London. . Der FC Schalke 04 will sich an den sportlich wie emotional wertvollen Siegen bei Borussia Dortmund und beim FC Arsenal nicht berauschen. Nicht nur Trainer Huub Stevens verlangt volle Konzentration aufs Alltagsgeschäft: Seine Spieler äußern sich ähnlich.

Wer Huub Stevens nicht kennt, der konnte am Morgen nach dem großen Sieg den Eindruck gewinnen, der Mann habe die Nacht zwangsweise in einem Kühlhaus verbracht. Vor dem Rückflug nach Düsseldorf stand der Trainer des FC Schalke 04 im Gate des Londoner Vorort-Flughafens Luton und referierte über den beeindruckenden 2:0-Sieg seines Teams beim FC Arsenal so begeistert wie über englischen Dauerregen. Schon direkt nach der Partie hatte er mit der Feststellung überrascht, man müsse auch solche schlechteren Spiele gewinnen, und nun legte er nach: „Wir haben nicht das gebracht, was wir uns vorgenommen hatten. In der ersten Halbzeit fehlte uns der Mut, wir haben viel zu oft nur reagiert.“ Immerhin murmelte er noch, dass man mit dem Auftritt in der zweiten Halbzeit zufrieden sein müsse.

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Kann der Mann sich wirklich nicht freuen? Zumindest will er es nach außen nicht zeigen, nicht einmal nach diesen beiden sportlich wie emotional hochwertigen Triumphen bei Borussia Dortmund und beim FC Arsenal. „Zum Genießen hast du doch gar keine Zeit“, erklärte der Niederländer und betonte: „Du musst dich doch jetzt schon auf den nächsten Samstag konzentrieren.“

Schalker treten gemeinsam auf die Euphoriebremse

Das ist es. Stevens denkt, er könnte seine Spieler zum Leichtsinn und zur Nachlässigkeit verführen, wenn er in den allgemeinen Lobgesang einstimmen würde. Also fordert er streng die Bestätigung der Leistungen im vermeintlich leichteren Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg. Dabei scheint derzeit kaum die Gefahr zu bestehen, dass Schalkes Spieler ihre professionelle Linie verlassen könnten. „Wir wollen auch gegen Nürnberg zeigen, was wir drauf haben, sonst ist der Sieg in Dortmund nichts mehr wert“, erklärte 1:0-Torschützen Klaas-Jan Huntelaar. „Gefeiert wird nicht, am Samstag wird gespielt“, stellte Torschütze Ibrahim Afellay nüchtern fest. „Selbstvertrauen ist gut, aber Überheblichkeit ist bei uns fehl am Platz“, bekräftigte Kapitän Benedikt Höwedes. Und Mittelfeldstratege Roman Neustädter berichtete: „Es war relativ ruhig bei uns in der Kabine.“

Für die Verbreitung bester Laune waren also andere zuständig – zum Beispiel Horst Heldt. Auch der Manager wies zwar darauf hin, dass Nürnberg eine große Herausforderung sei, „weil ja jetzt viele Leute denken, dass wir das nach den Siegen in Dortmund und Arsenal mit links machen“. Aber Heldt hatte auch am Donnerstag noch Spaß in den Backen, weil ihm neben den Resultaten gefallen hatte, auf welche Art diese beiden Siege erspielt und erkämpft wurden.

Schalke-Manager Horst Heldt gratuliert dem BVB

„Wir haben uns ja alle über das 2:2 gegen Montpellier geärgert, jetzt haben wir eine fantastische Reaktion gezeigt“, analysierte Heldt sichtbar erfreut. Auch aus dem 0:2 gegen die Bayern und dem 2:2 in Düsseldorf hat Schalke die richtigen Lehren gezogen. Die Mannschaft hat den physischen Aufwand erhöht und mehr Wert auf gemeinsame Defensivarbeit gelegt. Diese Stabilität hatte zuvor gefehlt. Dass Königsblau berauschende Angriffe auf den Rasen zaubern kann, hätte aber für Arsenal kein Geheimnis mehr sein dürfen.

Die Gunners waren sich wohl doch zu sicher, dass ihre Serie nicht reißen würde. Seit sie 2006 vom legendären Highbury ins Emirates Stadium umgezogen waren, hatten sie keines ihrer 19 Gruppenspiele in der Champions League verloren. So erhielt der Coup des neuen Spitzenreiters Schalke sogar noch eine historische Komponente.

In dieser Sternstunde für den Revierfußball dachte Horst Heldt auch an den gegen Madrid erfolgreichen Revierrivalen – allerdings auf sehr spezielle Weise. „Ich kann den Dortmundern nur dazu gratulieren, auf das Derby so geantwortet zu haben“, sagte der Manager und schob nach: „Das zeigt aber auch Schalkes Qualität. Wir haben die Mannschaft besiegt, die gegen Real Madrid gewonnen hat.“