Gelsenkirchen. Beim knappen 2:1-Sieg gegen einen harmlosen Aufsteiger Fortuna Düsseldorf stimmte am Ende nur die Punktausbeute. Den Rheinländern reichte die einzige Chance des Spiels zum zwischenzeitlichen Ausgleich. Ausgerechnet der vielkritisierte Joel Matip war zweifacher Torschütze.

Am Wochenende fand im Gelsenkirchener Wissenschaftspark die Wohlfühlmesse statt. Die Schalker Arena gehört zur Zeit nicht zu den Orten, an denen man sich als königsblauer Fan wirklich wohlfühlen kann. Der Schalker Anhänger ist eher ergebnisorientiert und Zahlenfreak, drei Punkte auf der Habenseite – und gut iss. Die europäischen Plätze sind dank des mühsamen 2:1 (1:0)-Sieges über Fortuna Düsseldorf, das sich in der ersten Hälfte das Prädikat bislang schwächster Gast dieser Saison verdiente, wieder greifbar nah.

Doch wer sich in den Fanräumen am Samstagabend umhörte, der merkte deutlich, dass das Bundesligageschehen nur am Rande interessiert. Da träumt man eher vom Viertelfinale in der Champions League und einem möglichen Gegner Real Madrid. „Wenn es so kommt, dann wäre mir das sogar 600 Euro wert, so etwas siehst du hier nur einmal“, meinte Mister Unbekannt zu seinem blau-weißen Nebenmann. Und bei der momentanen Verfassung der Elf von Trainer Jens Keller steht zu befürchten, dass nicht nur Besuch aus Madrid, sondern gar aus der ganzen Champions League in der näheren Zukunft wohl ausbleiben wird.

Ordentliche Performance - für eine Halbzeit

Zu mühsam befreien sich die Königsblauen nun Woche für Woche aus ihrer spielerischen Krise, nur scheibchenweise geht es voran. Gegen spielerisch äußerst limitierte Düsseldorfer schafften die Schalker zumindest eine Halbzeit lang eine ordentliche Performance. Gegen die doppelt engmaschigen Viererketten der Fortuna setzten vor allem Jefferson Farfan und Julian Draxler Geduld und manch kreative Idee entgegen. „Die erste Halbzeit war sehr sehr gut, so hatte ich mir das vorgestellt. Wir hatten viele Balleroberungen und sind mit dem Tor belohnt worden“, bilanzierte Jens Keller.

SchalkeAusgerechnet Joel Matip, der Innenverteidiger, der manchem in den letzten Wochen bei seinen Abwehrversuchen den Schweiß auf die Stirn trieb, war es vorbehalten, nach 28 Minuten die längst fällige Führung zu erzielen. Ganz stilecht, halb mit dem Oberschenkel, halb Kniescheibe, überquerte die Kugel die Torlinie. „Joel hat es in den letzten Wochen nicht einfach gehabt, viele vergessen, dass er immer noch ein junger Spieler ist, der Fehler machen darf. Diese Tore werden für ihn Balsam sein“, freute sich Manager Horst Heldt mit dem Deutsch-Kameruner.

Jeder Schuss (des Gegners) ein Treffer

Was den Schalker Aufwärtstrend immer noch so zerbrechlich erscheinen lässt, ist die Art und Weise, wie sich die Blau-Weißen momentan ihren fleißig erarbeiteten Vorsprung wieder abluchsen lassen. Der Gegner besitzt in diesen Tagen eine hundertprozentige Erfolgsquote. Das Statistikpapier notierte während der 90 Minuten genau einen Torschuss der Gäste – und der saß mal wieder: Weil Sead Kolasinac auf der linken Seite die Flanke von Dani Schahin nicht verhindern konnte, weil Andreas Lambertz von rechts mit letztem Einsatz den Ball vors Tor brachte, und weil Axel Bellinghausen beim Einschuss (56.) vom wieder einmal geistig abwesenden Roman Neustädter nur interessiert beobachtet wurde. Marke: Der wird doch wohl nicht....

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Dass in der Folgezeit nur noch Fortuna Herz und Leidenschaft zeigte, während die Platzherren unter Schockstarre gerieten, war fast eine Kopie des Heimspiels gegen Fürth. Nur das Ende war ein anderes: Weil der Schuss von Michel Bastos genau Joel Matip vor die Füße fiel (81.), der seine langen Beine bei der anschließenden Drehung zum Glück unter Kontrolle brachte.

Huntelaar findet im Schalker Angriff weiterhin nciht statt

Matip in der Rolle des Torjägers, eigentlich der Job von Klaas-Jan Huntelaar. Dass der holländische Torjäger i.R. weiterhin nicht stattfindet im Schalker Angriffsspiel, stimmt für die nächsten schwierigen Aufgaben bedenklich. Horst Heldt sagt über ihn, was ein sportlicher Leiter so sagen muss: „Huntelaar wird wieder zu seinem Spiel finden. Stürmer sind nun einmal auch von Möglichkeiten abhängig, die ihre Hintermänner ihnen auflegen. Und da hatte er nicht gerade zehn Chancen.“

Außerdem leide er immer noch unter seiner Augenverletzung, in Istanbul hätte er seine eigene Nummer nicht auf der Anzeigentafel erkannt. Aber vielleicht sitzt das Kopfproblem ganz woanders.

Zurück zur gestrigen Wohlfühlmesse: Es waren auch Schamanen und Wunderheiler anwesend. Leider haben Neustädter und Huntelaar gerade zwei Ruhetage. Sonst hätte man doch....