Gelsenkirchen. Wenige Stunden nach der bitteren 1:3-Niederlage gegen den SC Freiburg trennte sich Schalke 04 von Trainer Huub Stevens. Der neue Trainer Jens Keller betrat am Sonntag um 10.13 Uhr den Trainingsplatz und wird um 13 Uhr offiziell vorgestellt.

Um 9.19 Uhr vibrierten Zehntausende Smartphones und auf dem Display leuchtete bei allen, die sich von der offiziellen App des FC Schalke 04 informieren lassen, das königsblaue Wappen. Wer von seinem Telefon geweckt wurde, war eine Sekunde später hellwach, wer schon am Frühstückstisch saß, ließ in diesem Moment das Brötchen fallen. Die Nachricht hatte es in sich: „FC Schalke 04 beurlaubt Huub Stevens – Jens Keller übernimmt“.

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Schon 54 Minuten später spazierte der neue Trainer auf dem Schalker Trainingsgelände Richtung Rasen, murmelte vor vier Kamerateams und 20 Journalisten „Morgen“ und bat gemeinsam mit Co-Trainer Seppo Eichkorn und seinen weiteren Assistenten Ruwen Faller, Holger Gehrke und Markus Zetlmeisl zu einer ersten Teamsitzung. Öffentlich.

Entlassung von Stevens hatte sich nach 1:3-Niederlage abgezeichnet

Zu diesem Zeitpunkt hatten sich Huub Stevens und der ebenfalls entlassene Markus Gisdol bereits von ihrem Team verabschiedet. Am frühen Morgen hatten sie von ihrer Beurlaubung in persönlichen Gesprächen erfahren. Die hatte sich bereits am Abend zuvor nach der bitteren 1:3-Heimniederlage gegen den SC Freiburg abgezeichnet, obwohl Stevens da noch davon sprach, dass „mir die Arbeit noch Spaß macht“.

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Nach einem überragenden Saisonstart holten die Königsblauen aus den vergangenen acht Spielen nur noch fünf Punkte, fielen in der Tabelle vom zweiten auf den siebten Platz zurück und stehen sogar nur noch sechs Punkte vor Platz 15. Die königsblaue Führungsetage um Manager Horst Heldt traute Stevens nicht einmal mehr zu, die Schalker zu einem Sieg im DFB-Pokal-Achtelfinalspiel gegen den FSV Mainz 05 (Dienstag, 19 Uhr, live im DerWesten-Ticker) zu führen. Noch um 21 Uhr am Samstagabend hatte Heldt eine ausgiebige Analyse angekündigt. „Ich möchte die Art und Weise, wie wir gespielt haben und die Niederlage, wie sie zustande gekommen ist, analysieren“, sagte Heldt, der sich schon zu diesem Zeitpunkt auffällig von Stevens distanziert hatte.

Stevens war "einverstanden mit der Entscheidung"

Schalkes Vorstandsvorsitzender Clemens Tönnies äußerte sich am Sonntagvormittag im Sport-1-"Doppelpass" zur Entlassung Stevens'. Nach einem "sensationellen" Start in die Hinrunde habe es ab einem bestimmten Punkt "nicht mehr gestimmt zwischen Mannschaft und Trainer. Oder es hat etwas nicht mehr gestimmt in den Köpfen der Mannschaft". Nach den vergangenen sechs Spielen habe man gemerkt: "Wir müssen die Reißleine ziehen, wir müssen Schluss machen."

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Huub Stevens - laut Tönnies "ein toller Kerl" - sei mit der Entscheidung einverstanden gewesen, berichtete Tönnies weiter. "Er hat ganz klar gesagt, er sieht den Schnitt genauso und hätte sich die ganze Nacht Gedanken gemacht und damit hat er auch gesagt, dass er die Mannschaft nicht so erreicht hat, wie er sie eigentlich erreichen muss. "

Jens Keller soll keine Interimslösung sein

Als Favorit für die Stevens-Nachfolge galt eigentlich Gisdol, den schon 1899 Hoffenheim und der SC Paderborn als Chefcoach verpflichten wollten. Jens Keller (42) wurden allenfalls Außenseiter-Chancen eingeräumt. Für acht Wochen schnupperte Keller bereits Bundesliga-Cheftrainer-Luft – von Oktober bis Dezember 2012 trainierte er als Nachfolger von Christian Gross den VfB Stuttgart, der auf den letzten Platz abgestürzt war. Da auch Keller dem Team nicht die nötige Stabilität geben konnte, kam nur zwei Monate später Bruno Labbadia. Aufgrund seiner guten Kontakte zu Schalkes Sportvorstand Horst Heldt bekam Keller zu Beginn der Saison 2012/2013 den Job als Trainer der Schalker U17. Die Hinrunde in der B-Jugend-Bundesliga verlief makellos. Die Königsblauen gewannen alle 13 Spiele.

Tönnies betonte, dass Jens Keller keine Interimslösung sein soll: "Nein, wir haben gesagt, er macht das garantiert bis zum Ende der Saison und dann gucken wir weiter", sagte er. "Wir drücken ihm die Daumen, dass er Erfolg hat."

Auch für Keller kommt die Entwicklung sehr überraschend. Als um 10.20 Uhr die Schalker U17 am Trainingsplatz der Profis vorbeilief, um sich auf das Spiel gegen Rot-Weiss Essen vorzubereiten, sprintete Keller zur Seitenlinie und wünschte seinen nun ehemaligen Spielern alles Gute.