Gelsenkirchen. Nach der Entlassung von Huub Stevens, die bei allen Verdiensten des Trainers um Schalke nachvollziehbar ist, steht auch Manager Horst Heldt unter Druck. Ob er mit Jens Keller eine rettende Idee hatte oder nur einen Platzhalter für einen neuen Mann (Tuchel?) suchte, wird sich zeigen. Ein Kommentar.

Ist es wirklich erst zwei Monate her, dass Schalke 04 innerhalb von vier Tagen mit Siegen über Borussia Dortmund und den FC Arsenal für Furore sorgte? Und gerade mal sechs Wochen, dass über den besten Bundesligastart der Königsblauen seit 41 Jahren berichtet wurde? Seitdem geriet der Klub mit nur zwei Punkten aus sechs sieglosen Spielen in eine bedenkliche Abwärtsspirale. Die Konsequenz daraus – Huub Stevens’ Entlassung zwei Tage vor dem letzten Pflichtspiel des Jahres – belegt die Schnelllebigkeit dieses Geschäfts.

Auch interessant

Was darüber hinaus, zumal angesichts der Schalker Vita des Trainers, wie Gnadenlosigkeit aussieht, ist in Wirklichkeit ein nachvollziehbarer Schritt. Unter der Voraussetzung, dass sich bei den Verantwortlichen der Eindruck verfestigt hatte, weniger die Mannschaft denn der Trainer sei das Hauptproblem, wäre das Pokalduell gegen Mainz am Dienstag zu einer Art Risikospiel geworden. Soll heißen: Nach einem Sieg hätte man eine Trennung vom Trainer schlecht verkaufen können.

Auch Schalke-Manager Heldt machte sich angreifbar

Die Fairness gebietet es, nicht zu unterschlagen, dass Huub Stevens bei seinem zweiten Schalker Engagement als Nachfolger des aus gesundheitlichen Gründen quasi über Nacht zurückgetretenen Ralf Rangnick die Mannschaft zunächst stabilisiert und in die Champions League geführt hat. Selbst die Erfolge ließen freilich jene Kritiker nie verstummen, die Schalkes Stil eher altbacken finden und eine Spielidee vermissen, wie sie etwa Jürgen Klopp, Lucien Favre, Mirko Slomka oder Thomas Tuchel mit ihren Mannschaften entwickelten.

Auch der ebenfalls nicht mehr unumstrittene Manager Horst Heldt machte sich jedoch angreifbar, indem er offensichtlich die Auswirkungen der vertragsbedingten Hängepartien mit Klaas-Jan Huntelaar und Lewis Holtby unterschätzte. Immerhin: Hinter der überraschenden Präsentation von Jens Keller, der ausdrücklich nicht als Interimstrainer vorgestellt wurde, könnte ein Konzept stecken, das er schon länger im Kopf hatte.

Auch Raúl wird in diesen Tagen wohl wieder schmerzlich vermisst

Auch interessant

Es ist müßig, darüber zu spekulieren, ob der bisherige Schalker U-17-Trainer, den Heldt seit gemeinsamen Stuttgarter Zeiten schätzt, bloß Platzhalter für einen aufstrebenden Coach sein soll, der sich bereits einen Namen gemacht hat. Thomas Tuchels bemerkenswerter Auftritt im ZDF-Sportstudio konnte sehr wohl als eine Art Bewerbung für höhere Aufgaben verstanden werden. Schlägt Keller allerdings ein, hätte sich diese Option für beide Seiten erledigt.

Nebenbei: Schalke mag den Weggang von „Senor“ Raul zunächst sportlich gut verkraftet haben – in Zeiten wie diesen wird der spanische Publikumsliebling als Seelenwärmer für die Fans schmerzlich vermisst.