Fürth. Ein Klasse-Tor von Julian Draxler macht bei Schalkes 2:0-Sieg in Fürth den Klassen-Unterschied deutlich. Die Qualität, nicht nur die des Torschützen, setzte sich durch. Und verschafft Schalke Sicherheit vor dem Champions-League-Spiel in Piräus.
Vom Fenster seines Büros aus kann es Schalkes Manager Horst Heldt immer gut verfolgen, was die Spieler auf dem Trainingsplatz so alles treiben. Zuletzt legte Julian Draxler des öfteren Sonderschichten ein, um an seiner ohnehin schon starken Schusstechnik zu feilen. Als der 18-Jährige nun in der Partie bei der SpVgg Greuther Fürth in der ersten Halbzeit eine große Kopfballchance ungeschickt vergab, fand Heldt, dass Draxler wohl den falschen Schwerpunkt im Training gesetzt hatte: „Er sollte lieber mal mehr ans Kopfballpendel gehen.“
„Jule hat alles richtig gemacht“
Eine Stunde später zeigte der Jung-Nationalspieler, dass sich das Üben sehr wohl bezahlt gemacht hatte: Mit einem famosen Schuss aus 30 Metern erzielte Draxler das Tor zur 1:0-Führung und leitete damit den Schalker 2:0-Sieg beim Aufsteiger Fürth ein. Heldt blieb nichts anderes übrig, als klein bei zu geben: „Jule hat alles richtig gemacht.“ Übung macht halt, nun ja, den Meister.
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Man konnte diese Szene, dieses Tor aus dem Nichts in der 48. Minute, gut als Beleg dafür heranziehen, wie viel fußballerische Klasse in dieser Saison im Schalker Kader steckt. Die Fürther hatten dem Champions-League-Teilnehmer das Leben bis dahin mit ihren bescheidenen Mitteln durchaus schwer gemacht, und weil ausgerechnet Torschützenkönig Klaas-Jan Huntelaar bei der Chancenverwertung arg schlampte, durfte der Aufsteiger sogar auf eine Überraschung hoffen. Doch dann, so stöhnte Fürths Trainer Mike Büskens und sprach nur der Form halber etwas distanzierter über seine königsblauen Freunde, „haben sie wieder ihre individuelle Klasse gezeigt“. Mit ganz wenigen Kontakten sei Schalke „in der Lage, perfekten Fußball zu spielen“. Der Klassenunterschied ließe sich leicht auf den Punkt bringen: „Schalke spielt nicht umsonst Champions League, und wir sind nicht umsonst Neuling.“ Am Dienstag (20.45 Uhr) geht’s für die Gelsenkirchener in der Königsklasse bei Olympiakos Piräus wieder los.
Abstand ist weiter gewachsen
So wenig Fürth in der Bundesliga als Maßstab taugt, so sehr zeichnet sich aber jetzt schon ab: Schalke besitzt in diesem Jahr vielleicht den qualitativ hochwertigsten Kader der vergangenen Jahre. Der Vorsprung zu den eher Schmalbrüstigen der Liga ist weiter gewachsen, der Abstand zu den Festgeld-Bayern und den Dortmunder Nachbarn zumindest nicht größer geworden.
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Die Verpflichtung von Ibrahim Afellay hatte das zuvor schon gezeigt: Der vom FC Barcelona ausgeliehene Fußballer spielte in Fürth bei seinem Debüt in der Start-Elf auch sogleich ein paar schöne Pässe, doch entscheidende Bedeutung hatte er auf dem Platz noch nicht. Ein noch deutlicheres Qualitätssiegel im Gesamtwerk war in Fürth vielmehr: Wegen Afellay konnte es sich Trainer Huub Stevens leisten, einen Klassespieler wie Jefferson Farfan erst in der zweiten Halbzeit zu bringen, weil der Peruaner zuvor eine strapaziöse Länderspielreise hinter sich hatte. „Wenn einer wie Jeff von der Bank kommt, dann sind wir auf keinem schlechten Weg“, schmunzelte Horst Heldt. Und Lewis Holtby, der immer so viel Begeisterung sprechen lässt, verstieg sich sogar zu der Feststellung: „Ich bin dankbar, in so einer Mannschaft spielen zu dürfen.“ Dem Blondschopf war es in Fürth vorbehalten, in der 88. Minute mit dem Tor zum 2:0 alles klar zu machen – die Vorarbeit war von Farfan und Tranquillo Barnetta (noch so einer, der von der Bank kommt) geleistet worden.
Der Saisonstart ist geglückt
Drei Spiele, sieben Punkte – der Saisonstart ist geglückt. Wie hoch Schalke in dieser Saison den Korb mit den süßen Früchten hängen kann, wird sich aber erst am nächsten Samstag zeigen, wenn die Bayern in die Arena kommen: gewissermaßen die erste echte Bestandsprobe. Vorher geht’s am Dienstag noch nach Piräus, wo Schalke ein ähnliches Spiel wie in Fürth erwartet: In einem engen Stadion gegen ein Team voller Leidenschaft – nur eben auf europäischem Niveau.
Es festigt noch die Schalker Zuversicht vor der Reise nach Griechenland, dass die Mannschaft in Fürth auch in der Defensive stabil wirkte. Ein Baustein war dabei übrigens wieder Benedikt Höwedes, der als rechter Verteidiger den Vorzug vor Atsuto Uchida bekam. Was den Kapitän zu der selbstbewussten Bemerkung veranlasste: „Qualität setzt sich durch.“