Gelsenkirchen. . Der FC Schalke 04 enttäuschte beim 0:2 gegen den FC Bayern München. Die Königsblauen zeigten im Duell mit dem Titelanwärter keine Fortschritte: München siegt so souverän wie in der vergangenen Saison.
Das Schweigen der Lämmer. Geknickt schlichen die Königsblauen vom Platz, Motto: Wir sind das Ruhegebiet. Sie hatten sich so viel vorgenommen, sie wollten endlich einmal wieder den großen FC Bayern ärgern und den eigenen Leistungssprung nachweisen.
Und dann das.
Bei ihrem 2:0-Erfolg gingen die Münchener sogar noch gnädig mit den Schalkern um. Die hatten ihren Respekt lediglich für eine Viertelstunde vor der Halbzeit abgelegt, ansonsten herrschten die Mächtigen über die Mutlosen. Auffällig waren die Parallelen zur vergangenen Saison, als die Bayern – ebenfalls im September, ebenfalls weitgehend widerstandslos – ebenfalls mit 2:0 auf Schalke gewonnen hatten. Erneut verkrochen sich die Blau-Weißen vor Ehrfurcht, erneut wirkten sie oft verkrampft und verunsichert, und erneut ergaben sie sich nach dem ersten Gegentor.
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Nachdem Julian Draxler bei einem Konter in der 50. Minute den Querpass auf Klaas-Jan Huntelaar verpasst und sich stattdessen verhaspelt hatte, schlugen die Bayern fünf Minuten später eiskalt zu. Thomas Müller nahm es mit drei überforderten Schalkern auf und steckte den Ball clever durch zum kühl abschließenden Toni Kroos. Nach weiteren drei Minuten düpierte Thomas Müller wieder drei Schalker: Linksverteidiger Christian Fuchs verpasste er einen Beinschuss, Julian Draxler und der in diesem Spiel völlig indisponierte Joel Matip halfen nur halbherzig, so dass der Nationalspieler den Ball gefühlvoll ins lange Eck spitzeln konnte.
Körpersprache verrät alles
Diese Treffer zeigten Wirkung, die Schalker ließen die Ohren hängen, anstatt sich zu wehren. Huub Stevens war deshalb tief enttäuscht von seiner Mannschaft. „Es hat mir nicht gefallen, dass wir nach dem 0:1 die Köpfe unten hatten“, sagte der Trainer. „Das darf in einem Heimspiel nicht passieren, das haben unsere Fans nicht verdient.“
Allein diese Körpersprache: kein Aufrichten, keine Spannung, keine Energie. Die Gedanken der Spieler ließen sich lesen, bei den meisten stand auf der Stirn geschrieben: Hoffentlich ist das hier bald vorbei. In der Schlussviertelstunde wollte Benedikt Höwedes rechts hinten einen Freistoß ausführen, sein offensiver Partner Jefferson Farfan spazierte derweil nach vorne, drehte sich nicht einmal mehr um, und auch aus dem Mittelfeld kam dem Kapitän niemand entgegen, der den Ball haben wollte. Die Fans der Roten höhnten aus ihrer Ecke: „Gegen Bayern kann man mal verlier’n.“ Stimmt. Aber nicht so.
Klaas-Jan Huntelaar wurde in der Spitze so selten bedient, dass er einem leid tun konnte. Besonders auffällig aber war die Diskrepanz zwischen den beiden Teams in der Defensivarbeit. Schalke erlaubte sich dabei zu viele Stellungsfehler, auch zu viele ungenaue erste Pässe. Gegen Augsburg lassen sich solche schon üblichen Patzer in der Hintermannschaft durch Offensivstärke wettmachen, ein perfekt organisiertes Top-Team wie die Bayern aber lässt einen unausgeglichenen Gegner auflaufen. Vor allem, wenn der so sehr an die eigene Chance glaubt wie ein Reh im Löwenkäfig.
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„Die Art und Weise unseres Auftretens war nicht akzeptabel“, bemängelte auch Manager Horst Heldt. Wieder habe die Mannschaft gegen die Bayern „gehemmt“ gespielt, klagte Heldt und erinnerte an das 0:2 vor einem Jahr: „Derselbe Verlauf, dieselben Muster, dieselben Qualitätsunterschiede – es reicht natürlich nicht, wenn man so einem Gegner nur eine Viertelstunde lang Paroli bietet. Das ist sehr bitter.“ Heldt vermisste sogar „die Grundtugenden“: hohe Laufbereitschaft, Einsatz bis zur Verausgabung. Einen Schalker aber nahm der Manager ausdrücklich aus der Kritik: „Die Mentalität von Kyriakos Papadopoulos hätte ich gerne auf andere übertragen, bei ihm war in jeder Phase Leidenschaft zu erkennen.“
Zielsetzung bleibt unverändert
Heldt und Stevens mussten sich auf frustrierende Weise bestätigt fühlen: Sie hatten nie behauptet, dass Schalke den Bayern bereits auf Augenhöhe begegnen könne. „Wir verändern unsere Zielsetzung nicht“, unterstrich der Manager, „das hätten wir auch nach einem Sieg nicht getan. Man muss realistisch bleiben. Für uns geht es wieder um einen Champions-League-Platz. Wir haben ja nicht aus einer Laune heraus gesagt, dass Bayern der Topfavorit auf den Meistertitel ist.“
Für die Schalker Profis sprach an diesem Tag lediglich ihr besonnenes Verhalten nach dem Spiel. Sie zerfleischten sich nicht, sie verzichteten auf Schuldzuweisungen. „Wir haben vorher als Mannschaft gewonnen und diesmal als Mannschaft verloren“, betonte Jermaine Jones. „Wir stehen das jetzt zusammen durch. Wir kommen wieder.“