Mainz. . An Kapitän Benedikt Höwedes konnten sich die Mannschaftskollegen des FC Schalke 04 beim 2:2 in Mainz immer wieder aufrichten. Am Ende blieb bei allen ein positives Gefühl. „Wir fahren ein bisschen mit erhobenem Haupt nach Hause“, erklärte Jermaine Jones.

Als Benedikt Höwedes im Mainzer Stadion gerade seine ersten Interviews gab, schlich sich von hinten Horst Heldt heran. Im Vorbeigehen gab der Manager dem Kapitän einen kräftigen Klaps auf den Rücken – frei nach dem Motto: „Gut gemacht, Bene.“ Lange hat man solche Erleichterung nicht mehr gespürt wie nach dem 2:2 am Samstag beim FSV Mainz 05.

Die Schalker Phase der inneren Resignation neigt sich womöglich dem Ende entgegen

Es war zwar nur ein Punkt, der Schalke in der Tabelle kaum weiter hilft. Aber zum ersten Mal nach vielen quälenden Wochen gingen die Königsblauen wieder einmal mit einem positiven Gefühl aus einem Spiel heraus. Zweimal hatten sie nach Toren von Andreas Ivanschitz (27.) und Zdenek Pospech (63.) zurückgelegen – und zweimal schafften sie durch Neuzugang Michel Bastos in der 41. und 82. Minute den Ausgleich. Ein Spielverlauf, der zeigte, dass sich Schalke diesmal endlich wieder von Rückschlägen nicht völlig aus der Bahn werfen ließ und die Phase der inneren Resignation sich womöglich dem Ende entgegen neigt. Der starke Torwart Timo Hildebrand sagte jedenfalls mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen: „Wir leben noch.“

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Die Spieler hatten sich, das konnte man in der Coface-Arena spüren, diesmal am Riemen gerissen. Beklagt hatten sie ihre missliche Lage schließlich lange genug – nun sei es an der Zeit gewesen, nicht mehr groß zu lamentieren, sondern sich mit eigenen Taten aus dem Sumpf zu ziehen. Gesagt hatte dies Benedikt Höwedes, der schon auf dem Platz ein absolutes Vorbild an Einsatzbereitschaft war und sich auch anschließend wie ein echter Anführer präsentierte. Des Kapitäns Erkenntnis aus diesem Spiel: „Wenn wir alle aufopferungsvoll kämpfen, kann man das Glück erzwingen.“

Der Mainzer Bo Svensson hätte Rot sehen können

Denn dass Schalke auch Glück hatte, um diesen einen Punkt aus Mainz mitzunehmen, das war allen bewusst. Allein die erste Halbzeit zeigte schon, dass die Mainzer als Mannschaft von der Spielanlage im Moment viel weiter sind: Mit ihrem Gegenpressing gaben sie Schalke mitunter gar keine Zeit zum Atemholen. Und in der zweiten Halbzeit, als sich nach einer Stunde wieder die individuellen Abwehrfehler häuften, hätte der Mainzer Elkin Soto die Schalker bei seinen drei Großchancen hoffnungslos auf die Verliererstraße schicken können. Indes sei aber auch nicht verschwiegen, dass Schalke kurz vor Schluss durch Julian Draxler eine große Chance zum Sieg vergab und dass bei den Mainzern Bo Svensson nach einer Notbremse an Jefferson Farfan eigentlich die Rote Karte hätte sehen können – Schiedsrichter Wolfgang Stark entschied freilich auf „Vorteil“, doch der brachte Schalke nichts ein. So war es in der Entstehung zwar ein glücklicher, unterm Strich aber kein unverdienter Punkt für Schalke.

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In der Tabelle bringt der erst einmal nichts, aber die Saisonziele sind in der gegenwärtigen Lage ohnehin zurückgestellt: Auch Horst Heldt hält es für „Humbug“, jetzt davon zu reden, was in dieser Saison womöglich noch drin ist. Erst muss überhaupt einmal der Weg aus der Krise gefunden werden, und da hoffen die Schalker, dass sich dieses Spiel in Mainz vielleicht als Trendwende erweisen könnte. Noch sind die Anzeichen dafür dünn, aber immerhin sind zum ersten Mal seit Wochen überhaupt wieder positive Signale zu erkennen: Die Mannschaft kämpfte und wurde mit dem Ausgleich belohnt, Torwart Timo Hildebrand war ein starker Rückhalt, die Idee von Jens Keller mit Jefferson Farfan als zentralem Stürmer fruchtete, und die Einwechslung von A-Jugend-Spieler Max Meyer war ein Glücksgriff. Erkenntnisse, die auch dem bisher so glücklosen Trainer Jens Keller gut taten.

Was das nun alles bedeutet? „Wir fahren ein bisschen mit erhobenem Haupt nach Hause“, erklärte Jermaine Jones. Und dieses Gefühl hält sich zumindest bis zum Mittwoch (20.45 Uhr, live in unserem Ticker), wenn Schalke zum Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei Galatasaray Istanbul antritt.