Nürnberg. Trotz einer starken Anfangsphase stand für den FC Schalke 04 am Ende eine 0:3-Niederlage beim 1. FC Nürnberg. Manager Horst Heldt vermisste bei den Königsblauen die Galligkeit in der Verteidigung und beim Torabschluss.
Bei Arjen Robben haben sie neulich sogar mal die Zeit gestoppt. Sieben Minuten soll es nur gebraucht haben, bis der rasend schnelle Bayern-Blitz nach einem Spiel stinksauer im Mannschaftsbus verschwunden war. Bei den Spielern des FC Schalke hat am Samstag niemand so genau auf die Uhr geschaut, aber viel länger hat es nicht gedauert, ehe sich die ersten in Nürnberg vom Acker machten. Sie waren sauer auf sich selbst. Denn so dumm verliert man in der Fußball-Bundesliga nur ganz, ganz selten ein Spiel. „Diese Niederlage tut weh, weil sie unnötig war“, ärgerte sich Kapitän Benedikt Höwedes nach dem vom Ergebnis her so glatten 0:3 beim Club.
Die Nürnberger nutzten ihre allererste Chance
Schalke war über 60 Minuten die bessere Mannschaft, schaffte aber das Kunststück, aus dieser Überlegenheit null Kapital zu schlagen. Die Nürnberger hingegen gingen mit ihrer allerersten Chance durch Markus Feulner in der 31. Minute in Führung und konterten Schalke in der zweiten Halbzeit durch Treffer von Alexander Esswein (69.) und Mike Frantz (87.) eiskalt aus, so dass es am Ende durchaus eine Berechtigung für den Sieg der Gastgeber gab. Doch diese Interpretation war selbst Club-Trainer Michael Wiesinger nicht ganz geheuer: „Wenn man das Spiel über 90 Minuten sieht, war es ein glücklicher Sieg.“ Er habe in der Halbzeitpause sogar das Gefühl gehabt, seine Spieler aufrichten zu müssen – so überlegen war Schalke.
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Doch die Königsblauen gingen halt fahrlässig mit ihren Torchancen um. Bestes Beispiel war die Möglichkeit von Jefferson Farfán in der zwölften Minute, die sich der Peruaner mit einer schönen Einzelaktion selbst erspielt hatte – doch dann schoss er völlig freistehend am Tor vorbei. Zudem traf Schalke zweimal den Pfosten, erst durch Julian Draxler (25.) und dann nach dem Wechsel noch einmal durch Benedikt Höwedes (49.). Und auch beim Nürnberger 1:0 war aus Schalker Sicht eine Portion Pech im Spiel, weil Markus Feulner den Ball zuvor mit der Hand mitgenommen hatte – „keine Absicht“, versicherte der Torschütze, gestand aber sein Handspiel ein. Schalkes Manager Horst Heldt mochte dies freilich nicht einmal im Ansatz als Entschuldigung gelten lassen: „Das Handspiel ist völlig wurscht“, sagte er. „Wir müssen einfach die Tore machen und sind für das Ergebnis selbst verantwortlich – nicht der Schiedsrichter.“
Schalke ließ die kämpferische Komponente zu sehr außer Acht
Schalke versuchte, die Aufgabe beim Club allein mit spielerischen Mitteln zu lösen – das wäre wohl aufgegangen, wenn eine der Chancen zum Führungstreffer genutzt worden wäre. Doch so mussten sich die Königsblauen den Vorwurf gefallen lassen, in den entscheidenden Situationen die kämpferische Komponente zu sehr außer Acht gelassen zu haben. „Die Galligkeit“, sagte auch Horst Heldt, „beginnt beim Verteidigen und endet im Torabschluss.“ Die Schalker hatten es hinten und vorne nicht verstanden, den Erfolg zu erzwingen.
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Die Frage, warum so etwas beim Derby vor gerade einmal einer Woche noch vortrefflich gelingt, während es in Nürnberg in die Hose geht, gibt Schalke Rätsel auf. „Es wiederholt sich, dass wir es einfach nicht hinkriegen, den nächsten Schritt zu machen“, sagte Horst Heldt. Sowohl in der Hinrunde (2:2 in Düsseldorf, 2:3 in Hoffenheim) als auch jetzt in der Rückrunde (1:2 gegen Fürth) hat Schalke schon haufenweise Punkte gegen personell deutlich schlechter besetzte Mannschaften liegen lassen. Dieses Phänomen nervt gewaltig – nicht nur die Sportliche Leitung und die Fans, sondern auch die Spieler selbst. „Nichts gegen die Nürnberger, aber von den Namen her sind wir die bessere Mannschaft, und das müssen wir auch auf dem Platz zeigen“, kritisierte Jermaine Jones. „Wir müssen unsere Einstellung ändern und nicht nur gegen die Großen Leistung abrufen.“ Doch wenn es wirklich eine Sache der Einstellung sein sollte, dann hätten die Schalker ein echtes Problem.
Schalke kann Platz vier immer noch aus eigener Kraft erreichen
In der Tabelle ist zum Glück nicht viel passiert: Den vierten Tabellenplatz kann Schalke immer noch aus eigener Kraft erreichen. Nur die Riesenchance, dem Tabellendritten Bayer Leverkusen bis auf drei Punkte auf den Pelz zu rücken, die wurde verpasst. Und das auf eine selten dumme Art.