Gelsenkirchen. Schalkes Fans unterstützten ihr Team gegen den VfL Wolfsburg über 90 Minuten und feierten auch den oft kritisierten Torwart Lars Unnerstall. Der Lohn war ein 3:0-Sieg. Trainer Huub Stevens genoss das Ergebnis und den dominanten Fußball seiner Mannschaft.

Nach dem Spiel hatte Lars Unnerstall eigentlich gar nicht mehr so viel zu tun. Schalkes Torwart stand auf dem Rasen und freute sich seines siegreichen königsblauen Lebens, als die Fans auf einmal seinen Namen riefen. Also war die Gelegenheit günstig: Unnerstall lief in seinem grellroten Torwart-Kostüm die paar Meter von der Mittellinie hinüber zur Nordkurve, machte mit den Mitspielern dort die La Ola und hörte sich dann an, wie sich die Fans mit ihren Gesängen auf das Derby in zwei Wochen in Dortmund einstimmten. So entspannt verabschiedete sich Schalke nach dem 3:0-Sieg gegen Wolfsburg in die zweiwöchige Länderspiel-Pause.

Premieren-Tor für Afellay

Lars Unnerstall, dieser Riese aus dem Münsterland, hatte schwere Wochen hinter sich, schwerer noch als seine Mitspieler. Denn während die nur im Kollektiv zu spüren bekamen, dass da zuletzt einiges schief gelaufen war auf Schalke, wurden an Unnerstall manche Dinge persönlich festgemacht. In den heutigen Zeiten, die nicht immer besser sein müssen als die früheren, beschränkt sich dies nicht nur auf die Pfiffe im Stadion, sondern es geht bis ins Private. Auch auf der Facebook-Seite von Lars Unnerstall waren Einträge zu finden, die man nicht gerne über sich liest. Der 22-Jährige hatte versucht, das nicht so nah an sich ranzulassen. „Ich nehme das nicht so ernst“, sagte er, damit müsse man sich wohl abfinden. Umso größer war aber seine Freude darüber, dass die Fans ihn diesmal im Stadion explizit hervorhoben: „Das gibt noch mal einen Schub, das macht Spaß.“ Auch Kapitän Benedikt Höwedes hatte beobachtet, wie gut diese Rückendeckung dem Schlussmann bekommen war.

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Dass das Murren gegen die eigenen Spieler auch unter den Zuschauern umstritten ist und den Anhang nicht gerade vereint, hatte sich bereits vor dem Spiel gezeigt. Das bewiesen Transparente, die über der Nordkurve hingen („Pfiffe von den teuren Plätzen: Die Quittung für eure Kartenpolitik“ oder: „90 Minuten alles geben, statt pfeifen und eher gehen“). Insgesamt war die Stimmung aber positiv, und auch dies ist ein typisches Schalker Verhaltensmuster, dass es irgendwann auch mal wieder gut ist. Schließlich wollte auch niemand Felix Magath den Gefallen tun, dass ausgerechnet er auch noch Profit daraus ziehen könnte, wenn es im Schalker Gebälk knirscht.

Farfan beruhigte die Nerven der angespannten Schalker

Doch diese Befürchtung war hinfällig, als Jefferson Farfan in der 33. Minute mit seinem Führungstor zum 1:0 die Nerven der anfangs doch angespannten Schalker beruhigte. Und bei Farfan kann man da getrost den Zusatz „ausgerechnet“ anfügen, da der Peruaner ja ein besonders kritisches Verhältnis zu Magath gepflegt hatte. Wie viel Vergangenes da heute noch zum Antrieb taugt, zeigte sich beim Torjubel, den Farfan justament vor den Trainerbänken aufführte – Magath wollte in dem Moment da gerade weggeschaut haben und knurrte: „Das interessiert mich jetzt wenig.“

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Ging auf Schalke unter: Felix Magath.
Von Manfred Hendriock

Für Schalke aber war dieses Tor wie eine Befreiung, und nach dem 2:0 durch Ibrahim Afellay direkt nach Wiederanpfiff wirkten die Blauen wie berauscht von sich und dem sich anbahnenden Erfolg. Dem Holländer Afellay war dabei das gleiche Kunststück gelungen wie später Roman Neustädter beim 3:0 (58.) – es waren ihre ersten Pflichtspiel-Tore für Schalke. Und wenn auch Klaas-Jan Huntelaar derzeit einen solchen Lauf vor dem Tor wie im Vorjahr erleben würde, dann hätte Magath sein blaues Wunder an diesem Tag noch in ganz anderen bitteren Dimensionen erlebt.

Doch es reichte auch so, um die Spannungen noch vor der Länderspielpause zu lösen. Und so genoss auch Huub Stevens nicht nur das Ergebnis und den dominanten Fußball seiner Mannschaft, sondern auch das Miteinander mit den Fans. Schalkes Trainer sagte einfach nur: „Es hat Spaß gemacht.“