Düsseldorf/Gelsenkirchen. . Am Samstagvormittag gab es eine Krisensitzung. Schalke-Manager Horst Heldt und Trainer Huub Stevens sind tief enttäuscht, weil aus einem 2:0 beim Aufsteiger Fortuna Düsseldorf noch ein 2:2 wurde. Dieses Spiel warf viele Fragen auf.
Das Training am Morgen nach einem Bundesligaspiel dient gewöhnlich der Regeneration. Lockeres Auslaufen, ein bisschen Körperpflege, danach Freizeit. Auf Schalke aber erlebten die Profis einen anstrengenden Samstagmorgen – schon bevor sie den Platz betraten. Eine Dreiviertelstunde lang wurde in der Kabine die Blamage vom Freitagabend aufgearbeitet. Schalke hatte beim Aufsteiger Fortuna Düsseldorf 2:2 verloren – anders ließ sich dieses am Ende sogar noch glückliche Unentschieden nach einer nur scheinbar souveränen 2:0-Pausenführung nicht werten. Schon in den Düsseldorfer Arena-Gängen hatte Manager Horst Heldt angekündigt, dass er am nächsten Morgen der Erste sein werde, der vor der Mannschaft das Wort ergreifen werde. Er machte seine Ankündigung wahr – und diese Krisensitzung war wirklich nötig.
Heldt wollte nicht von Arroganz reden
„Ich habe so etwas noch nie erlebt“, bekräftigte Heldt. „Das tat mehr weh als die klare Niederlage gegen die Bayern. Der Gegner lag schon am Boden, und wir haben das Spiel trotzdem noch hergeschenkt. Ich lobe die Düsseldorfer mit jeder Silbe: Aber Fortuna brauchte unsere Vorgehensweise einfach nur auszunutzen. Dass dieses Spiel noch kippen konnte, ist einfach unfassbar. Und es wirft ganz viele Fragen auf.“
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Die Fragen beginnen alle mit demselben Wort: Warum war bei allen Schalkern nach der ersten Halbzeit ein dermaßen krasser Leistungsabfall festzustellen? Warum wurden Angriffe plötzlich lässig und nicht konsequent abgeschlossen? Warum fing ein Mittelfeld, das vorher die Räume perfekt zugestellt hatte, keine Pässe mehr ab? Warum geriet eine Abwehr gegen einen Gegner, der meistens durchschaubar mit langen Bällen im Tempo über die Flügel kam, dermaßen ins Schwimmen? Warum nahmen die Schalker keine Zweikämpfe mehr an?
Von Arroganz wollte Horst Heldt nicht reden, der Begriff ging ihm zu weit. „Aber es liegt nahe, dass man es so empfindet“, sagte er dann doch. Als Ibrahim Afellay, Lewis Holtby und vor allem Klaas-Jan Huntelaar ihre Top-Chancen in der zweiten Halbzeit auf unterschiedliche Weise leichtfertig verspielt hatten, dachten die Schalker vermutlich immer noch: Irgendwann wird schon einer reingehen, das bekommen wir noch hin.
Fatale Fehleinschätzung
Den Düsseldorfer Anschlusstreffer direkt nach der Halbzeit hatten sie offensichtlich wie einen kleinen Betriebsunfall eingeschätzt, wie eine leichte Panne, die sich schon irgendwie beheben lassen würde. Und diese Haltung, diese fatale Fehleinschätzung verbreitete sich im Team wie ein Virus. Einer steckte den anderen an.
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Trainer Huub Stevens nimmt seine Mannschaft oft in Schutz und erklärt Leistungsschwankungen meistens mit fehlender Erfahrung der vielen jungen Spieler. Diesmal verzichtete er darauf, denn auch die routinierten Profis hatten ihn schwer enttäuscht. „Ich war mit der ganzen Mannschaft in der zweiten Halbzeit nicht zufrieden“, betonte er. „Ich bin fassungslos, wie wir nach der Pause aufgetreten sind.“ Selbst der sonst unantastbare Huntelaar blieb von Stevens nicht verschont und wurde ausgewechselt. „Wenn er denkt, dass das besser ist, dann muss er das so machen“, knurrte der „Hunter“.
Die Spieler werden einiges tun müssen, um ihren Trainer wieder auf ihre Seite zu ziehen, es wird diesmal nicht reichen, Besserung zu versprechen. Schon am Mittwoch geht es in der Champions League gegen den französischen Überraschungsmeister Montpellier HSC (20.45 Uhr, live im DerWesten-Ticker) weiter, deshalb muss der Mief der schlechten Stimmung auch schnell wieder aus der Schalker Kabine vertrieben werden. Auch zu diesem Zweck bemühte sich Horst Heldt, nach der Enttäuschung von Düsseldorf Geschlossenheit zu demonstrieren: „In der zweiten Halbzeit haben alle versagt. Auch ich, auch mein Assistent – bis hin zum Busfahrer.“