Leverkusen. . Bei der 0:2-Niederlage bei Bayer Leverkusen funktioniert beim FC Schalke 04 nichts. Die Mannschaft enttäuscht spielerisch und kämpferisch - und das Verhalten neben dem Rasen passt ins enttäuschende Gesamtbild, das die Königsblauen boten.

Einen nahm Huub Stevens ausdrücklich in Schutz. „Ich hätte neun Leute auswechseln können, aber ausgerechnet einer, der sich noch gewehrt hat, der bekommt eine Gelb-Rote Karte“, kommentierte der Trainer des FC Schalke 04 kopfschüttelnd. An diesem Abend war wirklich nichts so gelaufen, wie es sich die Schalker vorgestellt hatten. Keine Frische, keine Ideen, keine Spielfreude, kein Zweikampfverhalten, kein Durchsetzungsvermögen: So gewinnt man nicht einmal gegen ein Team aus Grönland oder Guatemala, und schon gar nicht bei Bayer Leverkusen: Mit dem 2:0 der engagierten Werkself war Schalke sogar noch gut bedient.

Der von Stevens aus der Pauschalkritik, die er in dem Begriff „kollektives Versagen“ bündelte, ausgenommene Kampf-Koloss Kyriakos Papadopoulos stapfte nach seinem Platzverweis acht Minuten vor Spielschluss höhnisch applaudierend und laut schimpfend in die Kabine, auf dem Weg dorthin trat er noch vor eine Trinkflasche, deren Inhalt einen Aufnahmeleiter einer TV-Produktionsfirma traf. Auch diese Frust-Reaktion des griechischen Innenverteidigers wollte der Trainer nicht kritisieren: „Er ist ein junger Bursche, und er wollte keinen nass machen. Ich habe mich bei demjenigen entschuldigt, Papa hat sich auch entschuldigt, und dann ist es doch vorbei!“

Fragwürdiges Benehmen der Schalke-Stars

Nun war Papadopoulos aber nicht der einzige Schalker, dessen Benehmen zumindest fragwürdig zu nennen ist. Als Jefferson Farfan nach 68 Minuten ausgewechselt wurde, hockte sich der Peruaner meckernd auf die Ersatzbank. Stevens las ihm die Leviten und schickte ihn wie zuvor schon Lewis Holtby in die Kabine, wo die beiden wie üblich nach Schalker Auswechslungen ein paar Minuten auf dem Spinning-Rad fahren sollten, um sich nicht zu erkälten.

Düsteres Gesamtbild

Und so ergab sich dieses düstere Gesamtbild, denn Harmonie war bei den Schalkern auch auf dem Platz nicht zu entdecken. Kein Rädchen griff ins andere, die Fehlpassquote überforderte die mitzählenden Statistiker – die Leistung war der eines Tabellenzweiten nicht würdig. Ob Joel Matip und Christian Fuchs hinten, ob Roman Neustädter und Jermaine Jones vor der Abwehr, ob Lewis Holtby und Klaas-Jan Huntelaar in der Offensive – in allen Mannschaftsteilen gab es Totalausfälle. Spätestens nach diesem desolaten Auftritt drängt sich die Frage auf, ob alle Schalker voll konzentriert auf ihr Alltagsgeschäft sind. Holtby und Huntelaar jedenfalls könnte es nicht schaden, wenn sie sich im Vertragspoker bald mal entscheiden würden.

In Leverkusen wurden auch dem letzten Königsblauen, der noch davon gesponnen haben mag, vielleicht doch den Bayern unangenehm auf den Pelz rücken zu können, die Augen geöffnet. Schalke muss, wie es Manager Horst Heldt seit Wochen betont, nicht den Spitzenreiter, sondern die eigenen Verfolger im Auge haben.

Genug Probleme für Schalke-Trainer Stevens

Bleibt die Frage, wer denn der zweite Mann war, den Huub Stevens nicht für auswechslungsreif hielt. Antwort des Trainers: „Sage ich nicht?“ Nachfrage: „Nicht Lars Unnerstall, der bei den Gegentoren machtlos war und sogar noch einen Elfmeter hielt?“ Stevens blieb stur: „Sage ich nicht.“ Mag sein, dass er so oder so nicht wieder die Torwartdiskussion anheizen wollte. Er hat ja schon genug Probleme, das Champions-League-Spiel am Mittwoch gegen Olympiakos Piräus (live im Ticker) wird zum Charaktertest. Stevens ist kein Träumer: „Mit einer solchen Leistung haben wir auch gegen Piräus keine Chance.“