Gelsenkirchen. Schalkes Routinier Christoph Metzelder genießt sein vermutlich letztes Profi-Jahr in Königsblau. Der Ex-Nationalspieler glaubt an baldige Rückkehr von Kaptän Benedikt Höwedes in die Schalker Stammelf und wünscht sich am Ende der Saison eine Feier in Berlin. “Dann höre ich auf“, so der 32-Jährige.

Die Trainingseinheiten des FC Schalke 04 in dieser Woche laufen entspannt ab. Die meisten Profis sind auf Länderspielreise, sodass das Trainerteam mit Müh und Not ein Dutzend Spieler um sich versammelt, darunter die A-Jugendlichen Max Meyer und Axel Borgmann. Beide zusammen sind unbedeutend älter als Christoph Metzelder, der am Ende einer Fußballlaufbahn auf Standby-Betrieb im Genießer-Modus umgeschaltet hat.

Der bald 32-Jährige weiß, dass, wenn der Verein vom großen Verletzungspech verschont bleibt, nicht mehr allzu viele Bundesligaspiele seinem Konto gutgeschrieben werden. Kein Problem für den Verteidiger mit der Riesenerfahrung: „Der Verein hat die Philosophie, auf junge Spieler zu setzen, die ihre Sache bislang sehr, sehr gut machen. Ich bin da ganz loyal.“ Von Torschlusspanik ist bei ihm keine Spur, auch wenn sein Vertrag im kommenden Juni endet. Metzelder genießt vielmehr jeden Trainingstag und blickt dankbar auf seine große Karriere zurück.

Was nicht bedeutet, dass der ehemalige National-Verteidiger mit halber Kraft die Übungseinheiten absolviert. Das bekam im Donnerstagtraining jedenfalls das (ungeschützte) Schienbein des Schalker Neuzugangs Ibrahim Afellay zu spüren, der nach der Metze-Attacke einige Minuten über den Platz humpelte.

Höwedes bei Schalke Kapitän und Identifikationsfigur

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Dass Metzelder da ist, wenn man ihn braucht, hat er jedenfalls in der vergangenen Spielzeit bewiesen, wenn er sich bei 16 Liga-Einsätzen nahtlos ins Mannschaftsgefüge einbinden ließ. Nun sitzt er wieder draußen, zur Zeit allerdings in prominenter Nachbarschaft. Bankkollege ist kein Geringerer als Benedikt Höwedes, und der sieht seine momentane Situation sicherlich nicht so entspannt wie der alte Kumpel aus Haltern.

Wobei Metzelder glaubt, dass das Reservisten-Dasein des Abwehrkollegen nur eine Momentaufnahme ist: „Zu Beginn der Saison war er angeschlagen. Aber wir wissen doch alle, welche Bedeutung der Bene für die Mannschaft hat, er ist hier Kapitän und Identifikationsfigur, über kurz oder lang werden wir ihn wieder auf dem Platz sehen.“ Und auch Kollege Metzelder glaubt, dass Höwedes in der Innenverteidigung besser aufgehoben ist als auf der ungeliebten Rechtsverteidiger-Position.

Metzelders letzten Träume auf der Zielgeraden

Der kommenden Champions-League-Saison sieht er mit einiger Erwartung entgegen: „Es ist ähnlich wie vor zwei Jahren, wo drei Mannschaften um die beiden Plätze konkurrierten.“ Der Ausgang mit dem Halbfinale ist bekannt, und es gab noch die Krönung mit dem Sieg im DFB-Pokal obendrauf. Es sind so die letzten Träume eines Profis auf der Zielgeraden: „Wenn wir das noch einmal wiederholen könnten, mit der Feier am Ende in Berlin, dann höre ich auf“, so Metzelder.

Flop: Sejad Salihovic (TSG Hoffenheim)

Stoppen Sie doch mal 3 Minuten und 51 Sekunden. Nicht lang, oder? Für Hoffenheims Sejad Salihovic aber lang genug! In der 66. Minute eingewechselt foult der Bosnier drei Minuten später Eintracht-Verteidiger Zambrano. Direkt danach grätscht Salihovic Aigner in der eigenen Hälfte von hinten von den Beinen. Logische Folge: Gelb-Rot! Bei der TSG läuft noch nicht viel rund, aber einen Erfolg können sie nun verbuchen: Ihr Freistoßspezialist sicherte sich eine der schnellsten Gelb-Roten Karten in der Bundesliga.

