In der 42. Minute entschied Perl nach einem Zweikampf zwischen Atsuto Uchida und Takashi Inui auf Freistoß für Frankfurt – dabei war der Eintracht-Japaner über seine eigenen Beine gestolpert. Dumm für Schalke, dass ausgerechnet dieser Freistoß zum 1:0-Siegtor durch Marco Russ führte. Dass die gesamte Schalker Deckung dabei unsortiert wirkte, darf freilich nicht unerwähnt bleiben. „Wir haben die Standardsituationen schlecht verteidigt – nicht nur beim Gegentor“, schimpfte Benedikt Höwedes und sprach von „Schlafmützigkeit“.

Szene Nummer zwei fällt freilich in die Rubrik „Torklau“: Denn in der 47. Minute erkannte Perl ein Tor von Teemu Pukki nicht an – sein Assistent hatte den Ball zuvor beim Rückpass von Bastos auf Pukki zu Unrecht im Toraus gesehen. Das wäre der 1:1-Ausgleich gewesen.

Damit schlichen die Schalker wie geprügelte Hunde vom Platz – eigentlich wollten sie in Frankfurt einen Big Point setzen im Kampf um die Champions League. „Die Eintracht hätte uns nicht mehr eingeholt, wenn wir gewonnen hätten, jetzt ist sie bis auf einen Punkt ran“, rechnete Manager Horst Heldt.

Schalke blieb auf dem vierten Tabellenplatz

Es wird ein Zittern bis zum Schluss, obwohl Schalke durch die Freiburger 1:2-Niederlage in Stuttgart auf dem vierten Platz blieb. Ein schwacher Trost, denn das Feld ist ganz eng zusammengerückt – selbst der vor Wochen weit abgeschlagene HSV liegt nur noch zwei Punkte hinter Schalke. Und der kommt am nächsten Sonntag (17.30 Uhr, live in unserem Ticker) in die Arena...