Fürth. Schalke 04 kehrte mit einem 2:0-Erfolg aus Fürth zurück - eigentlich ein Grund zur Freude. Doch ein Schalker fuhr traurig nach Gelsenkirchen: Torjäger Klaas-Jan Huntelaar blieb nicht nur ohne Torerfolg, sondern ließ auch noch mehrere Chancen ungenutzt und übersah dabei besser postierte Mitspieler.
Er schüttelte den Kopf, als er durch die Fürther Arena Richtung Mannschaftsbus schlich. Die Zuschauer hatten das Stadion längst verlassen, den 2:0-Sieg des FC Schalke 04 als "verdient" analysiert und abgehakt. Doch einer musste immer wieder an die 90 Minuten denken. Er zweifelte und haderte bestimmt noch, als er am Abend ins Bett ging: Klaas-Jan Huntelaar, der Kopfschüttler. Von uns gab es für seine Leistung diesmal die Note 5. Ja, auch der "Hunter", der sonst jede noch so kleine Chance nutzt, der 52 Pflichtspieltore in der vergangenen Saison erzielte, erwischt mal einen rabenschwarzen Tag.
Drei erstklassige Chancen vergab der Schalker
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Das Huntelaar-Drama begann in der 39. Minute. Jermaine Jones stürmte allein auf Fürths Torwart Max Grün zu - und legte den Ball am Keeper vorbei auf Huntelaar. Der hätte genug Zeit gehabt, um den Ball zu stoppen, eine Bratwurst zu verputzen, eine kalte Cola zu trinken und alle 18 000 Zuschauer mit Handschlag zu begrüßen - und wäre immer noch allein vor dem Tor gewesen. Doch er geriet in Rücklage und schloss zu schnell ab. Drüber. Unglaublich.
Da mussten die Teamkollegen ihren Top-Stürmer streicheln. Das Motto: kann mal passieren. Drei Minuten später jedoch gab es dann sogar erste kleinere Vorwürfe. Huntelaar stürmte in den Strafraum, ließ sich von Max Grün Richtung Eckfahne abdrängen - und schoss dann den Torwart an. In der Mitte stand Lewis Holtby völlig frei. "Wenn er mich in der Szene in der Mitte sieht, dann ist er der beste Fußballer der Welt", sagte Holtby ganz generös nach dem Abpfiff und ergänzte: "Wenn er im Sechzehner ist, lassen wir ihn in Ruhe. Er hat letztes Jahr 30 Hütten gemacht, da ist es okay, wenn er mal aufs Tor schießt. Beim nächsten Mal sieht er den freien Mann, kein Problem."
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Ein Problem war hingegen, dass Huntelaar in der 75. Minute auch seine dritte erstklassige Möglichkeit ungenutzt ließ. "Da wollte er unbedingt selbst das Tor machen", kritisierte Manager Horst Heldt. Denn als der "Hunter" den viel, viel besser postierten Benedikt Höwedes übersah und überhastet vergab, stand es nur 1:0 für die Königsblauen. "Deshalb", sagte Heldt, "wird er sich auf der Rückfahrt einiges anhören müssen." Auch von Höwedes. "Der Hunter muss den Ball eigentlich querlegen, dann mache ich auch ein Tor", erklärte der Kapitän. Ein Torjäger auf einem kleinen Ego-Trip.
Holtby tröstet den "Hunter"
Machte am Ende aber nichts, die Schalker nahmen drei Punkte mit nach Gelsenkirchen. Lewis Holtby versuchte es mit ein paar tröstenden Worten: "Ich bin sicher, dass Klaas im nächsten Spiel wieder eins macht." Wäre auch nicht unwichtig zum Champions-League-Auftakt in Piräus (Dienstag, 20.45 Uhr, live im DerWesten-Ticker).
Huntelaar selbst wollte diesmal nichts sagen. Er schlich zum Bus. Kopfschüttelnd.