Flop: Dennis Aogo und Jeffrey Bruma (Hamburger SV)

Am Freitag feierte man in Hamburg noch die Verpflichtung von "Retter" Rafael van der Vaart, am Samstag verloren die Norddeutschen im Prestigeduell gegen Werder Bremen. Der HSV hat wieder einen Superstar, ist aber nur bedingt abwehrbereit. Die Außenverteidiger Jeffrey Bruma und Dennis Aogo verschuldeten gleich zwei Elfmeter und brachten die Hanseaten damit auf die Verliererstraße. Fazit: Egal, wie gut van der Vaart vorne ist, beim HSV gilt: Einer patzt immer!

Flop: Vedad Ibisevic (VfB Stuttgart)

Herzlichen Glückwunsch, Vedad Ibisevic! Zum zweiten Mal schafft es der Angreifer in Diensten des VfB Stuttgart unter die Flops des Spieltags. Diesmal jedoch mit einer dummen anstatt kuriosen Szene. Beim Stand von 1:6 sorgte der Bosnier für den traurigen Höhepunkt. Nach einem Zweikampf mit Jerome Boateng ließ er sich zu einem Kopfstoß hinreißen und sah Rot. Der Stürmer zeigte sich uneinsichtig: "Gelb hätte auch gereicht." Die nächsten Spieltage wird Ibisevic dem VfB nicht zur Verfügung stehen. Und uns fehlt ein sicherer Kandidat für die Spieltag-Flops.

Flop: Benedikt Höwedes (FC Schalke 04)

Ein Tor hat Benedikt Höwedes in dieser Saison schon erzielt. Im DFB-Trikot köpfte er den Ehrentreffer gegen Argentinien. Bei Schalke drückt der Kapitän derzeit nur die Bank. Kyriakos Papadopoulos und Joel Matip haben in der Innenverteidigung derzeit klar die Nase vorn. Im Heimspiel gegen den FC Augsburg durfte Höwedes seine Mannschaft immerhin aufs Feld führen - aber nur, um das DFB-Statement gegen Rassismus und Pyrotechnik zu verlesen. Dann gab er das Mikrofon ab, schritt schnurstracks zu Bank und schmollte. Nun stehen zwei Länderspiele stehen im Kalender - Höwedes ist dabei. Vielleicht kann er seinen Schalke-Frust gegen die Faröer-Inseln bewältigen.

Flop: Felix Magath (VfL Wolfsburg)

Sie denken Felix Magath gehört aufgrund der 0:4-Pleite gegen Hannover zu den Flops? Falsch gedacht. Der Wolfsburger ist dabei, weil er in diesem Jahr den Schlussverkauf versäumte. Als Manager zauberte er in der Vergangenheit immer ein paar Überraschungen aus dem Hut. Auf Schalke sorgte er mit den Last-Minute-Transfers von Ali Karimi und Angelos Charisteas für großes Gelächter. In Wolfsburg holte Magath später Spieler wie Ferhan Hasani und Slobodan Medojevic durchs Transferfenster. Jetzt mistete er den Kader am letzten Tag nur aus. Einst ist aber sicher: Zeigen die Wolfsburger wieder so Leistungen wie am Sonntag, steht Magath im Winterschlussverkauf wieder am Wühltisch.

Flop: Luuk de Jong (Borussia Mönchengladbach)

Nie nahm Borussia Mönchengladbach mehr Geld in die Hand als für Luuk de Jong. Mehr als zwölf Millionen Euro sollen es gewesen sein. Die bisherige Bilanz des Angreifers: fünf Pflichtspiele, ein Eigentor. Gegen Düsseldorf war es fast soweit. Luuk de Jong nahm eine Flanke volley, doch Torwart Fabian Giefer parierte glänzend. Positiv: Der Gladbacher arbeitet aber an sich, auch sein Deutsch wird von Tag zu Tag besser. Einen Satz von Andreas Brehme sollte er sich dringend aneignen: "Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß."

