Gelsenkirchen. . „Wir fahren nach Wolfsburg, um zu punkten“, sagt Schalkes Trainer Jens Keller, der früher selbst für den VfL spielte. Einen Rückfall dürfen sich die Königsblauen nicht leisten, denn anschließend stehen ihnen ganz schwere Aufgaben bevor.

An Wolfsburg hat Jens Keller viele gute Erinnerungen. Drei Jahre spielte er dort, 1997 stieg er mit dem VfL in die Bundesliga auf. „Eine tolle, erfolgreiche Zeit“ sei das gewesen, meint der 42-Jährige. Der Verein aber habe sich seitdem komplett gewandelt: „Neues Stadion, neue Verantwortliche, neue Spieler – daher sind nicht mehr viele Verbindungen geblieben“, sagt Keller.

Ob er das Wort Wolfsburg auch in Zukunft mit positiven Erlebnissen assoziieren wird, dürfte im Wesentlichen vom Ausgang des Bundesligaspiels am Samstag abhängen: Dabei sind die Grün-Weißen dem ehemaligen VfL-Profi herzlich egal, denn als Trainer des FC Schalke 04 muss er dafür sorgen, dass seine Blau-Weißen in der Spur bleiben. „Wir fahren dorthin, um zu punkten und den Trend fortzusetzen“, stellt Keller klar. Ein 2:2 in Mainz, ein 1:1 in Istanbul und ein 2:1 gegen Düsseldorf haben die Lage auf Schalke etwas entkrampft – eine Enttäuschung in Wolfsburg wäre ein schmerzhafter Rückfall, zumal anschließend zwei ausgesprochen schwere Heim-Aufgaben anstehen: das Derby gegen Dortmund und das Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Galatasaray.

Neustädter trainiert wieder

Dass der VfL Wolfsburg – wenn auch mit genügend Abstand zu den Abstiegsrängen – in der Tabelle nur auf Platz 15 steht, ist Jens Keller keine Abbildung der realistischen Kräfteverhältnisse. „Die Wolfsburger haben durchaus Qualität“, betont er, „und mit dem neuen Trainer Dieter Hecking haben sie sich etwas gefangen, sie spielen aggressiver. Das ist eine gute Mannschaft, aber auch da lief einiges schief.“ Auch da sollte heißen: wie bei uns.

Personell hat sich auf Schalke in diesen Tagen nicht viel getan. Der grippegeschwächte Roman Neustädter trainierte am Donnerstag erstmals wieder und dürfte einsatzbereit sein, Marco Höger musste wegen einer Erkältung passen. Christian Fuchs hat wegen seiner Rückenprobleme seit Dienstag nicht mehr trainiert und wird weiterhin fehlen. Aus der Reihe der Langzeitverletzten dürfte als Erster Christoph Moritz ausbrechen, der in der kommenden Woche wieder ins Training einsteigen soll.

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Kyriakos Papadopoulos, der wegen seiner Robustheit in der Hintermannschaft oft schmerzlich vermisst wurde, dreht nach seiner Knie-Operation bereits erste Runden, und beim Besuch des Bundesligaspiels gegen Düsseldorf konnte er am vergangenen Samstag locker die Treppenstufen in der Arena nehmen. Jens Keller aber dämpft voreilige Hoffnungen: „Leistungssport ist etwas anderes, ans Mannschaftstraining ist überhaupt noch nicht zu denken.“

Auch auf Ibrahim Afellays Rückkehr muss Schalke noch eine Zeitlang warten. Im Gegensatz zu dem griechischen Abwehrspieler hat sich der niederländische Angreifer während seiner Verletzungszeit nicht bei seinem Verein blicken lassen, was zwangsläufig einiges über die Bindung aussagt. Manager Horst Heldt, der ohnehin davon ausgeht, dass Afellay nach Saisonschluss zum FC Barcelona zurückkehren wird, will den Fall aber nicht dramatisieren: „Als ich Spieler war, habe ich mir die Heimspiele auch dann angeschaut, wenn ich verletzt war“, erzählt er. „Aber es gibt viele Spieler, die damit emotional nicht klarkommen. Ibrahim Afellay war schon mal auf der Autobahn und ist dann wieder zurückgefahren.“

Na ja. Dass auf Schalke über verletzte Spieler diskutiert wird, zeigt immerhin, dass der Alltag derzeit undramatisch verläuft. Und das ist nach den Ereignissen der vergangenen Monate schon viel wert.