Gelsenkirchen. Zum zweiten Mal kehrte Manuel Neuer als Torwart des FC Bayern München nach Gelsenkirchen zurück. Wie vor einem Jahr gab's eine Menge Pfiffe - und wieder gewann Bayern auf Schalke mit 2:0. Neuer registrierte die Pfiffe, sagte aber auch: “Man muss ja trotzdem seinen Job erledigen.“
Die Uhr zeigte 14.46 Uhr, als an der Seitenlinie der Gelsenkirchener Arena die Fotografen die Objektive ihrer Kameras Richtung Kabinengang richteten, die meisten Schalker Fans pfiffen, so laut sie konnten und einige Anhänger geschmacklose Plakate in die Luft reckten. Manuel Neuer betrat den Rasen, der ehemalige Schalker, der jetzt das Tor des FC Bayern hütet. Wie vor fast genau einem Jahr bei seinem ersten Auftritt begrüßten die Königsblauen den Mann, den sie jahrelang liebevoll "Manu" nannten, alles andere als zärtlich.
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Doch wie vor einem Jahr blieben die Momente bis zum Anpfiff die aufregendsten für den Nationaltorwart. Erneut setzten sich die Münchener mit 2:0 durch, erneut hatte Neuer kaum Ballkontakte. Eingreifen musste er nur bei einem Schuss von Jefferson Farfan, den er in Schalkes Drangphase kurz vor der Pause zur Ecke lenkte (39.). "In der ersten Halbzeit", analysierte Neuer ganz ruhig nach dem Spiel, "haben wir uns schon ein bisschen schwer getan. Gerade die letzte Viertelstunde vor dem Halbzeitpfiff war Schalke am Drücker, da hätten wir auch in Rückstand geraten können."
Neuer blieb lange im Schalker Kabinengang
Erst in der zweiten Hälfte schossen die Bayern die 2:0-Führung heraus, schaukelten das Spiel nach Hause - und in der Schlussphase gab's kaum noch Pfiffe, selbst wenn Neuer bei Rückpässen den Ball bekam. Dass die Fans nach wie vor nicht gut auf ihn zu sprechen sind, bekam Neuer natürlich trotzdem mit: "Man registriert das, aber man muss ja trotzdem seinen Job erledigen." Der Unmut beschränkt sich auch nur auf die Fans. Benedikt Höwedes und Julian Draxler sieht Neuer regelmäßig in der Nationalmannschaft, und nach dem Spiel blieb er lange im Schalker Kabinengang und unterhielt sich mit seinen ehemaligen Teamkollegen. Für seinen Bruder holte er sich das Trikot von Kyriakos Papadopoulos. "Ich freue mich, die Jungs alle wiederzusehen", sage Neuer. Mit den meisten gewann er 2011 in Berlin noch den DFB-Pokal. Schalke-Manager Horst Heldt begrüßte Neuer bereits nach dem Aufwärmprogramm, sprach auch von einem "normaleren" Umgang.
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Normal blieb Neuer auch nach dem Schlusspfiff. Da wollte er nicht unnötig provozieren. Obwohl Mario Mandzukic und Thomas Müller versuchten, ihren Torwart zur Party in die Fankurve der Bayern zu locken, blieb Neuer im Mittelkreis stehen und unterhielt sich mit seinem Schalker Nachfolger Lars Unnerstall. Ein bisschen hilft er Gelsenkirchen und Schalke noch. Mit seiner Stiftung "Kids Foundation" unterstützt er ausschließlich Projekte in Geslenkirchen und Umgebung. Sollte er mit den Bayern Titel holen, gibt es einen satten Nachschlag für die Schalker - zusätzlich zur schon gezahlten Ablöse. "Das gilt", sagt Heldt, "für die gesamte Vertragslaufzeit". Und der läuft bis 2016.
Drei 2:0-Siege mit Bayern gegen Schalke
Bis dahin spielt Neuer wohl noch mindestens siebenmal gegen Schalke. Bisher gewann er dreimal mit 2:0 und wurde kaum gefordert. Es hätte schlimmer laufen können. Genau das wird er auch gedacht haben, als er um 18.15 Uhr einen letzten Blick in die inzwischen leere Arena warf, durch den Hinterausgang zum Münchener Mannschaftsbus spazierte und nach Hause flog.
Das ist München. Nicht mehr Gelsenkirchen-Buer.