Top: Aaron Hunt (SV Werder Bremen)

Wortspiele bieten sich bei der Kombination von Aaron Hunt und Werder Bremen genügend an: "Ein harter Hunt" oder - in Anlehnung an den Sponsor - "Hunt zeigt Eier". Als sechster Bundesliga-Spieler der Geschichte schoss Hunt nach einem vergebenen Strafstoß noch einmal - und traf! Mit seinem Treffer im zweiten Versuch ebnete der Mittelfeldspieler Werder den Weg zum 2:0-Sieg über den Hamburger SV und lieferte eine fast perfekte Leistung mit kleinem Schönheitsfehler ab.

Top: Rene Adler (Hamburger SV)

In einem bekannten Lied heißt es "Adler sollen fliegen!" Wäre der Song nicht schon 12 Jahre alt, könnte man meinen, die Band "Pur" habe sich von HSV-Schlussmann René Adler inspirieren lassen. Der frühere Nationaltorwart war mit Abstand bester Spieler der Hamburger und verhinderte ein Debakel für sein neues Team. Der Keeper parierte den ersten Strafstoß von Aaron Hunt, war aber beim zweiten Elfmeter chancenlos. Wenn es nicht gerade Schüsse der Bremer waren, die der Ex-Leverkusener mit Glanzparaden abwehrte, dann wurde der Schlussmann von seinen eigenen Verteidigern auf die Probe gestellt: "Flieg, Adler, flieg!"

Top: FC Bayern München

Nur 19 Minuten brauchten die Münchener, um dem VfB Stuttgart, der zunächst 1:0 in Führung gegangen war, seine Grenzen aufzuzeigen. Friede, Freude, Eierkuchen! Im DFB-Pokal ist der Rekordmeister weiter, in der Bundesliga mit sechs Punkten und 9:1 Toren Tabellenführer und auch mit der Champions-League-Auslosung ist man zufrieden. Dann auch noch das Debüt von Millionenmann Javier Martinez und das Comeback-Tor von Bastian Schweinsteiger. Am 2. Spieltag galt: Gut, besser, Bayern!

Top: Kyriakos Papadopoulos (Schalke 04)

Der Grieche war Schalkes Mann der Woche: Am Freitag gab er trotz einer Millionen-Offerte aus St. Petersburg königsblaue Treueschwüre ab, am Samstag erzielte er das Führungstor gegen Augsburg. Später kündigte Papadopoulos eine Vertragsverlängerung an. Er genießt es scheinbar, die Arena mit ihren über 60000 Zuschauern zum Brodeln zu bringen. Das Alternativprogramm fürs Wochenende klang weniger spannend: Zenit gewann zwar 3:0, aber das Spiel wollten nur 10000 Zuschauer. Es gibt Schöneres als Auswärtsfahrten zu Mordoviya Saransk.

Top: Szabolcs Huszti (Hannover 96)

Wo wir gerade bei Zenit St. Petersburg sind: Szabolcs Huszti stand beim Gazprom-Klub dreieinhalb Jahre unter Vertrag. So richtig glücklich wurde der Ungar dort nicht. Also suchte Huszti sein Glück wieder bei Hannover 96. Es spielt so, als wäre er nie weg gewesen. Beim Niedersachsen-Derby drehte er auf wie der Turbovogel Road Runner, die Wolfsburger Abwehrspieler glichen dem trägen Karl Kojote. Alle vier Treffer bereitete Huszti vor und bewies, dass ein Matchwinner nicht zwangsläufig ein Torschütze sein muss.

Top: Felix Klaus (SpVgg Greuther Fürth)

Felix kommt aus dem Lateinischen und heißt bekanntlich "der Glückliche". Nicht jeder wurde diesem Vornamen am Wochenende gerecht (siehe Flops). Felix Klaus konnte aber eine Riesendosis Glückshormone ausschütten. Er schoss das erste Tor in der jungen Fürther Bundesliga-Geschichte. Hinterher gab Klaus zu, dass sein Lupfer nicht ganz so gewollt war. Der junge Kerl holte somit auch noch Punkte für die Sympathie-Tabelle.

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