Gelsenkirchen. Der Fanklub “Ultras Gelsenkirchen“ blieb beim 1:1 des FC Schalke 04 gegen Mönchengladbach stumm - aus Protest gegen die Vereinspolitik. Schalke-Trainer Huub Stevens kritisierte nach dem Spiel den pfeifenden Teil der königsblauen Fans.
Als die Lichter in der Arena allmählich ausgingen und sich die letzten Fans verabschiedeten, ging der wohl seltsamste Fußball-Nachmittag auf Schalke in dieser Saison zu Ende. Das lag nicht am Spiel gegen Borussia Mönchengladbach, das ohne besonders viele Höhepunkte 1:1 endete. Vielmehr ging es nach dem Abpfiff rund. In der Pressekonferenz, in der Mixed Zone, in Fan-Gesprächen.
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Es gab viel zu besprechen. Natürlich stand auch die Torwart-Frage im Mittelpunkt der Diskussionen. Aber vor allem ging es um die Reaktion der Fans. In den ersten 12:12 Minuten schwieg das ganze Stadion, denn der deutschlandweite Protest gegen das DFL-Sicherheitspapier läuft immer noch. Auch danach blieb es häufig merkwürdig still in der Nordkurve. Denn die "Ultras Gelsenkirchen" verweigerten an diesem Tag die Unterstützung. Das begründeten Sie nach dem Spiel auf ihrer Homepage. "Dieses war für uns kein leichter Schritt", steht dort, "aber die Ereignisse am heutigen Tag im Stadion haben es uns nicht mehr möglich gemacht, die Unterstützung unserer Mannschaft in der von uns gewohnten Art und Weise durchzuführen." Die Ultras wollten sich dabei nicht mit der Fangruppierung "Hugos" solidarisieren, die aus Protest gegen Stadionverbote vor einer Woche im Spiel gegen Frankfurt Pyrotechnik gezündet hatte.
Es ging zum Beispiel um die Ankündigung des Vereins, dass nach den Ereignissen vor einer Woche sämtliche Banner künftig angemeldet werden müssen. Für die Ultras ist das "purer Aktionismus". Außerdem wurde nach Ultra-Angaben das sogenannte "Tifomaterial" - das sind die Choreographien, Fahnen und Spruchbänder - anders als sonst "unter Beobachtung einer Hundertschaft Polizei penibelst kontrolliert". Zudem seien, schreiben die Ultras, der Gruppe "Marler Jungs" im Block K Spruchbänder abgenommen worden. "Einen solchen Eingriff werden wir niemals hinnehmen", heißt es auf der Homepage. Der Fanklub will nun das Gespräch mit den Verantwortlichen suchen.
Pfiffe gegen Huntelaar und Holtby in der 71. Minute
Die Ultras schwiegen - und dann holte Schalke-Trainer Huub Stevens nach dem Spiel auch noch zu einer völlig übertriebenen Fan-Schelte aus. "Kein Lob für einen Teil unserer Fans", tobte Stevens auf der Pressekonferenz nach dem Spiel und ergänzte: "Der große Teil unterstützt die Mannschaft. Ein kleiner Teil nicht. Ich verstehe es nicht." Schon in der ersten Hälfte gab es Pfiffe, erst recht nach Igor de Camargos Tor zum 1:0 für Mönchengladbach (62.), ebenso bei den Auswechslungen von Klaas-Jan Huntelaar und Lewis Holtby in der 71. Minute. "Es gab mehr als 12 Minuten, 12 Sekunden keine Unterstützung", sagte Manager Horst Heldt. "Das ist schade in so einer Situation. Auch damit müssen wir leben." Kapitän Benedikt Höwedes bedauerte: "Die Zuschauer werden schnell unruhig. Es ist schade, ändern können wir nicht viel." Julian Draxler, der Torschütze zum 1:1 (85.), sagte sogar: "Wenn wir das verlieren, brennt die Bude. Was ich schade finde, sind die Pfiffe, die beim Stand von 0:0 kommen. In so einer Phase ist es wichtig, dass wir nicht zusätzlich verunsichert werden, da wir mit uns selbst zu kämpfen haben. Wenn Pfiffe kommen, zieht uns das noch mehr runter."
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Obwohl die Schalker in der Tabelle immer noch auf dem vierten Platz stehen, gibt es eine Menge Baustellen bei den Königsblauen. Wie heißt in der kommenden Saison der Trainer? Bleiben Lewis Holtby und Klaas-Jan Huntelaar? Wohin geht der Weg in der Bundesliga? Und wie lässt sich das gestörte Verhältnis zwischen Teilen der Fans und Vorstand kitten?
Ultras kritisieren Peters
Denn die Ultras kritisieren auf ihrer Seite nicht nur die Vereinspolitik allgemein, sondern auch den Finanzvorstand Peter Peters persönlich. Peters, parallel zu seinem Job auf Schalke auch Vizepräsident der DFL, hatte sich in einem Interview mit "Spiegel Online" geäußert. "Ich habe etliche Gespräche mit Fanvertretern und Ultras geführt und dort sehr viel Zuspruch für unsere Überlegungen erhalten. Diese sagen aber auch, dass sie das in ihren Gruppen nicht so offen befürworten können, weil sie sonst Ärger kriegen." Das lasen die Ultras, schreiben sie, "mit Entsetzen".
Es gibt Gesprächsbedarf auf Schalke.