Gelsenkirchen. Die Spieler des FC Schalke 04 ließen beim 0:2 gegen den FC Bayern München zu früh die Köpfe hängen und verärgerten damit Trainer Huub Stevens. “So etwas haben unsere Fans nicht verdient“, bat Stevens indirekt damit ein wenig um Entschuldigung.

Als der wohltuend unaufgeregt leitende Schiedsrichter Knut Kircher die Partie nach 92 Spielminuten beendete, hätte man meinen können, dies wäre der Halbzeitpfiff. Der letzte Pfiff erfolgte in einer völlig emotionslosen Stimmung. Gerade noch hatte ein Schuss Klaas Jan Huntelaars das Außennetz touchiert, doch das hatte niemanden mehr sonderlich aufgeregt, weil keiner mehr noch an die Wende glaubte. Nein, diese 0:2-Niederlage gegen Spitzenreiter Bayern München war schon nach dem Picke-Tor von Thomas Müller nach 58 Minuten besiegelt, der Rest war Lethargie – auf dem Spielfeld wie auf den Rängen.

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Von Peter Müller und Manfred Hendriock

Nur einer hielt die Spannung noch aufrecht, war sozusagen noch im Arbeitsmodus: Bayern-Torhüter Manuel Neuer. Jetzt bloß keine großen Emotionen zeigen, in keine Richtung. Auch das Werben von Bayern-Stürmer Mario Mandzukic und Thomas Müller, die ihre Nummer eins in den Arm nahmen und ihn zum Mitkommen Richtung prall gefüllter Bayern-Kurve bewegen wollten, wurde abschlägig beschieden.

Draxler verdaddelte eine einmalige Chance auf dem Weg zum Bayern-Tor

Neuer blieb hochprofessionell. Bevor das Interview vor der Sky-Kamera beginnen konnte, hatte er sich noch schnell seines Torwart-Sweaters entledigt. An seiner Heimstätte mit dem Bayern-Emblem auf der Brust vor den Kameras – das wäre ein Stilbruch gewesen. Spötter behaupteten hinterher, der Ex-Schalker hätte auch gleich beim Oktoberfest-Anstich in München bleiben können, ein Pappkamerad mit seinem Konterfei im Bayerntor hätte auch gereicht, die Null hätte dennoch Bestand gehabt an diesem königsgrauen Fußball-Nachmittag.

Okay, die Partie hätte an einer Stelle einen ganz anderen Weg beschreiten können: Wenn Julian Draxler das Geschenk, das ihm der schlampige Jerome Boateng nach 52 Minuten mit einem lässigen Sohlentrick in den Fuß spielte, konsequenter genutzt hätte, doch der seit ein paar Tagen 19-jährige Schalker verdaddelte diese einmalige Chance auf dem Weg alleine zum Bayern-Tor. „In dieser einen Szene hätte wir die Partie vielleicht in eine andere Richtung lenken können“, blitzte bei Manager Horst Heldt in der Nachbetrachtung nur einmal so etwas wie Hoffnung im Blick auf, der ansonsten ebenso traurig schaute wie Schalke-Coach Huub Stevens, aus dem nach dem Spiel jegliches Feuer gewichen war. Ja mehr noch, der Trainer übte sich ein bisschen im Fremdschämen: „Dass die Köpfe bei meinen Spielern nach dem 0:1 nach unten gingen, das darf nicht passieren. So etwas haben unsere Fans nicht verdient“, bat Stevens indirekt damit ein wenig um Entschuldigung.

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Wesentlich stinkiger dagegen war der Manager. Im Vorfeld der Saison war Horst Heldt gefragt worden, was er sich für die neue Saison wünsche. Fernab von möglichen Platzierungen äußerte er den Wunsch, „dass wir in den Top-Spielen gegen Bayern und den BVB nicht wieder gänzlich leer ausgehen.“ Nun, die ersten Big Points haben die Schalker damit fast kampflos hergegeben. Denn es zeigte sich auf eine gewisse brutale Weise, dass in einer Partie auf diesem Niveau man nur mithalten kann, wenn elf Zahnrädchen ohne zu knirschen auch unter höchster Belastung ineinander greifen, was die Gäste von der Isar meisterhaft über die gesamte Spielzeit zelebrierten.

Am 20. Oktober zum BVB

Bei den Gastgebern standen mindestens zwei Rädchen still, was man sich in so einer Partie nicht ungestraft erlauben kann. „Diesem Gegner kann man nur mit hoher Laufbereitschaft begegnen. Wenn einer oder zwei nicht mitmachen, dann laufen die anderen wie Häschen hinterher“, lautete das vernichtende Fazit des Managers.

Ein Schaden, der so schnell nicht zu reparieren ist, auch wenn manche auf die Heilungskräfte des nächsten Spieles setzen. Lewis Holtby, der nur in Halbzeit eins ein Strohfeuer entfachte, meinte zwar: „Ich bin mir sicher, dass wir gegen Mainz die richtige Reaktion zeigen werden.“ Das ist auch das Mindeste. Aber Reputation kann man erst im nächsten Top-Spiel beim BVB am 20. Oktober gewinnen.