Gelsenkirchen. Wie es derzeit um die Stimmung auf Schalke bestellt ist, lässt sich am eindrucksvollsten an der Mimik von Trainer Huub Stevens ablesen. Dabei wird der Trainer, der sich diesmal sowohl mit Fans als auch mit Journalisten anlegte, zunehmend selbst zum Problem. Ein Kommentar.
Von einem Trainer, der sich den Beinamen „der Knurrer von Kerkrade“ verdient hat, erwartet niemand einen Kuschelkurs. An Huub Stevens’ Griesgrämigkeit selbst in erfolgreichen Zeiten haben sie sich auf Schalke außerdem über Jahre gewöhnen können. Es muss daher schon einiges passieren, wenn die chronische Überempfindlichkeit und Übellaunigkeit des Holländers zum Thema des Tages wird. Nach dem 1:1 gegen Mönchengladbach, das die Schalker Herbstflaute zementierte, war es jedoch wieder mal soweit.
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Neben dem erneut uninspirierten Auftritt einiger formschwacher Spieler droht der Coach selbst zum Problemfall zu werden. Bebend vor Zorn rechnete Stevens in der Pressekonferenz mit angeblich illoyalen Fans und vermeintlich grundsätzlich böswilligen Journalisten ab. So verhält sich einer, der unter Vereinsanhängern kritiklose Claqueure versteht und als Berichterstatter am liebsten nur Messdiener sähe, die sich vor allem für Beweihräucherung zuständig fühlen. Vor allem aber reagiert so jemand, der Sündenböcke sucht.
Stevens hat zur Beruhigung der aufgewühlten Schalker Szene beigetragen
Wohlgemerkt, Stevens schroffe Art kann als eine Art Gegenentwurf zu manchen glatten, dauerlächelnden Typen durchaus einen gewissen Charme entwickeln. Zumal wenn sie – nicht unerheblich für die Wahrnehmung – mit Erfolg einhergeht. Tatsächlich hat der 59-Jährige ja nach der Ära Magath und der krankheitsbedingten Aufgabe von Ralf Rangnick zur Beruhigung der aufgewühlten Schalker Szene beigetragen und die Mannschaft wieder auf Kurs gebracht. Was heute auch die damaligen Kritiker seiner Rückholaktion bestätigen, die daran erinnert hatten, dass die Miesepetrigkeit des Holländers am Ende seines ersten S04-Engagements für viele Schalker – inklusive Teilen der Mannschaft - nur noch schwer erträglich war.
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Über Wochen hat sich der Eindruck verfestigt, dass sich die Geschichte auf Schalke wiederholt. Seit sich im Mannschaftsgefüge Risse zeigen, ist Stevens nur noch gereizt und ruppig, in der Torwartfrage verlor er jede Linie und Contenance. Sicher, in seinen Augen wollte er sich nach dem Gladbach-Spiel wohl lediglich schützend vor die Mannschaft stellen. Aber dies ist allenfalls die halbe Wahrheit. Zeugt doch seine Ursachenforschung angesichts der sportlichen Krise von einer eklatanten Verkennung der Lage, vom Kontrollverlust ganz zu schweigen.
Fatale Außenwirkung
Abgesehen von der fatalen Außenwirkung für den Verein, ist dies – und nicht die Brüskierung von Fans wie Medien (die, zugegeben, oft genug selbst unqualifiziert austeilen) – jener Aspekt, der die S04-Verantwortlichen nachdenklich machen sollte, wenn es um die Zukunft des Trainers geht. Stand heute ist eine Verlängerung seines am Saisonende auslaufenden Vertrages auszuschließen.