Gelsenkirchen. Der FC Schalke 04 hat das Siegen in der Bundesliga doch noch nicht verlernt, der knappe 2:1 (1:0)-Sieg über die lange Zeit harmlosen Gäste von Fortuna Düsseldorf fiel in die Kategorie „schmutziger“. Aber danach fragt morgen niemand mehr. Mit dem wertvollen Dreier haben die Schalker den Anschluss an die europäischen Plätze wieder hergestellt. An einem Spieltag, an dem endlich mal wieder alles für Schalke spielte, sogar die Schalker selbst.
Als Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes seine königsblauen Kollegen gegen Fortuna Düsseldorf aufs Feld führte, waren die Überraschungen ausgeblieben. Jefferson Farfan war rechtzeitig wieder fit geworden und auf der linken Abwehrseite schenkte Trainer Jens Keller wieder dem 19jährigen Sead Kolasinac das Vertrauen, der in Istanbul ein beachtenswertes europäisches Debüt gegeben hatte. Dafür tauchte sein Backup Christian Fuchs auf dem Krankenbogen auf, der Österreicher hatte plötzlich Rücken. Na ja.
Den Schwung aus Istanbul mitgenommen
“Den Schwung aus Istanbul mitnehmen“, hatte Jens Keller von seinen Mannen gefordert und die hielten sich von Beginn an. Die Fortuna empfing die Gastgeber tief in der eigenen Hälfte mit zwei hübsch eng gestrickten Viererketten. Da war Geduld und manch überraschender Pass in die Tiefe gefragt. Aber die Schalker kamen mit Verve: Kolasinac setzte sich auf links durch, doch der Schuss von Roman Neustädter stellte Fortuna-Keeper Fabian Giefer vor keine allzu große Herausforderung. Gefährlicher wurde es in der siebten Minute, als Jefferson Farfan durch war, aber knapp am kurzen Eck vorbei zielte. Bei einer Ecke des Peruaners setzte Kapitän Höwedes (16.) den Kopfball zu hoch an. Aber die Einschläge kamen näher. Zwei Minuten später war es wiederum Farfan, dessen harmlos anmutender Kullerball immerhin den Pfosten fand.
Und die Düsseldorfer? Denen hätte man bei Annäherung an den gegnerischen Strafraum durchaus Begrüßungsgeld versprechen dürfen, es hätte die Schalker Vereinskasse nicht sehr belastet. Nach 23 Minuten meldete sich der eingewechselte Dani Schahin – er war nach elf Minuten für den verletzten Stefan Reisinger eingewechselt worden – mit einem Schüsschen aus 25 Metern beim weit vor seinem Tor postierten Timo Hildebrand an, dessen Sweater bis zur Pause blütenrein blieb.
Wie im Hinspiel - Matip trifft
Nach 29 Minuten war es dann endlich auf der Gegenseite so weit: Farfan schlug einen Freistoß in den Strafraum, Jermaine Jones stand in der Luft und legte in die Mitte ab, wo Joel Matip – auch schon Torschütze im Hinspiel – mit dem Ball auf dem Oberschenkel ins Tor spazieren durfte. Hochverdient und längst überfällig. Dass sich die Gäste bis zur Pause nun zu einer etwas forscheren Gangart in die Offensive aufrafften, blieb in der Folgezeit ohne zählbare Auswirkung. Die Schalker machten dagegen viel zu wenig aus ihren Möglichkeiten. Klaas-Jan Huntelaar ward bei allen Bemühungen nur einmal gesehen, als er eine Hereingabe von Jones kläglich verfehlte.
Zur Pause muss Fortuna-Trainer Norbert Meier seinen Spielern ein Geheimnis anvertraut haben: Dass man in Schalke durchaus die Mittellinie überqueren darf. Fortuna traute sich jetzt öfter in die Offensive, doch die Abschlussversuche blieben einfach kläglich. Adam Bodzek schickte einen Freistoß aus 20 Metern hoch Richtung Blauer Salon. Und wie schon gegen Fürth fiel der Ausgleich aus dem Nichts: Ballverlust im Mittelfeld schneller Konter, die Kugel läuft einmal quer durch den Torraum, Düsseldorfs Urgestein Andreas Lambertz bringt sie von rechts beherzt wieder herein – und Axel Bellinghausen muss aus drei Metern, nicht energisch genug gestört von Roman Neustädter, nur noch den Fuß hinhalten, Torhüter Hildebrand ist chancenlos: 1:1 nach 56 Minuten. Alles wieder auf Anfang.
Heimdebüt für Max Meyer
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Aber jetzt konnte Schalke nicht einfach den Schalter umlegen. Der Aufsteiger hielt mit Herz und Leidenschaft dagegen, warf sich in jeden Ball und hatte plötzlich sogar mehr Spielanteile, während sich die Platzherren im Hinterherlaufen übten. Sogar die Stimmhoheit gewannen die mitgereisten Düsseldorfer Fans – während die Nordtribüne schwieg. Trainer Keller merkte, dass er Impulse setzen musste, brachte wie gegen Fürth Raffael für dem merklich abbauenden Julian Draxler (65.), vermutlich deswegen blieben diesmal die Pfiffe aus. Aber wo blieb der Impuls auf dem Spielfeld? Jefferson Farfan resignierte zusehends, auch Michel Bastos, der vor der Pause gut begonnen hatte, glich sich dem fallenden Niveau von Minute zu Minute an. Niemand im Mittelfeld, der eine kreative Idee beitragen konnte. Farfan versuchte es mit einem Dribbling (74.), Raffael zog aus 18 Metern ab – drüber! Für die Schlussviertelstunde zog der Schalke-Coach seinen Jugendtrumpf: Max Meyer kam für Roman Neustädter – es konnte nur besser werden! Gleichzeitig das Bundesliga-Heimdebüt für den 17-Jährigen.
Der war noch keine Minute auf dem Feld, da musste er sich schon fertigmachen zum Jubeln: Nach einem Farfan-Freistoß setzte Michel Bastos aus linker Position einen Schuss an, der urplötzlich Joel Matip drei Meter vor dem Tor vor die Füße fiel. Schnelle Drehung und hinein das Ding: Matips zweiter Treffer an diesem Abend, Seltenheitswert.