Frankfurt. Einmal musste Horst Heldt dann doch ganz bitter und gequält lachen an diesem Abend in Frankfurt: Nämlich, als ein Journalist ihn darauf ansprach, dass er nach dieser 0:1-Niederlage in Frankfurt offenbar so angefressen wie noch nie in dieser Saison sei. Heldt wunderte sich, lachte kurz und zählte dann einige Spiele auf: In Düsseldorf, in Hoffenheim, in Hamburg – nach diesen Spielen hatte es ihn ihm schon genauso heftig rumort wie nun in Frankfurt. Dass Schalkes Manager nun in Frankfurt erneut explodierte, lag daran, dass die Mannschaft offenbar nichts annimmt und einfach nichts aus ihren Rückschlägen lernt.

„Was soll ich zu so einem Auftritt sagen?“, stammelte Heldt in den Katakomben der Frankfurter Arena. Er rang nach Worten und ging dann zum Angriff auf die Mannschaft über: „Entweder, man will was erreichen, oder man will nix – und anscheinend wollen wir nix.“

Schalkes Manager vermisste in Frankfurt bei den Spielern zum wiederholten Mal in dieser Saison den unbedingten Willen, um den Platz in der Champions League zu kämpfen. Und deswegen malte er ein ganz düsteres Bild: „Ich stelle mich darauf ein, dass wir im kommenden Jahr mit der Mannschaft jetzt jeden Dienstag und Mittwoch auf Freundschaftsspieltour gehen.“ Freundschaftsspiele auf dem Dorf statt Europapokalspiele in Mailand oder Madrid – der Frust saß ganz, ganz tief beim Schalker Sportvorstand.

Mannschaft hat mehr Fehler gemacht als Schiedsrichter Perl

Er war ratlos, hatte keine Erklärung dafür, dass die Mannschaft „im Schongang“ und „ohne Konsequenz“ gespielt habe. „Vielleicht sind die Spieler alle noch zu jung um zu begreifen, um was es geht“, rätselte er. Im Tonfall war er ruhig, viel zu ruhig, um seinen Auftritt als Brandrede zu bezeichnen. Heldt wirkte eher desillusioniert und murmelte: „Es funktioniert nicht seit gefühlten 50 Jahren auf Schalke.“

Nicht einmal die Erklärung, dass Schalke durch Schiedsrichter Günter Perl in zwei Szenen spielentscheidend benachteiligt worden war, konnte Heldt gnädiger stimmen. Perl hatte vor dem Frankfurter Siegtor einen Freistoß gepfiffen, der keiner war. Und er hatte ein einwandfreies Tor von Teemu Pukki nicht anerkannt. Heldt aber wollte davon nichts hören: „Es ist komplett falsch, über den Schiedsrichter zu diskutieren, wenn wir selbst das meiste falsch gemacht haben. Ich habe heute nur zwei Spieler gesehen, die in jeder Sekunde bereit waren, etwas zu machen.“ Er meinte Timo Hildebrand und Sead Kolasinac.

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Ins gleiche Horn blies Trainer Jens Keller, als er auf die Fehlentscheidungen angesprochen wurde: „Soll ich jetzt bei der Leistung der Schiedsrichter anfangen? Ich habe genug zu tun mit der Leistung meiner Mannschaft.“ Keller war ähnlich angefressen wie Heldt, obwohl er seiner Mannschaft einen guten Beginn des Spiels attestierte: „Aber in den letzten 70 Minuten war meine Mannschaft nicht mehr bereit, die Wege zu gehen, die nötig sind. Darüber bin ich sehr, sehr unzufrieden.“

Draxler will der Mannschaft keinen Vorwurf machen

Frust, dicke Luft, Niedergeschlagenheit – es war ein gefährliches Gemisch, in dem sich Schalke da bewegte. Denn nicht alle Spieler konnten es nachvollziehen, dass sie von der sportlichen Leitung so sehr in den Boden gestampft worden waren. Julian Draxler etwa reagierte überrascht auf die Heldt-Kritik und hielt dagegen: „Aus meiner Sicht kann man der Mannschaft keinen Vorwurf machen, dass wir nicht wollten. Wir sind gut reingekommen in das Spiel, haben uns viele Chancen erarbeitet und sind durch den Schiedsrichter benachteiligt worden – das waren entscheidende Situationen.“

Draxler betonte, er würde „das Spiel nicht so schlecht sehen“. Doch das sah Heldt eben ganz anders: „Ich bin enttäuscht, weil ich nicht erkennen konnte, dass die Spieler tatsächlich wollten.“