London. . Schalke hat mit dem 2:0-Erfolg bei Arsenal London Geschichte geschrieben: Die “Gunners“ hatten zuvor seit September 2003 nur ein Champions-League-Heimspiel verloren. Lewis Holtby will eine “gute“ Woche mit einem Sieg gegen Nürnberg zur “perfekten“ machen.
Auf den zweiten Auswärtstriumph der Extraklasse reagierte die Mannschaft des FC Schalke 04 ohne große Gesten und starke Worte. Vier Tage nach dem Derbysieg in Dortmund wurde in der Champions League auch die Festung der "Kanoniere" gestürmt. Das 2:0 (0:0) beim FC Arsenal war ein Ereignis für die Geschichtsbücher, denn die Gelsenkirchener durchbrachen mehrere zuvor geltende statistische Gesetzmäßigkeiten. Doch es wurde Zurückhaltung geübt im Emirates-Stadion, in direkter Nachbarschaft zum ehrwürdigen Highbury-Stadion. "Wir haben uns natürlich gefreut, man gewinnt schließlich nicht alle Tage bei Arsenal", sagte Roman Neustädter, der immer wichtiger für Schalke wird und andererseits den Gladbachern an allen Ecken und Enden fehlt. "Aber eigentlich war es relativ ruhig bei uns in der Kabine", berichtete Neustädter.
Der perfekte Wochenabschluss soll in Nürnberg folgen
Die professionelle Konzentration richtete sich auf die drei weiteren Spiele in der Champions League, wo aber mit zwei Heimauftritten als neuer Tabellenführer der Gruppe B vor dem geschlagenen Favoriten Arsenal die Achtelfinal-Teilnahme nicht mehr in Gefahr geraten sollte. Doch noch wichtiger fanden es die Schalker, sich auf dem Rückflug von Luton auf den Alltag mit dem Duell mit dem 1. FC Nürnberg am Samstag zu fokussieren. "Die Woche lief bisher ganz gut. Der perfekte Abschluss soll nun mit einem Heimsieg gegen Nürnberg folgen", sagte Lewis Holtby, der eine ganze Sippe englischer Verwandter, darunter seine nur wenige Kilometer vom Stadion entfernt wohnende Oma, zum Spiel eingeladen hatte.
Die Holtbys und Co. erlebten unter den 60.049 Zuschauern eine Schalker Sternstunde mit den Toren des holländischen Duos Klaas-Jan Huntelaar (76.) und Ibrahim Afellay (86.). Der FC Arsenal hatte zuvor 16 Heimspiele in Serie nicht mehr in der Champions League verloren. Eine andere Erfolgsstory hatte noch nebenan im alten Stadion begonnen, denn seit September 2003 waren die Londoner in 44 Partien in der "Königsklasse" vor eigenem Publikum nur einmal geschlagen worden - vom englischen Rivalen Manchester United im Halbfinale 2009.
Ausländische Gäste fuhren seit dem Erfolg des AC Mailand vor neun Jahren nie siegreich nach Hause. Auch deutsche Teams sammelten, teilweise schon vorher, ihre Frusterfahrungen im Norden Londons. Dortmund, Hamburg, die Bayern, Leverkusen, Bremen - seit Mönchengladbach 1996 gewann kein Bundesligist bei Arsenal. Bis Schalke kam.
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Stevens: "Das war nicht mutig genug, viel zu ängstlich"
Es war eine überzeugende Vorstellung der Westfalen. Trainer Huub Stevens hatte sich bei der Aufstellung an den englischen Leitsatz "Never change a winning team" gehalten und brachte die gleiche Startelf wie in Dortmund. Der Niederländer nahm den zweiten Auswärtssieg in der laufenden Champions-League-Saison kühl auf. Er kritisierte sein Team sogar wegen der Leistung in der ersten Halbzeit. "Das war nicht mutig genug, das war viel zu ängstlich", sagte der 58-Jährige.
Mit der zweiten Halbzeit, in der schon zu Beginn Jermaine Jones für Marco Höger eingewechselt wurde, "muss man zufrieden sein", meinte Stevens. Insgesamt bescheinigte er seiner Elf einen Fortschritt in dieser Saison. Mit Afellay, der das erste Tor vorbereitete und das zweite selbst erzielte, haben die Schalker offensiv deutlich an Qualität gewonnen. Raul wird inzwischen nicht mehr vermisst.
Ein wenig Kritik übte auch Huntelaar. "Wir haben gut gespielt", sagte er, "aber gegen Dortmund waren wir noch etwas besser und aggressiver nach vorne." Dem Bundesliga-Torschützenkönig gelang in London sein 39. Europacuptreffer. Stevens lobte seinen Landsmann aber nicht nur für das Führungstor, sondern auch für dessen fleißige Arbeit in der Defensive. Sehr kompakt agierte Schalke, Arsenal mit den beiden allenfalls nur durchschnittlich spielenden deutschen Nationalspielern Lukas Podolski und Per Mertesacker brachte in 90 Minuten nur einen Schuss auf das Tor von Lars Unnerstall zustande. "Wir haben defensiv gut gestanden, ruhig und souverän gespielt", sagte Huntelaar.
Holtby: "Kurz durchatmen und den Augenblick genießen"
In der Bundesliga soll bewiesen werden, dass die neue Schalker Mannschaft auf mehreren Hochzeiten tanzen kann, dass sie inzwischen die Qualität besitzt, die früher nur dem FC Bayern innewohnte. Gegen Nürnberg soll die Serie guter Spiele in der Liga fortgesetzt, nächsten Dienstag in einem weiteren Heimspiel gegen Sandhausen das Achtelfinale des DFB-Pokals erreicht werden. "Kurz durchatmen und den Augenblick genießen", sagte Holtby nach dem Spiel. Vor dem Abflug war dann schon der "Club" das Thema. "Gegen Nürnberg sind wir erneut heiß auf einen Sieg", sagte Jefferson Farfan. (dapd)